KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Pit Beirer und Guidotti: «Eine riskante Entscheidung»

Von Günther Wiesinger
Die KTM-Mannschaft bejubelte in Doha den zweiten Platz von Brad Binder. Teammanager Francesco Guidotti und Motorsport-Direktor Pit Beirer im Interview.

Der Italiener Francesco Guidotti hat zum Jahreswechsel das Pramac-Ducati-Team mit Johann Zarco und Jorge Martin verlassen, für das er zehn Jahre lang als Teammanager tätig war. Unter der Aufsicht von Guidotti gewann Pramac erstmals seit dem Start der Zusammenarbeit mit Ducati (sie begann 2005) in Spielberg dank Jorge Martin ein MotoGP-Rennen.

Guidotti ging im besten Einvenehmen, denn Pramac-Teambesitzer Paolo Campinoti zeigte Verständnis, als sein Teamchef das Angebot eines echten Werksteams annahm. «Und Paolo hat mir versprochen, er werde sich bemühen, KTM bei jedem Grand zu besiegen», schilderte Guidotti schmunzelnd im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Beim Saisonstart auf dem Losail Circuit in Doha sicherten sich die Ducati-Asse drei der besten vier Startplätze. Pramac-Pilot Jorge Martin, schon 2021 als Rookie viermal auf dem besten Startplatz, brauste zwar von der Pole-Position los.

Red Bull-KTM ging dagegen mit Binder und Oliveira von den Grid-Positions 7 und 14 ins Rennen – und hatte am Ende im Wettstreit mit Pramac das bessere Ende für sich. Denn Jorge Martin stürzte (wie auch KTM-Fahrer Oliveira), und Johann Zarco kam auf Platz 8.  Doch der Südafrikaner Brad Binder sorgte mit einem famosen zweiten Platz für einen überragenden Einstand von KTM-Teammanager Franceso Guidotti.

«Das war ein perfekter Saisonstart. Genauer gesagt, ein fast perfekter Saisonauftakt», stellte Guidotti zufrieden fest. «Brad und das ganze Team haben dieses Ergebnis verdient. Wir haben heute eine unglaubliche Rennpace erlebt. Niemand hat das erwartet. Brad ist es gelungen, diesen Speed bis ins Ziel nach 22 Runden durchzuhalten.»

Tatsächlich: 2021 brauchte Maverick Viñales beim Katar-GP für die 22 Runden noch 42:38,663 min. Eine Woche später beim Doha-GP gewann Fabio Quartararo vor einem Jahr mit einer Siegerzeit von 42:23,997 min.

Heute triumphierte Enea Bastianini mit einer Zeit von 42:13,198 min. Der Gresini-Ducati-Pilot war also mit der GP21 um 10,799 sec schneller als Quartararo bei seinem GP-Triumph am 4. April 2021.

Übrigens: Enea sorgte für den sechsten MotoGP-Sieg von Ducati in Doha nach Casey Stoner (2007, 2008 und 2009) sowie Andrea Dovizioso (2018 und 2019).

«Brad Binder hat diesen Podestplatz wirklich verdient», stellte Guidotti fest. «Unser Fahrer hat ein tadelloses Wochenende gezeigt. Er hat schon bei den Wintertests großartige Arbeit geleistet. Lass‘ uns jetzt in diese Richtung weiter marschieren.»

Der Sturz von Miguel Oliveira war ein Wermutstropfen für Red Bull-KTM. Der Portugiese hat jetzt bei den letzten zehn Rennen nur neun Punkte eingeheimst.

«Schade, Miguel ist aus der fünften Reihe losgefahren, er hat gut aufgeholt. Seine Rundenzeiten waren anständig. Nicht schnell genug, um mit der Spitzengruppe mitzufahren, aber er hätte leicht in die Top-Ten vordringen können. So ein Sturz kann passieren, wenn man nach vorne kommen will», meinte Guidotti. 

«Wir werden nicht locker lassen. Das nächste Rennen wir noch schwieriger, denn die Strecke auf Lombok ist fast unbekannt, es hat dort noch kein Rennen stattgefunden», gab Guidotti zu bedenken.

«Das war nicht nur ein herausragender Tag, sondern ein herausragendes Wochenende», lautete das Resümee des begeisterten KTM-Motorsport-Direktors Pit Beirer. «Wir haben einen anstrengenden Winter hinter uns. Wir haben unser ganzes MotoGP-Programm umstrukturiert. Bei uns wurde Tag und Nacht geschuftet. Dass wir uns in so kurzer Zeit so enorm gesteigert haben, haben wir diesem radikalen Zugang zu verdanken.»

Beirer weiter: «In der Vergangenheit haben wir bei den Rennen viel getestet. Dadurch sind wir in den ersten Jahren schnell an die Spitze vorgedrungen. Aber nach fünf Jahren war es Zeit für eine Systemänderung. Das war eine riskante Entscheidung. Heute hat sich gezeigt, dass unser Weg richtig war. Das Team ist heute mit Platz 2 würdig belohnt worden. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir hier einen Podestplatz erreicht haben. Denn der Losail Circuit war bisher die übelste Piste für uns. Jetzt haben wir die Situation umgedreht. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viel das für uns bedeutet.»

MotoGP-Ergebnis, Doha, 6. März:

1. Enea Bastianini, Ducati, 22 Runden in 42:13,198 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,346 sec
3. Pol Espargaró, Honda, + 1,351
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,242
5. Marc Márquez, Honda, + 4,099
6. Joan Mir, Suzuki, + 4,843
7. Alex Rins, Suzuki, + 8,810
8. Johann Zarco, Ducati, + 10,536
9. Fabio Quartararo, Yamaha, + 10,543
10. Takaaki Nakagami, Honda, + 14,967
11. Franco Morbidelli, Yamaha, + 16,712
12. Maverick Viñales, Aprilia, + 23,216
13. Luca Marini, Ducati, + 27,283
14. Andrea Dovizioso, Yamaha, + 27,374
15. Remy Gardner, KTM, + 41,107
16. Darryn Binder, Yamaha, + 41,119
17. Fabio Di Giannantonio, Ducati, + 41,349
18. Raúl Fernández, KTM, + 42,357
– Jorge Martin, Ducati, 11 Runden zurück
– Francesco Bagnaia, Ducati, 11 Runden zurück
– Miguel Oliveira, KTM, 12 Runden zurück
– Alex Márquez, Honda, 13 Runden zurück
– Marco Bezzecchi, Ducati, 16 Runden zurück
– Jack Miller, Ducati, 16 Runden zurück

WM-Stand nach 1 von 21 Grand Prix:

1. Bastianini 25 Punkte. 2. Brad Binder 20. 3. Pol Espargaró 16. 4. Aleix Espargaró 13. 5. Marc Márquez 11. 6. Mir 10. 7. Rins 9. 8. Zarco 8. 9. Quartararo 7. 10. Nakagami 6. 11. Morbidelli 5. 12. Viñales 4. 13. Marini 3. 14. Dovizioso 2. 15. Gardner 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 25 Punkte. 2. KTM 20. 3. Honda 16. 4. Aprilia 13. 5. Suzuki 10. 6. Yamaha 7.

Team-WM:

1. Repsol Honda 27 Punkte. 2. Gresini Racing 25. 3. Red Bull KTM Factory 20. 4. Suzuki Ecstar 19. 5. Aprilia Racing 17. 6. Monster Energy Yamaha 12. 7. Pramac Racing 8. 8. LCR Honda 6. 9. Mooney VR46 Racing 3. 10. WithU Yamaha RNF 2. 11. Tech3 KTM Factory 1.


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