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KymiRing-GP: Läuft in Finnland alles wie geplant?

Von Günther Wiesinger
Seit März sind im GP-Fahrerlager Spekulationen über eine Absage des Finnland-GP zu hören. Aber Dorna-CEO Ezpeleta dementiert, auch Teamchef Aki Ajo hält nichts von diesen Gerüchten.

Im Motorrad-GP-Fahrerlager halten sich seit einigen Wochen Gerüchte, wonach die Rückkehr des Finnland-GP in den GP-Kalender nach genau 40 Jahren (1982 wurde auf dem Straßenkurs in Imatra gefahren) bisher nicht gesichert sei. Doch Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta bestätigte diese Gerüchte auf Anfrage von SPEEDWEEK.com nicht. «Zu diesem Zeitpunkt haben wir keine unerfreulichen Nachrichten im Zusammenhang mit dem GP von Finnland», versicherte der Spanier.

In der Saison 2022 stehen vorläufig 21 Grands Prix auf dem Kalender. Aber rund um den KymiRing-GP gab es von Beginn an immer wieder Meldungen über finanzielle Ungereimtheiten und Geldprobleme beim Streckenbetreiber. Immer wieder wurden sogar Baustopps nötig, weil das Geld für die Bauarbeiten knapp wurde.

Eigentlich wollten die Finnen schon 2019 einen WM-Lauf austragen, doch dann kam im Ach und Krach im August 2019 ein MotoGP-Probegalopp mit den Testfahrern der sechs Hersteller statt. «Wir sind auf einer Baustelle gefahren», stellte Stefan Bradl damals fest.

Der Finne Mika Kallio, 2005 Vizeweltmeister in der 125-ccm-Klasse (auf der Red Bull KTM) und Moto2-Vizeweltmeister 2014 auf der Kalex von Marc VDS Racing, rückte damals als KTM-Testfahrer aus und sparte nicht mit Kritik an der Streckenführung. Er bezeichnete sie als einfallslos, er beklagte den Mangel an Überholmöglichkeiten, im Grund werde die Startaufstellung das Ergebnis vorwegnehmen, fürchtete er.

Geldmangel und weitere Hindernisse 

Schon im Juli 2017 wurde von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta in Helsinki die mutmassliche Zukunft des Finnland-GP besiegelt; es wurde von der Rückkehr des Events in den Kalender für 2019 gesprochen. Aber in der Dorna-Pressemitteilung war wohlweislich nur von einem Plan die Rede, den Grand Prix 2019 auf dem 4,6 km langen KymiRing durchzuführen, der in der Nähe von Iitti gebaut wurde, rund 110 km nordöstlich von Helsinki.

«Wir werden vorschlagen, Finnland 2019 in den MotoGP-Kalender zurückzubringen», erklärte Ezpeleta damals bei einer Pressekonferenz im «Music House» in Helsinki.

Mehr als 50 heimische Berichterstatter waren versammelt, als Carmelo Ezpeleta, Dorna Sporting-Manager Carlos Ezpeleta, Europa-Minister Sampo Terho, der KymiRing-Vorstandvorsitzende Kari O. Sohlberg sowie Finnish Motorcycling Federation-Chef Tapio Nevala und KymiRing-Project Manager Timo Pohjola die Pläne verkündeten.

Finnische Szenekenner ahnten schon 2017, dass das Jahr 2019 für die Rückkehr des Rennens in Skandinavien eine Illusion darstellte. Dank der frühen Absichtserklärung mit der Dorna sollten jedich potenzielle Geldgeber und Investoren angelockt werden. 

Den Finnen fehlte von Anfang an das nötige Geld, deshalb gingen die Bauarbeiten langsam voran. Es wurden bis zum Sommer 2017 nur 8 Millionen Euro investiert; das Klima in Finnland mit den langen Wintern erwies sich als weiteres Hindernis.

Immerhin war der erste Fahrbahnbelag bei der Inspektion von Carmelo und Carlos Ezpeleta im August 2017 bereits aufgebracht; die Rennstreckenarena nahm Formen an. Insgesamt wurde mit Baukosten von 30 bis 40 Millionen Euro gerechnet.

Die Dorna zeigte sich gesprächsbereit, sie machte Zugeständnisse und erlaubte den Finnen, die Infrastruktur erst nach und nach auf den modernsten Stand zu bringen. Beim MotoGP-Test im August 2019 präsentierten sich die Boxengebäude noch in einem provisorischen Zustand. Das Media Centre sollte zumindest im ersten Jahr in einem Provisorium untergebracht werden. Ein spezialisierter Anbieter aus Finnland sollte auch andere Gebäude wie Büros und das Paddock-Restaurant für den Anfang in Containern unterbringen.

