Paolo Ciabatti (Ducati): Traut er KTM den Titel zu?
Nach den erstaunlichen Erfolgen von Red Bull KTM in der MotoGP-Saison 2020 mit drei Siegen und fünf weiteren Podestplätzen Pol Espargaró (er fuhr fünfmal auf Platz 3 und wurde WM-Fünfter) wollten der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer und Vorstand Hubert Trunkenpolz mit dem starken Fahreraufgebot 2021 um den Weltmeistertitel oder zumindest in der Fahrer-WM einen Platz unter den Top-3 anvisieren.
Aber der Saisonauftakt bei den beiden Rennen in Doha/Katar misslang kräftig,. Einerseits fand KTM keine Lösung für die neue Vorderreifen-Generation von Michelin, anderseits fehlte es an Top-Speed. Vielleicht waren die Ingenieure in Munderfing bei der «engine specification» anfangs zu konservativ vorgegangen. Denn KTM verlor die «concession»-Privilegien und darf in diesem Jahr erstmals nur so viele Motoren wie die anderen Siegerteams einsetzen – also sieben statt neun (wie Aprilia).
Doch KTM überraschte die Gegner, Experten und notorischen Kritiker mit einer erstaunlichen «tech update response rate», also mit einer beispiellosen Entwicklungsgeschwindigkeit. Denn zwei Wochen nach dem zweiten Losail-GP brauste Brad Binder in Portimão bereits auf Platz 5! Und danach sicherte sich Oliveira in Mugello Platz 2, ehe er in Catalunya klar siegte und im Sachsen noch einmal mit Platz 2 glänzte. Er verbesserte sich dadurch in der WM in kurzer Zeit vom 20. auf den siebten Rang.
Aus Katar hatte er nur einen 13. und einen 15. Platz heimgebracht, Teamkollege Brad Binder nur einen 14. Platz.
«Diese schnelle Reaktion zeichnet uns aus», stellte Stefan Pierer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Eine Niederlage macht dich stark. So etwas lassen wir auf uns nicht sitzen.»
Auch Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zeigt Respekt vor dem ehemaligen Offroad-Spezialisten aus dem oberösterreichischen Innviertel.
«KTM hat nach dem Auftakt in Katar sehr rasch reagiert», bemerkte der erfolgreiche italienische Rennstratege. «Ich bin davon gewiss nicht überrascht, denn KTM ist eine namhafte Firma. Aber normal ist es nicht an der Tagesordnung, dass ein Hersteller so rasch reagiert, wenn seine Ergebnisse hinter den Erwartungen geblieben sind. Es ist nicht selbstverständlich, dass die Techniker dann so rasch mit den richtigen Lösungen kommen, die in die richtige Richtung zielen. Gratulation an KTM! Sie haben die passenden Lösungen gefunden. Ich weiß nicht, ob es am neuen Rahmen lag. Aber sie haben definitiv nach dem schwierigen Saisonbeginn sehr rasch wieder ein konkurrenzfähiges Motorrad an die Rennstrecke gebracht. Oliveira ist dreimal hintereinander unter den Top-2 gelandet. Ein unglaublich gute Leistung.»
Kann KTM mit Oliveira noch in den Titelkampf eingreifen?
«Wir müssen abwarten, was KTM bei den nächsten paar Rennen zustande bringt», meint Ciabatti. «Dann kann ich diese Frage beantworten. Sie werden bei den beiden Grand Prix in Österreich sicher konkurrenzfähig sein. Sie haben dort 2020 ein Rennen gewonnen und haben dort viel getestet. Ja, warum soll KTM nicht im Titelkampf mitmischen? Ich hoffe, Ducati kann bis zum Finale um die Weltmeisterschaft kämpfen. Wenn wir mehr konkurrenzfähige Piloten vorne haben, kann uns KTM vielleicht helfen, Quartararo und den anderen Ducati-Gegnern Punkte wegzunehmen. Es muss kein Nachteil für uns sein, wenn wir zusätzliche Topfahrer an der Spitze haben.»
Stand Fahrer-WM nach 9 Rennen von 19 Rennen
1. Quartararo, 156 Punkte. 2. Zarco 122. 3. Bagnaia 109. 4. Mir 101. 5. Miller 100. 6. Viñales 95. 7. Oliveira 85. 8. Aleix Espargaró 61. 9. Binder 60. 10. Marc Márquez 50. 11. Nakagami 41. 12. Pol Espargaró 41. 13. Morbidelli 40. 14. Rins 33. 15. Alex Márquez 27. 16. Bastianini 27. 17. Petrucci 26. 18. Martin 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.
Stand Konstrukteurs-WM
1. Yamaha, 184 Punkte. 2. Ducati 167. 3. KTM 114. 4. Suzuki 105. 5. Honda 86. 6. Aprilia 62.
Stand Team-WM
1. Monster Energy Yamaha, 251 Punkte. 2. Ducati Lenovo 209. 3. Pramac Racing 149. 4. Red Bull KTM Factory Racing 145. 5. Suzuki Ecstar 134. 6. Repsol Honda 98. 7. LCR Honda 68. 8. Aprilia Racing Team Gresini 65. 9. Petronas Yamaha SRT 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 41. 11. Tech3 KTM Factory Racing 39.
Der MotoGP-Kalender 2021 (Stand 6. Juli)
28. März: Doha/Q*
04. April: Doha/Q*
18. April: Portimão/P
02. Mai: Jerez/E
16. Mai. Le Mans/F
30. Mai: Mugello/I
06. Juni: Barcelona/E
20. Juni: Sachsenring/D
27. Juni Assen/NL
08. August: Red Bull Ring/A
15. August: Red Bull Ring/A
29. August: Silverstone/GB
12. September: Aragón/E
19. September: Misano/I
03. Oktober: Circuit of the Americas/USA
17. Oktober: Buriram/TH
24. Oktober: Sepang/MAL
07. November: Portimão/P
14. November: Valencia/E