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Márquez-Save: Die MotoGP-Schwergewichte sind zurück

Kolumne von Michael Scott
Bevor die Europa-Tournee der MotoGP-WM 2022 in Le Mans fortgesetzt wird, wirft SPEEDWEEK.com-Kolumnist Michael Scott einen Blick zurück – auf die Lehren aus dem Spanien-GP in Jerez.

Ein Moment sagte alles über den Spanien-GP aus – und möglicherweise die gesamte Saison 2022. Es war der Moment, in dem ein Motorrad-Magier einen seiner besten Tricks vollführte. Ein Genie bei der Arbeit.

Der Moment, in dem ein einhändiger Marc Márquez einen intensiven, aber bis dahin prozessionsartigen Sonntagnachmittag in Jerez in einen Thriller verwandelte.

Vor allem wurde die Botschaft des zweiten Europa-Rennens deutlich – und des ersten, das nicht vom Wetter beeinflusst wurde: Nach dem verdrehten Sitzkrieg der ersten Übersee-GP sind die Schwergewichte zurück. Das «Jeder kann gewinnen»-Mantra geriet heftig ins Wanken.

Die Neuauflage des Duells Bagnaia gegen Quartararo war ein weiterer Beleg dafür. Am Ende der vergangenen Saison bestimmten die beiden die Weltmeisterschaft. Unter spanischer Sonne dominierten sie das Wochenende – auf den ersten zwei Plätzen im Qualifying und Rennen. Der französische Titelverteidiger baute trotz Niederlage seine WM-Führung aus.

Die Chancen stehen gut, dass am Ende wieder dasselbe Duo um die Krone kämpft, genauso wie im Vorjahr. Die Emporkömmlinge werden warten müssen, bis sie an der Reihe sind.

Aber was ist mit dem Kerl, der Vierter wurde? Oder besser gesagt – die Art und Weise, auf die er Vierter wurde.

Der bedeutendste Moment von Marcs Rennen folgte, nachdem er fünf Runden vor Schluss versucht hatte, mit einem Überholmanöver gegen Jack Miller einen Podestplatz zu erringen – bis er in der letzten Haarnadel derselben Runde weit ging. Die Front rutsche weg, das Hinterrad folgte. Das Motorrad lag schon fast horizontal. Der nächste Sturz kündigte sich an…

Stattdessen zeigte der achtfache Weltmeister einen Márquez-Markenzeichen-Save, wie man ihn seit seiner schweren Oberarmverletzung im Sommer 2020 noch nicht wieder gesehen hatte. Eine wundersame Rettungsaktion. Das Knie tief auf dem Asphalt, der Ellbogen half aus und mit schierer Willenskraft stellte er das Motorrad wieder auf zwei Räder.

Oder wie Marc es nach dem Rennen charmant formulierte: «Zum Glück waren die spanischen Fans da, um mich wieder aufzurichten und den Sturz zu vermeiden.»

Der Crash-ohne-Crash war ein Anzeichen dafür, dass der Repsol-Honda-Star seine Fitness und seine Reaktionsschnelligkeit zurückgewinnt – und gewillt ist, das Risiko einzugehen. Mit jeder Woche, die vergeht, wird er immer besser werden.

Gilt das aber auch für seine Honda?

Bisher war die neue RC213V keine große Hilfe.

Marc musste einmal mehr die Demütigung erleiden, einem schnelleren Fahrer im Qualifying zu folgen. Trotz 62 Pole-Positions bei 146 Starts war es seine einzige Möglichkeit, in Jerez auch nur in die zweite Startreihe zu fahren. Jack Miller war sein Highspeed-Guide und beklagte sich nicht darüber – ganz im Gegensatz zu Aleix Espargaró.

Marc zeigte sich von dieser Kritik unbeeindruckt: «Es kam in der Vergangenheit oft vor, dass mir Leute im Qualifying folgten. Wenn ich jetzt jemandem hinterherfahre, sollten sie sich geschmeichelt fühlen.»

Angesichts seiner Schwierigkeiten auf dem verwinkelten Circuito de Jerez meinte er vor dem Rennen, dass er bestenfalls auf einen fünften Platz hoffen konnte. Er übertraf diese Vorhersage nur um einen Platz, aber wie er es tat, sollte seinen Gegner Angst einflößen. Bei 15 ausstehenden Rennen und total 375 noch zu vergebenen Punkten lohnt es sich hervorzuheben, dass Marc nur 45 Punkte hinter WM-Leader Quartararo liegt. Ein mehr als aufholbarer Rückstand.

Wenn das Motorrad kooperiert… Seine Kommentare nach dem Montag-Test in Jerez waren nicht besonders ermutigend. Nach Platz 15 und neun Zehntel Rückstand auf die Bestzeit von Pramac-Ducati-Pilot Johann Zarco meinte Márquez: «Wir fanden ein paar kleine Dinge, die besser funktionieren. Unsere Schwachpunkte sind aber geblieben.»

Die 2022er-Honda, komplett neu gestaltet, verfügt über eine problematische Chassis-Balance und vermittelt kein gutes Gefühl für die Front, was sich auf alle vier Fahrer auswirkt. Takaaki Nakgami schaffte in Jerez (auf seiner Lieblingsstrecke) einen siebten Platz als Saisonbestleistung. Pol Espargaró (Platz 11) und Alex Márquez (Platz 13) waren nicht wirklich mit von der Partie.

Die wenigen Wintertest-Tage, das schlechte Wetter in Indonesien und Portugal und der zwischenzeitliche Ausfall von Marc wegen einer erneuten Phase der Diplopie führten dazu, dass die brandneue RC213V in der Entwicklung zurückhängt.

Wir befinden uns an einem ausreichend frühen Zeitpunkt der Saison, damit das Motorrad noch aufschließen kann. Es dauerte immerhin auch bei Ducati fünf Rennen, bis sich die GP22 als deutlich besser als das Vorjahresmodell erwies. Honda hat noch Zeit – aber nicht sehr viel Zeit und nicht mehr so viele Gelegenheiten zur Weiterentwicklung.

Nach Jerez ist noch ein zweiter Montag-Test angesetzt, nach dem Catalunya-GP. Dazu kommt ein zweitägiger Test in Misano im September. Honda kann auch auf die Dienste von Testfahrer Stefan Bradl zählen, auch wenn diese für Márquez von begrenztem Wert sind, um sein Gefühl am schwindelerregenden Limit zu verfeinern.

Honda muss jede Chance nutzen, die sie kriegen können, um zu beweisen, dass sie – wie ihr Fahrer – bereit sind, wieder den Schwergewicht-Status zu erlangen.

Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.

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