Marc Márquez: «Risiko in zwei Jahren gleich groß»

Von Nora Lantschner
Zurück im Paddock: Marc Márquez

Zurück im Paddock: Marc Márquez

Für Repsol-Honda-Star Marc Márquez steht ein weiteres Comeback an. Der siebenfache Austin-Sieger Marc Márquez schließt einen weiteren Sieg an diesem Wochenende nicht aus, er sagt aber auch: «Es war hart.»

Hinter Marc Márquez liegt eine zweijährige Achterbahnfahrt: Am 19. Juli 2020 brach er sich in Jerez beim verspäteten Saisonauftakt den rechten Oberarm. Nur vier Tage nach der Operation stieg er an selber Stelle wieder auf seine Repsol-Honda, er musste den überhasteten Comeback-Versuch allerdings abbrechen und fiel für die gesamte Saison aus. Erst 265 Tage später und nach insgesamt drei Oberarm-Operationen kehrte der achtfache Weltmeister in Portimão Mitte April 2021 ins Renngeschehen zurück – mit einem soliden siebten Platz. Auf dem Sachsenring gewann er am 20. Juni dann erstmals seit 581 Tagen wieder ein Rennen.

Im Oktober des Vorjahres legte der sechsfache MotoGP-Champion in Austin und Misano zwei Siege in Folge nach, dann aber folgte der nächste Rückschlag: Nach einem Enduro-Unfall am 30. Oktober litt Marc Márquez wie schon 2011 unter einer Diplopie (Doppelsichtigkeit), er fürchtete sogar um die Fortsetzung seiner Karriere. Pünktlich für die Testfahrten im Februar dieses Jahres meldete sich der Honda-Superstar aber wieder fit. Schon beim zweiten Grand Prix der Saison erhielt er in Indonesien aber nach einem Monster-Highsider im Warm-up (sein vierter Sturz am besagten Wochenende) Startverbot. Zu Hause in Spanien wurde dann eine erneute Phase der Diplopie diagnostiziert.

Zum heftigen Abflug in Mandalika, der eine Gehirnerschütterung zur Folge hatte, sagte Márquez am heutigen Donnerstag in Austin: «Ich habe keine großen Erinnerungen an den Sturz. Ich erinnere mich mehr an die Videos als an das, was ich tatsächlich gefühlt habe. Es stimmt aber, dass der Indonesien-GP einer der schlimmsten Grand Prix meiner Karriere war, weil ich zu oft gestürzt bin. Es waren einige Stürze dabei, die ich nicht verstanden habe – vor allem der im Warm-up, da hatte ich einen frischen Hinterreifen und bin einfach per Highsider abgeflogen. Das liegt aber in der Vergangenheit. Jetzt ist die Zeit gekommen, um wieder das Vertrauen aufzubauen.»

Glücklicherweise war der vierte rechte Sehnerv dieses Mal nicht so stark betroffen wie noch im Winter. Keine zweieinhalb Wochen nach dem Crash testete der 59-fache MotoGP-Sieger sein Sehvermögen auf einer CBR600RR – und entschied sich mit dem grünen Licht seiner Ärzte für einen Start in seinem Revier: Dem Circuit of The Americas, wo er seit 2013 sieben Siege in acht Rennen einfuhr. Nur 2019 stürzte er in Führung liegend, 2020 fand Corona-bedingt kein Übersee-GP statt.

«Der Indonesien-GP war hart, aber noch härter war die Woche danach», räumte Marc Márquez rückblickend ein. «Ich hatte aber Glück, dass mein Sehvermögen viel weniger in Mitleidenschaft gezogen war als bei der vorangegangenen Verletzung. Ich bin hier in Austin und das ist positiv. Selbst beim Argentinien-GP war ich nahe dran hinzufliegen. Ich fühlte aber nicht die Motivation, dieses Risiko einzugehen, und ich wollte es nicht eingehen. Wir haben es mit meinen Ärzten besprochen und bevorzugt, zu Hause zu bleiben und gut zu trainieren. Diese Woche hatte ich eine weitere Untersuchung beim Arzt und mein Sehvermögen war wiederhergestellt, danach habe ich auch einen Test auf einem Motorrad absolviert. Natürlich komme ich nicht in Bestform hierher, aber wir werden versuchen, ein großartiges FP1 zu machen und von da an unser Wochenende aufzubauen.»

