Spielberg Kurve 2 & 3: Nach Horror-Crash entschärft

Von Günther Wiesinger
Nach dem 300-km/h-Crash von Zarco und Morbidelli im Vorjahr wurden in Spielberg Umbauten nötig. Rossi wurde damals von Morbidellis Yamaha fast gestreift. GP-Rennleiter Andrea Meklau verrät die Einzelheiten.

In der Anfangsphase des GP von Österreich 2020 kam es in der superschnellen Kurve 2 zu einer verhängnisvollen Kollision zwischen Johann Zarco (Pramac Ducati) und Franco Morbidelli (Petronas-Yamaha). Das hochgeschleuderte Bike von Morbidelli traf dann beim Rausfahren aus Turn 3 beinahe Viñales und Rossi; das Rennen musste abgebrochen und neu gestartet werden. Als Sturzverursacher wurde Zarco für den zweiten Spielberg-GP eine Woche später ein Pit-Lane-Penalty aufgebrummt.

Natürlich wurde diese Stelle (die Kollision fand bei 300 oder 320 km/h statt!) für den zweiten Grand Prix entschärft. Die Fahrer diskutierten sogar, ob an dieser Stelle für 2022 eine neue Schikane gebaut werden sollte. Aber der routinierte Spielberg-GP-Rennleiter Andy Meklau ahnte gleich, dass der Formel-1-Sicherheitexperte Michael Masi einer Schikane nicht zustimmen würde. Denn zwei F1-Autos haben im Turn 2 sowieso nicht nebeneinander Platz…

Trotzdem wurden nach diesem Vorfall mit Zarco und Morbidelli die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Eine Barriere verhindert das Hinauffliegen von Rennfahrzeugen in den Turn 3, außerdem wurde rechts von der Fahrbahn im Bergaufstück ein Großteil des Grünstreifens durch ein voluminöseres Kiesbett ersetzt. «FIM Safety Officer Franco Uncini hat uns vor einem Jahr noch Auflagen gemacht, diese haben wir erfüllt. Das Update sah vor, dass wir Rasenfläche entfernen und für 2021 die Kiesbettfläche zwischen Kurve 2 und Kurve 3 noch einmal vergrößern. Der Grünstreifen ist minimiert worden auf ca. fünf Meter. Das Motorrad ist ja im Vorjahr nicht im Kiesbett hinaufgeschlittert, sondern auf dem Grünstreifen…»

Der 54-jährige Andreas Meklau war 1994 auf Ducati Sechster der Superbike-WM; 1993 gelang ihm ein SBK-Laufsieg auf dem damaligen Österreichring. Er kennt die Problematik und die Gefahren des Rennsports aus eigener Erfahrung. «Man wird diesen Rennsport nie völlig sicher machen können. Wie viele Superstars sind ums Leben gekommen und was ist dann alles diskutiert worden? Das Thema ist vorhanden. Wenn wir damit nicht zurechtkommen, dürfen wir gar nichts mehr machen...»

Trotzdem wurden die Kurven 2 und 3 bereits letztes Jahr am Donnerstag vor dem zweiten Grand Prix entschärft. Meklau saß dann eine Spur gelassener vor den TV-Monitoren, und als Ex-Rennfahrer hat er sowieso jederzeit ein offenes Ohr für die Wünsche der Kollegen.

«Wir sind alle glücklich, dass wir Rennsport betreiben können, speziell nach der Corona-Zwangspause», beteuert der Steirer. «Wir können uns nur jeden Tag bei Didi Mateschitz bedanken, dass er das hier in Spielberg ermöglicht.»

Letztes Jahr war für das FP1 des zweiten Spielberg-GP eine Mauer errichtet worden, um das Eintreffen herrenloser Motorräder in Turn 3 zu verhindern. Diese Mauer existiert weiter, sie wird natürlich nach unten durch Airfences entschärft.

Meklau ist überzeugt, der Red Bull Ring biete die bestmöglichen Sicherheitsmaßnahmen. Sorgen macht ihm dafür das Wetter. «Es wird von Donnerstag bis Sonntag wechselhaft werden. Aber warten wir ab. Genaue Vorhersagen sind momentan schwierig. Der Asphalt ist jedenfalls wie immer vor dem Grand Prix gereinigt worden, wie es gefordert wird. Der Gummiabrieb von anderen Serien wurde entfernt. Wir haben alles umgesetzt, was uns von der FIM und von Franco Uncini vorgeschrieben wurde. Mehr können wir nicht machen. Es ist alles safe und sicher.»

Meklau macht sich eher Sorgen wegen der immer schneller werdenden MotoGP-Raketen. «362 km/h Top-Speed sind in diesem Jahr Standard geworden. Ich bin sprachlos. Die Frage ist nur, wie lange die Rennstrecken da noch mitmachen können. Oder müssen alle umgebaut werden? Das kann ja nicht die Richtung sein. Diese Geschwindigkeiten sind ein Wahnsinn. Natürlich sind das in der MotoGP die besten 22 Jungs der Welt, die ein Rennmotorrad beherrschen können. Aber man hat gesehen, was bei uns letztes Jahr im Turn 2 und 3 passiert ist. Es kann fast überall zu einer Katastrophe kommen... Man kann die Rennstrecken adaptieren., aber der Sport wird immer gefährlich bleiben. Das ist traurig genug. Aber der GP-Sport ist eine gute Show. Im Fernsehehn schaut das cool aus.»

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