Dass die Boxenanlage und der Start-Ziel-Turm für den ersten Grand Prix fertig sein mussten, war klar.

Dieses erste WM-Stelldichein in Skandinavien war dann für 2020 geplant, doch die Corona-Pandemie machte den Finnen zwei Jahre lang einen Strich durch die Rechnung. Der KymiRing-GP wurde 2021 als einziges Europa-Rennen abgesagt!

Somit wurde das Debüt des KymiRings als GP-Schauplatz auf 10. Juli 2022 verschoben. Der Promoter rechnete immer mit mindestens 60.000 Zuschauern, eine stattliche Anzahl wurde aus dem nahen Russland erwartet. Doch dieses Thema hat sich mit dem Ukraine-Krieg erledigt.

Seit der Invasion der Russen haben die Finnen sogar die Eisenbahn-Verbindungen nach St. Petersburg gestoppt, für den Personen- und Warenverkehr. Die Finnen haben eine 1400 km lange Grenze zur Russischen Föderation und überlegen jetzt einen NATO-Betritt.

Am 6. Dezember 2017 feierten die Finnen das 100-Jahr-Jubiläum ihrer Unabhängigkeit von der damaligen Sowjetunion. Von 1809 bis zur Unabhängigkeit war Finnland ein autonomes Großfürstentum des Russischen Zarenreichs.

Um den KymiRing aus der Erde stampfen zu können, mussten 350.000 Bäume gefällt werden. Dieselbe Anzahl soll jedoch in einem anderen Gebiet in Finnland neu angepflanzt werden.

Der Untergrund der Rennstrecke besteht überwiegend aus Sand, deshalb gingen die Aushubarbeiten zügig vonstatten. Die Bauarbeiter sind danach auf Gestein gestoßen, das dann als Unterbau für den Asphaltbelag verwendet werden konnte, wodurch Kosten eingespart wurden.

Die Finnen kümmerten sich um eine sehr aufwändige Entwässerungsanlage, sie reicht bis zu 7 Meter in die Tiefe.

Finnland: Keine Lokalhelden

Der Aufbau von Lokalhelden ist bisher gescheitert. Moto3-Talent Patrik Pulkkinen wurde bei PrüstelGP nach einer Saison entlassen. Der erfolgreiche Supersport-WM-Fahrer Niki Tuuli setzte sich 2018 in der Moto2 nicht durch, er kassierte mit Platz 15 in Thailand nur einen Punkt. Dann stieg er in den MotoE-Weltcup um, aber dieser steht im Gegensatz zu den Red Bull-Rookies in Finnland nicht auf dem Programm.

Vor zwei, drei Jahren hätte zumindest Red Bull-KTM-Testfahrer Mika Kallio noch Aussichten gehabt, von KTM mit einer Wildcard für den Heim-GP belohnt zu werden. Aber KTM hat bereits abgewinkt. Der 39-jährige Finne soll sich auf seine Testfahrer-Tätigkeit beschränken.

Aber viele GP-Teammitglieder sind bisher nicht ganz von KymiRing-Projekt überzeugt.

Der erfolgreiche finnische Red Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo, der 2021 mit Pedro Acosta und Remy Gardner zwei WM-Titel gewann und im Vorjahr gleich 20 GP-Siege feierte, rechnet fix mit dem Grand Prix in seinem Heimatland. «Die Streckenbetreiber arbeiten unermüdlich, sie strengen sich an. Meine letzten Informationen besagen, dass bis zum Grand Prix alles bereit sein wird», erklärte Aki Ajo gegenüber SPEEDWEEK.com.

Der Weltmeister-Macher sieht auch keine Gefahr durch den Krieg in der Ukraine. «Gerüchte bleiben Gerüchte. Fakt ist: Wir haben in Finnland keinen Krieg. Und an den Grenzen ist es ruhig», stellte Aki Ajo fest.

Der GP-Kalender 2022

06. März: Losail Circuit/Katar
20. März: Mandalika Street Circuit/Indonesien
03. April: Termas de Río Hondo/Argentinien
10. April: Circuit of The Americas/Texas
24. April: Portimão/Portugal
01. Mai: Jerez/Spanien
15. Mai: Le Mans/Frankreich
29. Mai: Mugello/Italien
05. Juni: Catalunya/Spanien
19. Juni: Sachsenring/Deutschland
26. Juni: Assen/Niederlande
10. Juli: KymiRing/Finnland
07. August: Silverstone/GB
21. August: Red Bull Ring/Österreich
04. September: Misano/Italien
18. September: MotorLand Aragón/Spanien
25. September: Motegi/Japan
02. Oktober: Buriram/Thailand
16. Oktober: Phillip Island/Australien
23. Oktober: Sepang/Malaysien
06. November: Valencia/Spanien

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