Schweiz: Verbot von Rundstreckenrennen ist aufgehoben
Formel E auf dem Stadtkurs in Bern: Das Sicherheitsargument war plötzlich nicht mehr so wichtig
Das Verbot von Rundstreckenrennen wurde nach dem schweren Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans ins Schweizer Strassenverkehrsgesetz geschrieben. Am 11. Juni 1955 starben beim legendären Autorennen 84 Menschen, als nach einer Kollision ein Rennwagen in die Zuschauer geschleudert wurde. Das Rennen wurde nicht abgebrochen. Der Unfall gilt bis heute als die schlimmste Katastrophe im Motorsport.
Schon immer hatte der Schweizer Bundesrat (= Landesregierung) die Kompetenz, Ausnahmebewilligungen zu erteilen. So konnten 2018 und 2019 zwei Rennen der Formel E auf Stadtkursen in Zürich und Bern stattfinden. Eigentlich der komplette Unsinn: Aus Sicherheitsgründen werden Rundstreckenrennen verboten, der Bau von modernen Rundkursen wird verhindert. Dann bewilligt man Rennen auf Stadtkursen, wo die Sicherheit völlig unzureichend ist. Und die gefährlichen Bergrennen war nach 1955 zu jeder Zeit erkaubt...
Nun hat das Schweizer Parlament im Zuge einer Überarbeitung der Strassenverkehrsgesetze das Rundstreckenverbot endlich aufgehoben. Nachdem zuvor mehrere Vorstösse, welche explizit nur dieses Verbot aufheben wollten, teilweise eindeutig scheiterten, geschah nun die Aufhebung ohne grosses Aufheben, fast schon nebenbei, mit den Stimmen der bürgerlichen Parlamentarier.
Die Schweizer Verkehrsministerin Simonetta Somaruga von den Sozialdemokraten warnte vergeblich vor dem «Signal», das mit dem Entscheid ausgesendet würde und das «ziemlich quer in der Landschaft steht».
Natürlich freut man sich als Motorsportler, dass diese unsinnige Diskriminierung endlich aufgehoben ist. Ändern wird sich nichts. Die Schweiz hat Verkehrssicherheitszentren, aber keine Rundstrecke, die für Rennsport geeignet ist.
Wer die Ränkespiele und juristischen Winkelzüge mitverfolgt hat, mit denen die weitere Durchführung eines Rennens zur Motocross-WM verhindert wurde, dem ist klar: Es wird in der Schweiz auch in Zukunft keine grösseren Rundstreckenrennen mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor geben.