Würden die MotoGP-Kollegen Rossi das Podium schenken?

Von Nora Lantschner
Valentino Rossi bestreitet in Valencia am Sonntag sein letztes MotoGP-Rennen. Im Fahrerlager stand der neunfache Weltmeister schon am Donnerstag im Mittelpunkt: Was Quartararo, Bagnaia, Miller und Co. sagten.

Bei der letzten MotoGP-Pressekonferenz von Valentino Rossi saßen seine MotoGP-Kollegen in den ersten Reihen und applaudierten dem 42-jährigen Superstar. Anschließend gestand Fabio Quartararo: «Es ist hart zu sehen. Viele meinten, mit seinen Ergebnissen müsse er zurücktreten… Aber ich glaube, all die Leute hätten jetzt gerne, dass er bleibt. Es ist traurig, weil er die Legend des Sports ist. Er hat etwas Besonderes, er ist der, der mich als Kind wirklich inspirierte. Auch wie er feierte, wie er gewann, seine Persönlichkeit – für mich – und ich glaube für viele von uns – ist er das Idol», schwärmte der Weltmeister.

VR46-Musterschüler Pecco Bagnaia erging es ähnlich: «Ich hatte das Glück, noch mit ihm in der MotoGP zu fahren. Ich bin auch glücklich darüber, dass ich mein erstes Rennen mit ihm auf der Strecke gewann. Ich will ihm danken für seine harte Arbeit mit der Academy, ich habe auch das Glück, Teil seines Alltags zu sein: Wir sind jeden Tag zusammen und wir trainieren zusammen. Heute ist ein schwieriger Tag, aber es ist normal, dass der Tag einmal kommt. Ich bin überzeugt, dass die Leute nie vergessen werden, was Vale für die Weltmeisterschaft getan hat.»

Der zweifache Weltmeister Joan Mir erzählte: «Ich wuchs damit auf, das gelbe Bike immer siegen zu sehen. Ich schaute ihm zu und dachte mir, das ist mein Idol. Es war eine Freude, diese drei Jahre mit ihm in der MotoGP zu verbringen und den Titel mit ihm auf der Strecke gewinnen zu können. Ich wünsche ihm das Beste, er hat alles im Leben, um es jetzt zu genießen.»

Jack Miller musste sich erst einmal kneifen, als er die neun Weltmeister-Bikes des «Dottore» im Paddock des Circuit Ricardo Tormo aufgebaut sah. 2009 auf Phillip Island hatte er Rossi erstmals gesehen. «Wenn man damit aufwächst, ihm zuzuschauen, denkt man nicht einmal daran, dass es eines Tages möglich sein könnte, gegen ihn Rennen zu fahren. Dieses Glück zu haben, einmal in meiner Karriere mit ihm auf dem Podest zu stehen, in Texas, das sind die Dinge, die du nie für möglich gehalten hättest. Es ist aber passiert und es war super besonders», unterstrich der 26-jährige Australier.

«Er hat gezeigt, dass man viel Spaß haben und gleichzeitig super aggressiv und ein dominierender Fahrer sein kann», ergänzte der Ducati-Werksfahrer. «Das hat den Weg für die neue Generation geebnet. Ich glaube, keiner von uns würde so sein, wie wir sind, wenn es ihn nicht gegeben hätte.»

«Ich kämpfte mit ihm bei seinem letzten Sieg, 2017 in Assen», erinnert sich Danilo Petrucci. «Wir kämpften zehn Jahre lang – um Siege und Podestplätze, aber auch um einen 16. Platz. Mein Vater war ein Truck-Fahrer. Als Valentino 1997 sein erstes Motorhome kaufte, holte er es bei uns zu Hause ab. Ich kenne ihn also schon lange – bevor er der Valentino wurde. Es macht mich wirklich stolz, mit ihm die Strecke, Podestplätze und so viele gute Erinnerungen geteilt zu haben.»

115 GP-Siege und insgesamt 235 Podestplätze sammelte Rossi in seinen 26 WM-Jahren. In der «premier class» allein hält er bei 199 Top-3-Ergebnissen. Auf den sozialen Netzwerken wurde daher schon diskutiert: Würden die Mittstreiter ihm am Sonntag das 200. Podium schenken, also für ihn Platz machen?

«Ich würde es für ihn machen, aber ich glaube, Valentino wäre nicht glücklich, sein 200. Podium so zu erreichen», meinte Quartararo lachend. «Daher werde ich nicht Platz machen.»

«Ich glaube schon, dass er es genießen würde, es ist immer ein Podium, aber es ist zu schwierig umzusetzen», gab sich Bagnaia realistisch. Stattdessen schlug der dreifache Saisonsieger vor, dem neunfachen Weltmeister auf der Ehrenrunde nach der Zielflagge den Vortritt zu lassen.

«Vielleicht überrascht er uns und kämpft mit uns, wer weiß», warf Mir ein. Miller hatte die Lösung parat – und die Lacher auf seiner Seite: «Ich glaube, er hat ziemlich viel Geld, ich bin ein Geschäftsmann, ich bin immer offen für Verhandlungen.»

Die Bilanz von Valentino Rossi in der Motorrad-WM:

1996: WM-9. auf Aprilia 125, 111 Punkte, ein GP-Sieg
1997: WM-1. auf Aprilia 125, 321 Punkte, elf Siege
1998: WM-2. auf Aprilia 250, 201 Punkte, fünf Siege
1999: WM-1. auf Aprilia 250, 309 Punkte, neun Siege
2000: WM-2. auf Honda 500, 209 Punkte, zwei Siege
2001: WM-1. auf Honda 500, 325 Punkte, elf Siege
2002: WM-1. auf Honda 990, 355 Punkte, elf Siege
2003: WM-1. auf Honda 990, 357 Punkte, neun Siege
2004: WM-1. auf Yamaha 990, 304 Punkte, neun Siege
2005: WM-1. auf Yamaha 990, 367 Punkte, elf Siege
2006: WM-2. auf Yamaha 990, 247 Punkte, fünf Siege
2007: WM-3. auf Yamaha 800, 241 Punkte, vier Siege
2008: WM-1. auf Yamaha 800, 373 Punkte, neun Siege
2009: WM-1. auf Yamaha 800, 306 Punkte, sechs Siege
2010: WM-3. auf Yamaha 800, 233 Punkte, zwei Siege
2011: WM-7. auf Ducati 800, 139 Punkte, kein Sieg
2012: WM-6. auf Ducati 1000, 163 Punkte, kein Sieg
2013: WM-4. auf Yamaha 1000, 237 Punkte, ein Sieg
2014: WM-2. auf Yamaha 1000, 295 Punkte, zwei Siege
2015: WM-2. auf Yamaha 1000, 325 Punkte, vier Siege
2016: WM-2. auf Yamaha 1000, 249 Punkte, zwei Siege
2017: WM-5. auf Yamaha 1000, 208 Punkte, ein Sieg
2018: WM-3. auf Yamaha 1000, 198 Punkte, kein Sieg
2019: WM-7. auf Yamaha 1000, 174 Punkte, kein Sieg
2020: WM-15. auf Yamaha 1000, 66 Punkte, kein Sieg
2021 nach 17 von 18 GP: WM-20. auf Yamaha 1000, 38 Punkte, kein Sieg

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