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Andrea Dovizioso: Fabio ist bei Yamaha die Referenz

Von Günther Wiesinger
Drei verschiedene Aufschriften standen in den letzten Ducati-Jahren hinten auf dem Leder von Andrea Dovizioso. Jetzt will er als Yamaha-Werkspilot wieder vorne mitmischen und sich am Fahrstil von Quartararo orientieren.

Andrea Dovizioso hat seinen Künstlernamen «Desmo Dovi» schon vor seiner achten und letzten Ducati-Saison abgelegt. Er warb hinten auf dem Leder 2020 zuerst für seine TV-Dokumentation «Undaunted», nach der Trennung von Ducati schrieb er «Unemployed» (arbeitslos) auf seinen Allerwertesten.

Seit dem Misano-GP nahm der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister (2017 bis 2019) mit der Petronas-Yamaha statt Morbidelli wieder an der WM teil. 2022 wird der 15-malige MotoGP-Sieger für das neue WITHU-Yamaha-RNF-Team die gesamte WM bestreiten, als Teamkollege von Darryn Binder.

Bei den jüngsten Testfahrten in Jerez mit einem Prototyp der 2022-Werks-Yamaha präsentierte der 35-jährige Italiener keine Botschaft mehr auf seinen sprichwörtlichen vier Buchstaben, also auf dem Popo, sondern nur eine Aufschrift mit den dazu passenden vier Buchstaben – DOVI.

Dovizioso hat mit der veralteten A-spec-Yamaha von Franco Morbidelli in seinen fünf Rennen einen Nuller verzeichnet, dann die Ränge 13, 13, 14 und 12 erreicht.

Im November sagte er klar: «Es wundert mich nicht, dass Morbidelli mit diesem Motorrad nicht mehr fahren wollte.»

Denn das Bike stammte in seinen Grundzügen aus der Saison 2019.

«Ich bin nicht der Typ von Rennfahrer, der über das Limit geht, wenn er das Motorrad noch nicht richtig kennt», sagte Dovizioso. «Aber ich war dankbar, dass ich noch zwei Tests und fünf Grands Prix bestreiten konnte als Vorbereitung für das kommende Jahr. Da ich ziemlich klein bin, hatte ich am Anfang Mühe, auf der Yamaha die ideale Sitzposition zu finden. Ich konnte zuerst den Hebel für die Hinterradbremse und den Schalthebel nicht gut erreichen, auch der Lenker war ungewohnt weit weg. Ich musste also am Anfang einiges umbauen lassen.»

Dovi steuerte schon 2012 im Tech3-Team eine private Yamaha M1, er wurde damals WM-Fünfter und wechselte dann für acht Jahre zu Ducati. «Während der letzten Jahre habe ich mir oft gedacht, ich möchte noch einmal eine Yamaha probieren. 2012 hatte ich ja keine Werks-M1, und auch für 2013 wurde mir keine angeboten.»

Aber mit neun Jahren Verspätung avancierte Dovi jetzt trotzdem noch zum Yamaha-Werksfahrer – weil sich Viñales dort zurückzog und Morbidelli ins Factory-Team befördert wurde. Andreas Vertrag wurde direkt mit Yamaha Motor Racing (YMR) abgeschlossen, die Japaner bezahlen seine Fahrergage – wie 2021 bei Rossi.

Der Italiener, der seinen letzten GP-Sieg mit Ducati 2020 in Spielberg gefeiert hat, wundert sich über die Saisonergebnisse der Yamaha-Kollegen im Jahr 2021. «Die Situation war irgendwie seltsam, das Resümee fällt merkwürdig aus. Denn nur ein Yamaha-Fahrer hat den Unterschied ausgemacht, alle anderen kamen mit dem Motorrad nicht zurecht. Ich konnte also vor meinen eigenen Erfahrungen nicht beurteilen, wie konkurrenzfähig die Yamaha ist.»

Beim Zwei-Tage-Test in Jerez landete Dovi mit dem 2022-Prototyp an 15. Stelle. «Der größte Unterschied beim neuen Bike liegt in der Bremsphase, man kann härter bremsen, weil die Front mehr zulässt. Am Motor gab es auch ein Update. Die DNA des Motorrads ist aber sehr ähnlich. Weil der Motor ein bisschen anders ist, muss man die Elektronik ein wenig anpassen, aber insgesamt muss man sehr ähnlich fahren», schilderte der 15-fache GP-Sieger.

Ist dem RNF-Yamaha-Piloten auf dem neuen Bike nun klarer, woran er noch arbeiten muss? «Das ist ziemlich klar, auch weil Fabio immer schnell war – und er ist die Referenz. Was ich fühlte, entsprach so ziemlich meinen Erwartungen», erklärte Dovi. «Ich glaube, Fabio hat ein besonderes Gefühl zum Motorrad, er kann es auf wirklich gute Weise fahren. Ich bin noch immer in einer Situation, in der ich zwar recht schnell sein kann. Ich schaffte meine Rundenzeit auf dem Medium-Hinterreifen – aber es passiert nicht instinktiv. Ich muss das analysieren, die Daten studieren, manchmal wieder an die Box kommen, es mir noch einmal anschauen und darüber nachdenken, was ich anders tun muss – denn es ist so anders. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwierig es ist, ein Motorrad – im Vergleich zu deiner normalen Herangehensweise – auf eine komplett andere Weise zu fahren. Das braucht Zeit.»

Matteo Ballerin, CEO von Sponsor WITHU, erwartet sich viel von Dovizioso. «Ich traue Dovi einige Podestplätze zu.»

MotoGP-Test Jerez, kombinierte Zeiten (18./19. November):

1. Bagnaia, Ducati, 1:36,872 min
2. Nakagami, Honda, + 0,441 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,452
4. Zarco, Ducati, + 0,484
5. Bastianini, Ducati, + 0,530
6. Rins, Suzuki, + 0,551
7. Pol Espargaró, Honda, + 0,624
8. Viñales, Aprilia, + 0,750
9. Mir, Suzuki, + 0,762
10. Miller, Ducati, + 0,845
11. Alex Márquez, Honda, + 0,888
12. Morbidelli, Yamaha, + 1,012
13. Brad Binder, KTM, + 1,070
14. Marini, Ducati, + 1,153
15. Dovizioso, Yamaha, + 1,157
16. Oliveira, KTM, + 1,213
17. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,277
18. Martin, Ducati, + 1,280
19. Di Giannantonio*, Ducati, + 1,656
20. Raúl Fernández*, KTM, + 1,819
21. Savadori, Aprilia, + 1,852
22. Gardner*, KTM, + 1,856
23. Guintoli, Suzuki, + 2,168
24. Pedrosa, KTM, + 2,313
25. Kallio, KTM, + 2,404
26. Bezzecchi*, Ducati, + 2,440
27. Darryn Binder*, Yamaha, + 3,069
28. Tsuda, Suzuki, + 4,064

* = MotoGP-Rookie

 

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