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Lin Jarvis (Yamaha) zu Viñales: Sind Fehler passiert?

Von Günther Wiesinger
2019 gewann Maverick Viñales drei Grand Prix, er wurde WM-Dritter. Deshalb verlängerte Yamaha den Vertrag, auch wegen eines Ducati-Angebots. Yamaha-Rennchef Lin Jarvis grübelt, was danach schief gegangen ist.

Yamaha Motor Racing hat jetzt innerhalb von fünf Wochen zwei MotoGP-Superstars verloren – Valentino Rossi und Maverick Viñales. Beim 42-jährigen Italiener hat sich der Rückzug abgezeichnet, beim 26-jährigen Spanier vollzog er sich blitzartig und überraschend. Denn erst bei der Dutch-TT ersuchte Maverick bei Yamaha um die Vertragsauflösung, drei Tage später war der Fall erledigt.

Im Rückblick stellt sich die Frage, ob Yamaha den Viñales-Vertrag für 2021 und 2022 zu früh unterzeichnet hat. Aber als der Deal im Jahr 2020 frühzeitig verlängert wurde, schien das eine weitblickende, schlaue Entscheidung zu sein, denn der aufstrebende Factory-Neuling Fabio Quartararo bekam 2021 mit Viñales einen bewährten Siegfahrer als Teamkollegen. Dazu wurde damals Rossi für 2021 ein Platz neben Franco Morbidelli bei Petronas angeboten – und Jorge Lorenzo als Testfahrer engagiert, mit dem wertvollen Technik-Knowhow seiner drei Jahre bei Ducati und Honda. Yamaha schien damals alles richtig zu machen.

Heute fragt man sich: Wären Rossis letzte zwei MotoGP-Jahre als Rennfahrer besser verlaufen, wenn er nicht ins Kundenteam abgeschoben worden und Viñales statt dem neunfachen Weltmeister für 2021 geopfert worden wäre?

«Man weiß es nie. In diesem Geschäft passieren viele unvorgesehene Dinge. Wir haben uns seither Gedanken gemacht und überlegt, ob wir den Vertrag zu früh unterschrieben haben», räumt Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis. «Wir sind im Juni 2021 mit einer Situation konfrontiert worden, in der ein Fahrer, der für zwei Jahre unter Vertrag steht, weggehen will. Wir haben analysiert, ob wir in unserem Prozess einen Fehler gemacht haben. Wir wollen ja vermeiden, dass wir ein zweites Mal mit einem ähnlichen Szenario konfrontiert werden. Aber zum damaligen Zeitpunkt war der Vertrag mit Maverick die beste Entscheidung.»

Denn Maverick hatte die Saison 2019 als WM-Dritter hinter Márquez und Dovizioso stark beendet, er hatte zwei Rennen gewonnen und fünf weitere Podestplätze erobert.

«Aus diesem Grund hatte Maverick damals die Option, für 2021 und 2022 zu Ducati ins Werksteam zu wechseln», blickt Lin Jarvis zurück. «Es lag ein starkes Angebot von Ducati auf dem Tisch. Und wir wussten alle, wie stark Maverick sein kann. Gleichzeitig war der Wechsel von Valentino zu Petronas für 2021 vorgesehen. Ohne Vale hätte Viñales 2021 der neue Teamleader werden können. Wir dachten, er stand bisher immer im Schatten von Valentino, nach dessen Weggang vom Factory Team könnte in diesem Jahr 2020 Mavericks große Stunde schlagen… Aber das ist nicht passiert.»

Denn der rätselhafte Viñales beförderte sich durch seine wechselhaften Ergebnisse schnurstracks in der laufenden Saison in einen neuen Schatten – in jenen von WM-Leader Fabio Quartararo, der 2020 in Jerez seine ersten beiden Rennen gewonnen hat. Noch bei Petronas.

Viñales konnte sich also ausmalen, was 2021 auf ihn zukommen würde.

Hätte Yamaha mit dem Wissen von heute dieselbe Entscheidung getroffen und den Viñales-Vertrag im Januar 2020 für zwei Jahre verlängert?

Jarvis: «Im Nachhinein können wir sagen, wir würden diese Entscheidung vielleicht nicht noch einmal so treffen. Aber das ist schwer zu sagen. Wenn Maverick nach dem Auftaktsieg in Katar 2021 diesen Schwung beibehalten und bis jetzt drei weitere Rennen gewonnen hätte, hätten alle zugestimmt, dass wir vor eineinhalb Jahren die richtige Entscheidung getroffen haben. Man muss auch festhalten, dass damals niemand etwas von der Pandemie geahnt hat. Niemand wusste, dass die Saison 2020 erst im Juli beginnen würde. Es gibt so viele Dinge, die Einfluss auf das Geschehen hatten.»

Und Viñales begann ja die Saison 2020 mit zwei sauberen zweiten Plätzen hinter Fabio Quartararo in Jerez.

Doch dann kamen für Yamaha 2020 drei schwierige Rennen in Brünn und Spielberg, der Skandal mit den nicht homologierten Ventilen sorgte für Unruhe. Viñales gewann nur ein Rennen (in Misano), Quartararo und Morbidelli auf dem Petronas-Kundenbike hingegen je drei.

«Manchmal gewinnst du bei solchen Entscheidungen, manchmal verlierst du», zuckt Jarvis die Achseln.

Ergebnisse MotoGP Red Bull Ring, 15. August 2021:

1. Brad Binder (ZA), KTM, 28 Runden in 40:43,928 min
2. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +12,991 sec
3. Jorge Martin (E), Ducati, +14,570
4. Joan Mir (E), Suzuki, +15,623
5. Luca Marini (I), Ducati, +17,831
6. Iker Lecuona (E), KTM, +17,952
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +19,650
8. Valentino Rossi (I), Yamaha, +20,150
9. Alex Márquez (E), Honda, +20,692
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +21,270
11. Jack Miller (AUS), Ducati, +28,144
12. Danilo Petrucci (I), KTM, +28,193
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +28,603
14. Alex Rins (E), Suzuki, +33,642
15. Marc Márquez (E), Honda, +38,459
16. Pol Espargaró (E), Honda, +43,384
17. Cal Crutchlow (GB), Yamaha, +55,950
– Miguel Oliveira (P), KTM, 6 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 10 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 22 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 11 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 181 Punkte. 2. Bagnaia 134. 3. Mir 134. 4. Zarco 132. 5. Miller 105. 6. Binder 98. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 67. 10. Martin 64. 11. Marc Márquez 59. 12. Nakagami 55. 13. Rins 44. 14. Alex Márquez 41. 15. Pol Espargaró 41. 16. Morbidelli 40. 17. Bastianini 31. 18. Petrucci 30. 19. Rossi 28. 20. Marini 27. 21. Lecuona 24. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 212 Punkte. 2. Yamaha 209. 3. KTM 152. 4. Suzuki 138. 5. Honda 104. 6. Aprilia 68.

Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 276 Punkte. 2. Ducati Lenovo 239. 3. Pramac Racing 200. 4. Red Bull KTM Factory Racing 183. 5. Suzuki Ecstar 178. 6. Repsol Honda 107. 7. LCR Honda 96. 8. Aprilia Racing Team Gresini 71. 9. Petronas Yamaha SRT 68. 10. Esponsorama Racing Ducati 58. 11. Tech3 KTM Factory Racing 54.

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