Maverick Viñales: «Rennen wurden zum Albtraum»

Von Nora Lantschner
Yamaha-Werksfahrer Maverick Viñales tätigte am Rande der Dutch TT in Assen einige vielsagende Aussagen: «Auf dem Sachsenring wollte ich schon am Freitag nach Hause.»

Die frühzeitige Trennung von Maverick Viñales und Yamaha zum Ende der Saison 2021 wurde zwar erst am Montag offiziell bestätigt, bei der Dutch TT wurde aber nicht erst beim zaghaften Champagner-Verspritzen auf dem Podium offensichtlich, wie unterkühlt die Stimmung tatsächlich war.

Schon am Freitag war die Online-Presserunde des Trainingsschnellsten kurzerhand gestrichen worden. Die offizielle Erklärung: Die technischen Meetings hätten sich in die Länge gezogen. Viñales sagte später dazu: «Wir haben mit dem Team entschieden, die Medien ein bisschen zu stoppen. Ich glaube, der Gedanke dahinter war, nach dem schlechten Ergebnis nichts ‚Schlechtes‘ zu sagen.»

Denn: «Auf menschlicher Seite war das Ergebnis vom Sachsenring sehr schmerzhaft. Es war respektlos für mich als Fahrer», beklagte der Letzte des Deutschland-GP. «Es ist schwierig zu vergessen. Ich war nie in meinem Leben in der Position, nicht einmal, als ich mit dem Rennfahren anfing. Es war schmerzhaft und hat mich zum Nachdenken gebracht und dazu, viele Dinge zu beschleunigen.»

Was der 26-Jährige damit meinte, ist inzwischen klar.

Auf seinen aktuellen Arbeitgeber angesprochen beteuerte Viñales jedoch: «Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Yamaha Japan. Ich glaube, sie sind großartig, der Präsident und alle, die in das Projekt involviert sind. Sie sind sehr enthusiastisch und engagiert.»

Gleichzeitig sorgte der neunfache MotoGP-Sieger (1x mit Suzuki, 8x mit Yamaha) aber auch für Stirnrunzeln: «Als sie mich 2020 wieder unter Vertrag genommen haben, war ich so: ‚Was?‘. Denn ich konnte nicht mein Maximum geben. Ich sagte zum Team, ich wüsste nicht warum, aber ich würde nicht aufgeben. Sie haben meinen Vertrag für zwei Jahre verlängert.»

«Ich habe viel Respekt für Yamaha. Ich schätze es, dass sie viel Zeit in mich investiert haben. Wir haben gute Ergebnisse erreicht, aber ich weiß nicht, warum ich es nicht geschafft habe, schneller und konstanter zu sein. Ich kann mich bei Yamaha nur für die Chancen bedanken. Sie waren immer großartig zu mir, das ist das Wichtigste», beteuerte der Jungvater.

War die menschliche oder technische Seite der größere Faktor? Immerhin ist Silvano Galbusera, mit dem der Spanier seit dem Catalunya-GP zusammenarbeitet, sein dritter Crew-Chief im fünften Yamaha-Jahr.

Das Umfeld sei aber nicht das Problem: «Ich bin mehr über die technische Seite enttäuscht, nicht über die menschliche. Ich schätze die Jungs bei Yamaha sehr. Menschlich kann ich nichts sagen, technisch schon. In den vorangegangenen Jahren und auch 2018 war es schwierig. 2019 haben wir irgendwie einen Weg gefunden, aber 2020 haben wir wieder alles verändert, wir haben das Motorrad verändert und sind wieder vom Weg abgekommen.»

«Ich bekam das Gefühl, dass es ein Albtraum war, zu den Rennen zu kommen», fand Viñales noch deutlichere Worte. «Seit drei Jahren sind meine Kommentare dieselben. Ich kann die Notizen herausholen, es sind die exakt gleichen Kommentare. Ich will einfach das Maximum herausholen, ich will Rennen fahren, um wirklich Rennen zu fahren und alles zu geben, was ich habe. Das ist im Moment schwierig. Ich komme zum Rennen und frage mich nur: Welches Problem werde ich dieses Mal haben?»

«Auf dem Sachsenring wollte ich schon am Freitag nach Hause. Es war ein Wochenende zum Verzweifeln. Ich habe alles genau erklärt, aber wir konnten uns nicht verbessern. In Assen hatte ich Grip, die Strecke passt besser zum Motorrad, also war ich schnell. Ich bin aber weit weg von meinem vollen Potenzial. Das Einzige, was ich will, ist mein volles Potenzial auszuschöpfen», bekräftigte der Moto3-Weltmeister von 2013.

MotoGP-Ergebnis, Assen, 27. Juni:

1. Quartararo, Yamaha, 26 Runden
2. Viñales, Yamaha, + 2,757 sec
3. Mir, Suzuki, + 5,760
4. Zarco, Ducati, + 6,130
5. Oliveira, KTM, + 8,402
6. Bagnaia, Ducati, + 10,035
7. Marc Márquez, Honda, + 10,110
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 10,346
9. Nakagami, Honda, + 12,225
10. Pol Espargaró, Honda, + 18,565
11. Rins, Suzuki, + 21,372
12. Binder, KTM, + 21,676
13. Petrucci, KTM, + 27,783
14. Alex Márquez, Honda, + 29,772
15. Bastianini, Ducati, + 32,785
16. Savadori, Aprilia, + 37,573
17. Gerloff, Yamaha, + 53,213
18. Marini, Ducati, + 1:06,791

Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.

Stand Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.

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