Mandalika Circuit: «Es geht um den Nationalstolz»

Von Günther Wiesinger
Selbst der Präsident von Indonesien hat sich eingeschaltet. Das beste Equipment wurde vom Flughafen Jakarta nach Lombok gebracht, um in kurzer Zeit 1,6 km des Circuits neu zu asphaltieren. Es geht um den Nationalstolz.

Nach dem MotoGP-Test auf dem Pertamina Mandalika Circuit in Indonesien waren von den Piloten lautstarke Klagen zu hören über die Beschaffenheit des neuen Asphalts, mit dem schon die Superbike-WM-Piloten beim SBK-Finale im November klar kommen mussten.

Unmittelbar nach dem Test vom 17. bis 19. Februar wurde auf dem Mandalika Street Circuit mit einer teilweisen Neuasphaltierung begonnen. Die Zeit drängte, denn von 18. bis 20. März findet auf der Ferieninsel Lombok der zweite Motorrad-GP 2022 statt.

Simon Gardini, General Manager des Rennstreckenbetreibers RMI, erklärte jetzt, es sei alles bereit für die Ankunft des MotoGP-Trosses in den nächsten Tagen. Es wurden rechtzeitig alle gewünschten Verbesserungen in Angriff genommen.

Die Piste wurde teilweise neu asphaltiert, sie wurde gründlich gesäubert, außerdem wurde eine neue Zufahrtsstraße außerhalb des Rennstrecken-Areals fertiggestellt. Die Regierung stoppte sogar die Arbeiten auf einer Flughafen-Landebahn in der Metropole Jakarta, um die Rückkehr des Motorrad-WM nach Indonesien (dort wurde 1996 und 1997 auf dem Sentul Circuit gefahren) nicht zu gefährden.

Augenzeugen beschreiben, die Arbeitsleistung, die die Indonesier nach dem IRTA-Test in die Optimierung des Mandalika Street Circuits investiert wurde, sei einfach unbeschreiblich.

«Die Begeisterung rund um die Insel ist fantastisch. Obwohl bei einem MotoGP-Test normalerweise kaum Zuschauer kommen, ließen sich viele VIP‘s blicken, die die Motorräder bewundern wollten. Alle Geschäftsleute waren schon vier Wochen vor dem GP-Event begeistert, alle wollten sich mit mir darüber unterhalten», schilderte Simon Gardini gegenüber motogp.com.

«Auf Lombok haben wir eine kleine, überschaubare Einwohnerschaft», ergänzte Gardini. «Aber sie lieben den Grand Prix. Die Einheimischen sind begeisterte MotoGP-Jünger. Sie haben beim Test alles getan, um Zutritt zur Piste zu bekommen und dann jeden Meter der Strecke bevölkert. Momentan ist jedes Haus und jedes Hotel ausgebucht. Es gibt keine Mietautos mehr. Es werden verzweifelt neue Häuser gebaut, denn jeder weiß, er kann sie sofort vermieten. Aus all diesen Gründen haben wir uns bemüht, den Grand Prix nach Mandalika zu bringen. Und alle, die überzeugt waren, man dürfe den Grand Prix nur auf der Hauptinsel machen, haben sich getäuscht. Jetzt sind alle Indonesier neugierig und aufgeregt. Alle GP-Fans wollen auf die Insel kommen. Der Hype nimmt immer mehr zu.»

Die GP-Teams bekommen diese Begeisterung bei den Hotelkosten zu spüren. «Bei früher Buchung im November hat man schon mehr als 50 Prozent Zuschlag bezahlt, wenn man ein günstiges Quartier gewählt hat», sagt Husqvarna-Moto3-Teamteilhaber Peter Öttl. «Wer erst im Januar geschaut und gebucht hat, musste 100 bis 200 Prozent Aufschlag bezahlen.»

Für die lokalen Geschäfte und Unternehmen war der Mandalika-MotoGP-Test ein überwältigender Erfolg.

Der idyllische, atemberaubende Schauplatz, das attraktive Strecken-Layout, die prächtige Insel und die dort lebenden Menschen haben die Teams begeistert.

Aber es gab Kinderkrankheiten an der Rennstrecke.

Nach Diskussionen mit der FIM, Dorna und dem Indonesia Tourism Development Corporation (ITDC), wurden einige Bereiche für Verbesserungen identifiziert: Die Ideallinie auf der Rennstrecke, die Sauberheit des Asphalts und der teilweise aufbrechende Fahrbahnbelag.

Seit dem Ende des MotoGP-Tests wird pausenlos geschuftet, um die Situation zu verbessern. «Wir haben diese Probleme bei vielen neuen Events gesehen, auch bei der Formel 1 in Singapur», erklärte Simon Gardini. «Für uns war gut, dass wir den Test gehabt haben, der einiges ans Tageslicht gebracht hat. Jetzt wird die Piste samt den Sturzräumen gereinigt, denn es gab durch die jahrelangen Bauarbeiten viel Dreck. Leider hatten wir das Pech, dass beim neuen Belag teilweise mangelhaftes Material verwendet wurde. Diese Mängel kamen erst zum Vorschein, als die fast 300 PS starken MotoGP-Maschinen erstmals auf trockener Piste ans Limit gingen. Schon am ersten Tag wurde der Dreck zum Problem. Durch die Motorleistung wurde der arme Asphalt stark in Mitleidenschaft gezogen. Plötzlich wurden Steine aufgewirbelt und immer mehr Dreck überdeckte die Ideallinie.»

Aber Joko Widodo, der Präsident von Indonesien, ließ sogar die Arbeiten an einer Runway des «Jakarta Airports» stoppen. Dann wurde das beste Equipment nach Mandalika befördert. Indonesien tut alles, um diesen Grand Prix zu einem Erfolg zu machen.

«Wir haben Kinderkrankheiten zu bekämpfen. Jetzt haben wir eine massive Übung für die besten Asphalt-Experten im Land. Wir haben auch lokale Firmen unter Vertrag; wir haben viel Ausrüstung aus Jakarta herbei geschafft. Die Polizei hat das Material am Weg zum Hafen eskortiert», schilderte Gardini. «Sogar die Regierung hat sich eingeschaltet. Indonesien nimmt diese Angelegenheit sehr ernst. Wir haben jetzt die richtige Technologie hier, um den Job perfekt zu erledigen.»

«Es wird mit viel Leidenschaft daran gearbeitet, diese Angelegenheit in Ordnung zu bringen», erklärte Priandhi Satria, CEO der Mandalika Grand Prix Association (MGPA). «Denn es steht immerhin unser Nationalstolz auf dem Spiel.»

Satria eilt jeden Tag raus zur Rennstrecke, um sich von den Baufortschritten zu überzeugen und das Team zu motivieren. «Wir arbeiten jetzt mit dem Unternehmen R3 zusammen. Das sind vielleicht die weltweit besten Asphalt-Spezialisten, besonders wenn es um den Motorsport geht. Sie überwachen die Baumaßnahmen. Der neue Belag kommt von Topcon. Die Zeit ist zwar knapp, und wir müssen 1,6 km der Strecke neu asphaltieren. Das ist ein schönes Stück… Es ist ein Drittel der Piste. Aber wir geben uns nicht der Versuchung hin, alles schnell-schnell zu machen. Unter der Führung der fachkundigen R3-Techniker werden wir alle Anforderungen und Ansprüche der Fahrer und Teams erfüllen.»


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