Aleix Espargaró (Aprilia): «65 Grad – nahe am Limit»
Aleix Espargaró (32)
Der vierte Platz von Aleix Espargaró zum Start in die Saison 2022 war nicht nur Aprilias bisher bestes Ergebnis in Losail, mit nur 2,242 sec Rückstand auf Sieger Enea Bastianini war es zudem der knappste Rückstand für den Hersteller aus Noale überhaupt seit 2002. Nicht nur deshalb geht der 32-jährige Spanier zuversichtlich in den anstehenden Indonesien-GP: Den Test auf dem neuen Mandalika Street Circuit auf Lombok beendete er im Februar als Viertschnellster.
Allerdings gibt es vor der MotoGP-Rennpremiere in Mandalika einige Fragezeichen: Ein Abschnitt der Strecke wurde in Windeseile neu asphaltiert und Michelin brachte aus Angst vor Blasenbildungen eine besondere, alte Karkasse zum GP-Wochenende.
«Ich bin ein bisschen besorgt, weil wir diese Karkasse schon lange nicht mehr verwendet haben», gestand Aleix Espargaró. «Ich glaube, das war zuletzt in Thailand der Fall, und daran habe ich nicht wirklich gute Erinnerungen. Natürlich ist unser Motorrad jetzt ganz anders, aber ich erinnere mich, dass damals das Spinning ab der zehnten Runde sogar im vierten Gang auf den Geraden einsetzte. Ich bin also ein bisschen besorgt, denn auch der Asphalt ist neu. Ich weiß also nicht, was ich erwarten soll. Im Test war ich mit P3 am letzten Tag sehr stark, ich fühle mich wohl auf der Strecke – aber viele Dinge haben sich im vergangenen Monat verändert.»
Außerdem klettern die Temperaturen auf Lombok weit nach oben. Am Donnerstag wurden aus dem Asphalt bereits 65 Grad gemessen. Wird die Performance der Motorräder darunter leiden? «Und die der Fahrer», warf Aleix ein. «Was die Motorräder betrifft: In meinem Meeting sagte ich heute zu den Ingenieuren, dass wir unser Bestes versuchen müssen, um es zu kühlen. Wir haben verschiedene Prozedere für ein sehr heißes Wochenende – viele kleine Dinge, die den Unterschied machen können. Das werden wir machen, aber am Ende sind es Maschinen mit einem recht kleinen Motor und 300 PS. Das bedeutet, dass es für die Motoren nicht einfach ist. Ich habe auch noch nie so eine Hitze gefühlt wie heute in Mandalika. Es ist einfach verrückt, 65 Grad Asphalttemperatur. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das wird sehr fordernd für das gesamte Material, aber auch für die Fahrer.»
In der Hinsicht macht sich Modellathlet Espargaró aber weniger Sorgen. «Denn ich glaube, dass ich nicht noch besser vorbereitet sein könnte. Ich kann nicht noch mehr trainieren, ich habe mein Bestes gegeben. Wir werden sehen, ob es reicht oder nicht. Ich würde sogar sagen: Je anstrengender es körperlich ist, umso besser ist es für mich. Mit den Motorrädern wird es aber sicherlich trickreich.»
Ist es zu extrem? «Es ist am Limit», erwiderte die Aprilia-Speerspitze. «Bei mehr als 43 oder 44 Grad fängt es an, für die Motorräder aber auch für die Körper der Fahrer gefährlich zu werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Bikes abgesehen von der Lufttemperatur sehr heiß werden, wir tragen auch einen Lederanzug – in meinem Fall ist das Leder auch noch schwarz, was natürlich sehr gut ist bei diesen Bedingungen. Wenn man das alles zusammennimmt, dann wird es ein netter Cocktail», konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Dass die Hitze die MotoGP-Asse davon abhalten könnte, in den Trainings-Sessions ausreichend Runden abzuspulen, befürchtet der ältere Espargaró aber nicht: «Du musst versuchen, am Sonntag in der bestmöglichen Form zu sein. Das bedeutet, dass dein Körper bereit sein muss, aber genauso das Set-up und alles am Motorrad. Du musst deinen Job machen. Vielleicht ist es nicht der beste Ort, um im FP4 eine Rennsimulation zu fahren, aber du musst damit umgehen können. Es ist unser Job und wenn ich zu Hause sehr hart und viele Stunden trainiere, dann mache ich es für Rennen wie dieses hier. Katar war aus körperlicher Sicht ein wirklich einfaches Rennen, da hätten wir 100 Runden am Stück machen können, wenn wir genug Treibstoff im Tank hätten. Dieses Rennen wird viel härter, aber das ist auch schön. Ich mag die Herausforderung und ich mag es als Athlet, meinen Körper ans Limit zu bringen.»
«Gleichzeitig kann ich aber auch sagen, dass es bei den Bedingungen, die wir zum Beispiel heute hier haben, nicht weit weg vom Limit ist», hielt der Spanier am Donnerstag im Paddock von Mandalika fest. «Es ist sehr, sehr heiß und mit dem MotoGP-Bike wird es schwierig.»
Gab es Gespräche mit der Rennleitung, um festzulegen, ab wann es tatsächlich zu heiß wäre? «Nicht wirklich», winkte Aleix Espargaró ab. «Ich glaube, mit solchen Temperaturen waren wir auch noch nie konfrontiert. Ich erinnere mich, dass wir in Jerez vor zwei Jahren nach dem Lockdown mehr als 50 Grad Asphalttemperatur hatten, da war es auch sehr heiß. Und ich glaube, es war Lecuona, der das Rennen nicht beenden konnte und wegen körperlicher Probleme aufgeben musste. In Thailand war es auch sehr fordernd. Aber es ist unser Job und dafür trainieren wir. Nicht jeder auf dieser Welt kann eine MotoGP-Maschine fahren und wenn wir als Athleten gesehen werden wollen, müssen wir das auch unter Beweis stellen. Auf einigen Strecken ist es sehr, sehr anstrengend – und das ist hier einer dieser Fälle. Ich hoffe, dass es nicht gefährlich wird, aber wir müssen abwarten, wie sich morgen alles entwickelt.»
WM-Stand nach 1 von 21 Grand Prix:
1. Bastianini 25 Punkte. 2. Brad Binder 20. 3. Pol Espargaró 16. 4. Aleix Espargaró 13. 5. Marc Márquez 11. 6. Mir 10. 7. Rins 9. 8. Zarco 8. 9. Quartararo 7. 10. Nakagami 6. 11. Morbidelli 5. 12. Viñales 4. 13. Marini 3. 14. Dovizioso 2. 15. Gardner 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 25 Punkte. 2. KTM 20. 3. Honda 16. 4. Aprilia 13. 5. Suzuki 10. 6. Yamaha 7.
Team-WM:
1. Repsol Honda 27 Punkte. 2. Gresini Racing 25. 3. Red Bull KTM Factory 20. 4. Suzuki Ecstar 19. 5. Aprilia Racing 17. 6. Monster Energy Yamaha 12. 7. Pramac Racing 8. 8. LCR Honda 6. 9. Mooney VR46 Racing 3. 10. WithU Yamaha RNF 2. 11. Tech3 KTM Factory 1.