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Suzuki: Hat der Rückzug mit dem Dieselskandal zu tun?

Von Günther Wiesinger
Suzuki Ecstar-Box: Noch 15 Grand Prix, dann geht der Rolladen herunter

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Suzuki wird vorgeworfen, zumindest 22.000 Diesel-Autos mit illegalen «Defeat Devices» ausgestattet zu haben – ähnlich wie die VW-Gruppe. Muss mit dem eingesparten MotoGP-Budget jetzt die Millionenstrafe bezahlt werden?

Seit 2015 ist Suzuki in der Superbike-WM kein regelmäßiger Teilnehmer mehr, seit 2018 fehlte die GSX-R1000RR komplett in der SBK-Startaufstellung. Den Auftritt von Suzuki in der Superbike-WM organisierte viele Jahre das belgische Alstare Team, ab 2012 sprang Crescent ein. Seit das britische Team nach der Saison 2015 den Werkseinsatz von Yamaha stemmt, trat Suzuki nur sporadisch mit Wildcard-Piloten in der seriennahen Weltmeisterschaft auf. So waren zum Beispiel die Briten Gino Rea und Bradley Ray beim SBK-Meeting in Donington 2018 dabei. Überraschend meldete Suzuki 2021 einen Gaststart von Naomichi Uramoto beim Debüt der Superbike-WM 2021 auf dem Circuito de Navarra im August an. Der Japaner pilotierte eine GSX-R1000 von JEG Racing.

In der Motocross-WM (MX2 und MXGP) hat sich Suzuki werkseitig Ende September 2017 Hals über Kopf für den Rückzug per Jahresende entschieden. In der MotoGP-WM plant Suzuki jetzt den zweiten Rückzug innerhalb von elf Jahren. Damals pausierten die Japaner vier Jahre lang, sie kehrten 2015 mit dem 1000-ccm-Reihenvierzylinder-Bike mit der Bezeichnung GSX-RR zurück.

Die Suzuki Motor Corporation wird also in keiner namhaften Meisterschaft mehr vertreten sein, wenn man von der Endurance-WM absieht, die aber nur vier Events im Jahr erlebt und zuletzt zu Ostern beim 24-h-Rennen in Le Mans mit einem Suzuki-Triumph den Saisonstart erlebte.

In der MotoGP-WM hielt Suzuki Ecstar beachtlich gut mit. Alex Rins hat bisher drei Siege für Suzuki eingefahren. Joan Mir einen, dazu gewann er die WM 2020, Rins wurde WM-Dritter. Im Vorjahr schloss Mir die MotoGP-Saison mit sechs Podestplätzen in 18 Rennen als WM-Dritter ab.

Die Ergebnisse verdienten also Respekt, auch wenn Mir und Rins nicht gerade die Typen mit dem größten Charisma im Feld sind, sie sind abseits vom Motorrad eher als langweilig einzustufen.

Außerdem trat Suzuki seit der Rückkehr 2015 nicht wie ein Werksteam mit internationalen Anspruch an, sondern eher wie ein italienisches Privatteam mit ausschließlich italienischem und spanischem Personal. Marktstrategisch nutzte Suzuki die Plattform MotoGP nie zielführend für einen Imagegewinn aus, in punkto Marketing und Kommunikation agierte diese Truppe immer zweitklassig.

Aber das fügte sich nahtlos in die die Situation beim Kerngeschäft ein. Denn die Motorradsparte des Weltkonzerns läuft seit Jahren sehr harzig. Die Modellpalette wirkt hoffnungslos veraltet, es sind keine innovativen Motorräder zu sehen, die Suzuki-Designer setzen seit Jahren keine Akzente mehr, die Händler können nur mit einer Zweitmarke überleben.

Während alle Kontrahenten von Honda über Ducati bis zu KTM, BMW und Triumph ihr Image mit Sporterfolgen aufpolierten, schlachtete Suzuki die Erfolge nie richtig aus.

Und wir wissen ja: Wer nicht wirbt, der stirbt.

Offensichtlich passte das 30-Millionen-Budget der MotoGP-Mannschaft nicht mehr ins Suzuki-Konzept, die japanische Mannschaft geriet beim technischen Wettrüsten wegen der beschränkten Mittel immer wieder etwas ins Hintertreffen. Beim Rear Ride Height Device und beim Holeshot-Device gehörte Suzuki zu den letzten Herstellern, die so ein System in der MotoGP einsetzten.

Während Suzuki-Motor-Corporation-Präsident Hiroshi Tsuda für eine Weiterführung des MotoGP-Teams plädierte, drehte der Vorstand am Wochenende aus heiterem Himmel kurzfristig und kaltblütig den Geldhahn zu.

Hausdurchsuchungen bei Suzuki

Doch jetzt stellte sich heraus: In den Suzuki-Niederlassungen in Deutschland, Italien und Ungarn sind vor wenigen Tagen auf Anordnung der Staatsanwaltschaften Hausdurchsuchungen in Zusammenhang mit dem Dieselskandal in der Autobranche durchgeführt worden. Suzuki soll in der EU mit illegalen Abschalteinrichtungen (Defeat Devices) die Abgasvorschriften hintergangen haben, wie etliche andere Autohersteller, allen voran die Volkswagen-Gruppe.

Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt geht dem Verdacht nach, ob Suzuki 22.000 Dieselfahrzeuge mit illegalen Abschalteinrichtungen verkauft und in Betrieb gesetzt hat.

Mit Hilfe dieser illegalen Abschalteinrichtungen in der Motorsteuerung der Diesel-Fahrzeuge wurden die geltenden EU-Abgasnormen nur in einem speziellen Prüfstandsmodus erreicht. Im Normalbetrieb wurde dagegen ein Großteil der Abgasreinigungsanlage weitgehend abgeschaltet, so wurden die NOx-Emissionen massiv reduziert oder die Abgasreinigung total lahmgelegt. Es sollen die Suzuki-Modelle SX4-S Cross, Swift und Vitara betroffen sein.

Beim «Diesel Gate» der Volkswagen AG war die betreffende Software in weltweit etwa elf Millionen Fahrzeugen der Motorenreihe VW EA189 zum Einsatz gekommen. In der EU und den USA war auch die Nachfolgereihe VW EA288 betroffen.

Zusätzlich zu den Suzuki-Managern stehen auch Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder beim Fiat Chrysler-Konzern (jetzt Stellantis) sowie bei Marelli unter Verdacht, wie die Agentur «dpa» berichtet hat.

Die Diesel-Motoren sollen von Fiat Chrysler geliefert worden sein, die Software von Marelli.

Deshalb sind in den letzten April-Tagen Geschäftsgebäude in Heidelberg, Corbetta (Italien) und Esztergom (Ungarn) durchsucht worden. Den Behörden wird nachgesagt, sie hätten Datensätze, Software und Planungsdokumente beschlagnahmt.

Durch die zeitliche Nähe zum völlig überraschenden MotoGP-Rückzug darf die Frage gestellt werden: Hat der Suzuki-Vorstand das MotoGP-Projekt handstreichartig beerdigt, um in der Automobilsparte die zu erwartenden Geldstrafen in dreistelliger Millionenhöhe leichter bezahlen zu können?

Wir sind gespannt auf die offizielle Erklärung der Suzuki Motor Corporation, die es in 30 Stunden nicht geschafft hat, ein offizielles Statement für den geplanten Rückzug zusammenschustern.

Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar, 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.

 

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