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Paolo Ciabatti: «Fabio ist unser stärkster Gegner»

Von Günther Wiesinger
Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zieht die Bilanz der ersten Saisonhälfte. Er zeigt Respekt vor WM-Leader Fabio Quartararo und hofft, dass zu den zwei Saisonsiegen durch Jack Miller bald noch weitere dazu kommen.

Ducati Corse hat in diesem Jahr bei neun MotoGP-Rennen immerhin elf der 27 möglichen Podestplätze beschlagnahmt (Yamaha bisher neun, KTM und Suzuki je 3, Honda 1) und zwei Rennen mit Jack Miller (Jerez und Le Mans) gewonnen. Das sind gleich viele GP-Siege wie in der ganzen Saison 2020. Dazu hat Ducati mit Johann Zarco, Pecco Bagnaia und Jack Miller drei Fahrer in der WM auf den Rängen 2, 3 und 5 positioniert. Gigant Honda hat 2021 nur einen Podestplatz errungen und nur einen Fahrer in den Top-Ten: Marc Márquez an zehnter Stelle.

Die Beständigkeit von Ducati ist bemerkenswert: Johann Zarco hat in neun Rennen vier Podestplätze erobert (4x Zweiter), Jack Miller (2x Erster, 1x Dritter), Pecco Bagnaia (2x Zweiter, 1x Dritter) und Jorge Martin (1x Dritter) versorgen das Werk aus Borgo Panigale regelmäßig mit Top-3-Ergebnissen. Doch bei den letzten zwei Grand Prix in Sachsen und Assen schaffte kein Desmosedici-Pilot den Sprung aufs Podest.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti blickt trotzdem zufrieden auf die erste Saisonhälfte. Die Verjüngungskur des Fahreraufgebots (die sechs MotoGP-Fahrer sind im Schnitt 24,5 Jahre alt) hat sich bisher als zielführend und richtig erwiesen,

Aber es gibt immer noch Strecken, die den Ducati-Asen Mühe machen. Der kurvenreiche Sachsenring gehört dazu. Dort haben die Roten seit 2016 keinen Podestplatz erreicht und seit 2008 nie gewonnen.

«Die deutsche Piste hat gewisse spezielle Charakteristiken, die nicht ideal zu unserem Motorrad passen», meint Ciabatti. «Es gibt dort keine langen Geraden, es ist ein langsamer Circuit. Trotzdem konnten wir 2019 Jahren dort gut mithalten, obwohl wir nicht um den Rennsieg fighten konnten.» Damals sicherten sich Petrucci, Dovizioso und Miller die Plätze 4 bis 6. Diesmal kamen Bagnaia, Miller und Zarco auf den Plätzen 5, 6 und 8 ins Ziel.

Ducati hat also weiter drei heiße Eisen im WM-Feuer, aber bisher hat sich bei den Italienern noch kein Titelfavorit klar als Nummer 1 herauskristallisiert.

«Es ist zu früh, um Prognosen für unsere Titelchancen abzugeben», sagt Ciabatti im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir hoffen, dass wir weiter bei jeden Grand Prix um die Podestplätze fighten können. Wir möchte bei den nächsten Rennen auch ein paar weitere Siege in unsere Tasche stecken. Bei den beiden Rennen in Österreich im Augist dürfen wir uns ja gute Chancen ausrechnen.»

Denn auf dem Red Bull-Rung hat Ducati 2016 mit Iannone gewonnen, 2018 mit Lorenzo, 2019 mit Dovizioso, 2020 wieder mit Dovizioso, nur beim zweiten Spielberg-Event 2020 triumphierte Oliveira auf KTM.

Aber Yamaha-Star Fabio Quartararo hat schon fünf Pole-Positions eingesammelt, er hat 2021 bereits vier Siege (Doha-2, Portimão, Mugello und Assen) errungen und den WM-Zweiten Johann Zarco um 34 Punkte abgeschüttelt.

Ciabatti unterschätzt den starken Franzosen nicht. «Er ist wirklich schnell und konstant.»

Ciabatti gibt aber zu bedenken: «Auch wenn ich mich mit dieser Aussage nicht beliebt mache, muss ich erwähnen, dass Fabio Glück hatte, dass er beim Catalunya-GP wegen des offenen Reißverschlusses keine schwarze Flagge bekam, sondern noch auf Platz 6 gewertet wurde. De beiden Zeitstrafen waren ein mildes Urteil. Die Stewards haben ja am Tag nach dem Rennen zugegeben, dass auch eine schwarze Flagge gerechtfertigt gewesen wäre.»

Der WM-Leader widersprach ihnen nicht. Denn das Reglement sagt klipp und klar: Die komplette Ausrüstung muss zu jedem Zeitpunkt korrekt und vollständig getragen werden. Bei Fabio war jedoch der Chest Protector weggeflogen.

«Ich will mich nicht beschweren, aber am Ende ist Fabio als Dritter ins Ziel gekommen und dann auf Platz 6 strafversetzt worden. Für Platz 6 hat er zehn Punkte bekommen, das ist an diesem Tag für ihn ein gutes Ergebnis für die Weltmeisterschaft gewesen», hält Paolo Ciabatti fest. «Denn nach einem schwarzen Flagge wäre er ohne Punkte dagestanden. Wie auch immer. Man muss sich auch vor Augen halten: Fabio hat auch in Montmeló gegen Oliveira um den Sieg gekämpft, bevor das Problem mit dem Reißverschluss aufgetreten ist. Er war also auch dort sehr konkurrenzfähig und ist also unser stärkster Kontrahent um den WM-Titel. Er fährt extrem gut, und sein Feeling mit der Yamaha ist im Grunde auf jeder Strecke ausgezeichnet.»

Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.

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