Ist ein Sieg am Comeback-Wochenende möglich? Der siebenfache COTA-Sieger dachte kurz nach und erwiderte dann: «Ist es möglich? Natürlich ist es möglich, es ist aber nicht die richtige Herangehensweise an das Wochenende. Wir kommen vom Indonesien-GP, wo ich große Mühe hatte und zu oft gestürzt bin. Ich habe erst vor ein paar Tagen begonnen, wieder normal zu trainieren. Der Rennsieg ist nicht die Herangehensweise für das Wochenende, es geht einfach darum, das Vertrauen aufzubauen», bekräftigte er.

Um 13.30 Uhr (20.30 Uhr MESZ) stand die obligatorische Visite bei den Rennärzten an, die Marc Márquez für fit erklären müssen. Das bereitete ihm aber keine Sorgen: «Es geht hier um das Sehvermögen, entweder du kannst sehen oder nicht. Und ich bin schon in Alcarràs in Lleida ein Motorrad gefahren und hatte keinerlei Probleme», versicherte er.

Hat er seinen Vertrauensarzt Dr. Sánchez Dalmau aber gefragt, ob das Risiko eines erneuten Rückfalls besteht? «Es ist in nur sechs Monaten das zweite Mal, dass ich Probleme mit meinem Sehvermögen habe», weiß der 29-jährige Superstar. «Ich habe meinen Arzt gefragt, wie hoch der Prozentanteil ist, wenn ich die Verletzung im Oktober hatte und dann jetzt wieder... Ich habe auch gefragt, was passieren würde, wenn ich ein Jahr komplett aussetzen würde. Er hat gesagt, dass der Aufprall beim Crash – ihr habt den Sturz ja gesehen – einfach enorm war. Das Risiko wird an diesem Wochenende genauso groß sein wie in einem oder in zwei Jahren. Denn es ist am Ende ein Nerv, bei so einem harten Aufprall bewegt er sich ein bisschen und verursacht dieses Problem. Es ist einer meiner Schwachstellen – aber wenn ich hier bin, dann für das Rennfahren. Ich kann nicht daran denken, dass ich nicht stürzen darf. Ich weiß um das Risiko, aber es ist meine Leidenschaft und ich bin für das Rennfahren hier und nicht, um an Verletzungen zu denken.»

WM-Stand nach 3 von 21 Grand Prix:

1. Aleix Espargaró 45 Punkte. 2. Brad Binder 38. 3. Bastianini 36. 4. Rins 36. 5. Quartararo 35. 6. Mir 33. 7. Oliveira 28. 8. Zarco 24. 9. Martin 20. 10. Pol Espargaró 20. 11. Miller 15. 12. Morbidelli 14. 13. Viñales 13. 14. Bagnaia 12. 15. Marc Márquez 11. 16. Nakagami 10. 17. Marini 10. 18. Bezzecchi 7. 19. Darryn Binder 6. 20. Alex Márquez 4. 21. Dovizioso 2. 22. Gardner 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 61 Punkte. 2. KTM 55. 3. Aprilia 45. 4. Suzuki 37. 5. Yamaha 35. 6. Honda 24.

Team-WM:
1. Suzuki Ecstar 69 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 66. 3. Aprilia Racing 58. 4. Monster Energy Yamaha 49. 5. Pramac Racing 44. Gresini Racing MotoGP 36. 7. Repsol Honda 31. 8. Ducati Lenovo 27. 9. Mooney VR46 Racing 17. 10. LCR Honda 14. 11. WithU Yamaha RNF 8. 12. Tech3 KTM Factory 1.

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