Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pit Beirer (KTM): «Wir müssen wieder besser werden»

Von Günther Wiesinger
KTM zieht die Lehren aus der Saison 2022 und will im Tech3-Kundenteam künftig nie mehr mit zwei Rookies aufmarschieren.

KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer hat in der vergangenen Woche gegenüber SPEEDWEEK.com eingeräumt, dass im KTM Tech3 Factory Racing Team von Hervé Poncharal künftig nicht mehr zwei Rookies wie Remy Gardner und Raúl Fernández gleichzeitig antreten werden. Weil dann kein Fahrer im Team die Richtung vorgibt und kaum Aussicht auf Top-Ten-Plätze besteht. Tech3-Teamchef Poncharal hat ja mit KTM schon deutlich bessere Zeiten erlebt: Miguel Oliveira gewann im Tech3-KTM-Team 2020 den Steiermark-GP in Spielberg-GP. 

Die Einsicht der KTM-Mannschaft um Pit Beirer bedeutet aber nicht zwangsweise, dass Moto2-Weltmeister Remy Gardner und Moto2-Vizweltmeister Raúl Fernández 2023 nicht mehr bei Tech3 fahren werden. Denn sie sind ja dann keine Rookies mehr. Und mit ihren 13 Moto2-GP-Siegen und sieben Doppelsiegen (im Red Bull KTM Ajo-Team) haben sie ihr Fahrkönnen 2021 eindeutig unter Beweis gestellt. 

Unbestritten ist, dass die KTM RC16 auch in der sechsten Saison nicht das benutzerfreundlichste Motorrad für einen Klassenneuling ist. Denn selbst die MotoGP-Sieger Oliveira und Binder kamen zuletzt in den Qualifyings nicht auf Touren. In Le Mans stand die beste KTM auf Startplatz 17.

«Ich glaube, dass MotoGP-Fahren für einen Rookie generell nicht der einfachste Sport ist», gibt Pit Beirer im Interview mit SPEEDWEEK.com zu bedenken. «Du hast in dieser Kategorie ein paar besonders Haudegen als Rennfahrer. Das ist die absolute ‘Crème de la Crème’ im Motorradrennsport. Selbst mit einem guten Motorrad ist es für die Rookies dort schwierig, sich in den Top-Ten zu bewegen. Ist Darryn Binder als Rookie auf der Yamaha momentan besser als unsere bei KTM? Ich glaube nicht.»

Aber 2021 gewann Jorge Martin auf der Pramac-Ducati in Spielberg, Enea Bastianini sicherte sich im Vorjahr als Neuling zwei Podestplätze – mit den dritten Plätzen bei den beiden Misano-GP. Und Fabio Quartararo glänzte 2019 immerhin bei Petronas-Yamaha als Neuling mit sechs Pole-Positions und fünf Podestplätzen.

«Die Saison 2022 verläuft viel mühseliger als ich erwartet habe», räumte Remy Gardner (bisher drei WM-Punkte) im Gespräch mit SPEEDWEEk.com ein. «Ich habe mir vorgestellt, ein bissen besser platziert zu sein. Aber wir arbeiten, wir pushen – wie immer. Ich habe sicher noch viel zu lernen. Aber KTM arbeitet an Updates, sie werden uns helfen, um weiter nach vorne zu kommen.»

Ist die KTM RC16 ein schwieriges Bike für die Rookies? «100 Prozent. Ich denke, es ist für jeden ein schwieriges Motorrad», ist Gardner überzeugt. «Es hat auf gewissen Strecken seine guten Tage, das ist sicher. Aber es ist nicht einfach. Trotzdem, wir strengen uns an. Wir bemühen uns sehr.»

«Ja, klar, aber Brad Binder hat 2020 mit der KTM auch gleich bei seinem dritten MotoGP-Rennen in Brünn gewonnen», gibt Pit Beirer. zu bedenken. Und wir möchten uns schon an der besten KTM messen lassen, nicht in erster Linie an der Performance der Rookies. Mit Binder und Oliveira haben wir bei den ersten sieben Rennen ganz ordentlich Punkte eingesammelt. Aber natürlich war der Verlauf bei den letzten fünf Grand Prix schwieriger, als wir uns das gewünscht haben. Trotzdem werfen wir im Mai weder für unsere Rookies die Flinte ins Korn, noch für unsere Topfahrer.

Beirer weiter: «Wir haben bei Tech3 eines der erfahrensten MotoGP-Teams. Teamchef Hervé Poncharal ist ein extremer Profi, der weiß, wie man sich im Paddock verhält. Im Red Bull Werksteam sind wir genau so gut aufgestellt. Wir müssen jetzt schauen, dass wir uns nicht mit unnötigen Diskussionen total aus der Bahn werfen lassen. Wir müssen unsere Arbeit erledigen; wir müssen wieder besser werden und Vertrauen finden. Natürlich müssen die Fahrer auch auf das Material vertrauen, sonst werden die erhofften Resultate nicht kommen. Das ist auch klar.»

MotoGP-Ergebnis, Le Mans (15. Mai):

1. Bastianini, Ducati, 27 Rdn in 41:34,613 min
2. Miller, Ducati, + 2,718 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, + 4,182
4. Quartararo, Yamaha, + 4,288
5. Zarco, Ducati, + 11,139
6. Marc Márquez, Honda, + 15,155
7. Nakagami, Honda, + 16,680
8. Brad Binder, KTM, + 18,459
9. Marini, Ducati, + 20,541
10. Viñales, Aprilia, + 21,486
11. Pol Espargaró, Honda, + 22,707
12. Bezzecchi, Ducati, + 23,408
13. Di Giannantonio, Ducati, + 26,432
14. Alex Márquez, Honda, + 28,710
15. Morbidelli, Yamaha, + 29,433
16. Dovizioso, Yamaha, + 38,149
17. Darryn Binder, Yamaha, + 59,748
– Oliveira, KTM, 3 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, 7 Runden zurück
– Martin, Ducati, 11 Runden zurück
– Mir, Suzuki, 14 Runden zurück
– Fernández, KTM, 21 Runden zurück
– Rins, Suzuki, 22 Runden zurück
– Gardner, KTM, 24 Runden zurück

WM-Stand nach 7 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 102 Punkte. 2. Aleix Espargaró 98. 3. Bastianini 94. 4. Rins 69. 5. Miller 62. 6. Zarco 62. 7. Bagnaia 56. 8. Brad Binder 56. 9. Mir 56. 10. Marc Márquez 54. 11. Oliveira 43. 12. Pol Espargaró 40. 13. Viñales 33. 14. Nakagami 30. 15. Martin 28. 16. Marini 21. 17. Morbidelli 19. 18. Bezzecchi 19. 19. Alex Márquez 18. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Di Giannantonio 3. 23. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 156 Punkte. 2. Yamaha 102. 3. Aprilia 99. 4. KTM 84. 5. Suzuki 80. 6. Honda 67.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 131 Punkte. 2. Suzuki Ecstar 125. 3. Monster Energy Yamaha 121. 4. Ducati Lenovo 118. 5. Red Bull KTM Factory 99. 6. Gresini Racing MotoGP 97. 7. Repsol Honda 94. 8. Pramac Racing 90. 9. LCR Honda 48. 10. Mooney VR46 Racing 40. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.


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