Fabio Quartararo (Yamaha/1.): «Ein fantastischer Tag»

Von Günther Wiesinger
Aleix Espargaró nur Fünfter, die Ducati-Asse Bagnaia und Bastianini gestürzt, jetzt in der WM 22 Punkte vorn: Kein Wunder, wenn Barcelona-Sieger Fabio Quartararo von seinem besten Rennen sprach.

Mit seinem zweiten Saisonsieg und dank des Aussetzers von Aleix Espargaró hat Yamaha-Star Fabio Quartararo beim GP von Katalonien auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya seinen Vorsprung auf den Aprilia-Werksfahrer von 8 auf 22 Punkte erhöht, denn Aleix musste sich mit Rang 5 statt Platt 2 zufriedengeben, weil er nach 23 von 24 Runden der Ansicht war, das Rennen sei bereits abgewinkt worden. Dadurch erlitten die Titelhoffnungen von Aprilia einen Dämpfer, und der Lokalmatator musste ausgerechnet beim Heim-GP nach vier dritten Plätzen in Serie das Siegerpodest zwei Franzosen und einem Landsmann überlassen.

«El Diablo» gilt seit langer Zeit als Spezialist für den 4,675 km langen Circuit de Barcelona-Catalunya, denn er hat mit 14 und 15 Jahren auf Honda schon die CEV Repsol-125-ccm-Meisterschafdt gewonnen und hier schon vor seiner WM-Karriere wichtige Rennen bestritten. Fabio hat in Montmeló 2018 auf der Speed-up sein einziges Moto2-WM-Rennen für sich entschieden. 2019 hat er hier als Rookie für Petronas-Yamaha den ersten Podestplatz in der MotoGP-Klasse sichergestellt. In der Corona-Saison 2020 siegte er beim Catalunya-GP wieder im Petronas-Kundenteam; er ließ den späteren Weltmeister Joan Mir (Suzuki) damals um 0,928 Sekunden hinter sich.

2021 bot der Franzose dem portugiesischen Red Bull-KTM Werksfahrer Miguel Oliveira heftige Gegenwehr, bis sein Reißverschluss den Geist aufgab, der Yamaha-Star fiel deshalb auf Platz 6 zurück.

Wenn Fabio in diesem Jahr wieder MotoGP-Weltmeister wird, können sich die Gegner auf eine noch aufregendere Saison 2023 gefasst machen. Denn Yamaha hat den Italiener Luca Marmorini als «engine consultant» engagiert. Er hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben und soll den M1-Reihenmotor für 2023 leistungsmäßig auf das Niveau von Ducati oder zumindest von Suzuki, Aprilia und KTM bringen. Er war zuletzt bei Ferrari in der Formel 1 beschäftigt. Noch nie hat Yamaha zuvor in fast 60 Jahren einen europäischen Motoren-Ingenieur engagiert, um den japanischen Hersteller aus einem Motoren-Dilemma zu befreien.

Die fahrerische Performance des Franzosen Quartararo machte die Gegner wieder einmal sprachlos. Er agierte unter schwierigsten Bedingungen fehlerlos und stellte alle Markenkollegen weit in den Schatten.

«Ich wollte unbedingt als Spitzenreiter in die erste Kurve einbiegen. Aber ich habe nach dem Start so extrem spät gebremst, dass ich dachte: 'Ich schaffe diese Kurve nicht, niemals!' Aber mein Selbstvertrauen war groß, also konnte ich die Führung übernehmen.»

«Es war ein langes Rennen», seufzte der WM-Leader. «Denn ich habe von der ersten bis zur letzten Kurve geführt. Ich glaube, ich habe fahrerisch mein ganzes Können abgerufen. Jedes Wochenende verstehe ich besser, wie ich mit diesem Motorrad umgehen muss, wie ich damit schnell und konstant fahren kann. Ich spüre, dass ich mich als Fahrer ständig sehr stark verbessere.»

Vor den beiden Rennen in Mugello und Barcelona, auf den zwei Strecken mit den mehr als 1 km langen Zielgeraden, hat niemand einen Pfifferling auf einen GP-Triumph von Quartararo gewettet, dessen M1 auf den Geraden oft 10 bis 15 km/h verliert.

Doch jetzt her der Titelverteidiger innerhalb von acht Tagen 45 von 50 möglichen Punkten erbeutet. Und jetzt kommen vor der Sommerpause mit Sachsenring und Assen noch zwei GP-Pisten, auf denen er um den Sieg fighten kann. In Assen hat Fabio 2021 klar gewonnen – vor seinem Teamkollegen Viñales, in Sachsen kam er im Vorjahr auf Platz 3 ins Ziel.

«Ja, 45 Punkte, da kann ich sagen, das ist fast eine perfekte Ausbeute», lachte der famose Yamaha-Werkspilot. «Aber ich habe hier nicht mit einem Sieg gerechnet. Am Freitag habe ich noch gesagt: Wenn ich es in die Top-Ten schaffe, wäre es gut. Und die Top-5 wären großartig. Doch am Samstag lief es viel besser, ich hatte eine sehr starke Rennpace, sie gehörte zu den besten. Und Sonntagfrüh im Warm-up war ich mit gebrauchten Reifen auch wieder schnell. Und im Rennen habe ich mich einfach erstaunlich gefühlt. Ich habe alles unter Kontrolle gehabt. Als ich zu Beginn eine Sekunde Vorsprung hatte, habe ich mir gesagt: ‘Okay, ich fahre ich noch schneller! Und das war viel besser.»

War der Catalunya-GP bereits eine Art Vorentscheidung in der WM? Denn Quartararo hat jetzt fast ein ganzes Rennen Vorsprung auf den WM-Zweiten Aleix Espargaró , der heute Nerven zeigte: Zuerst der Crash im Warm-up, dann eine Runde zu früh gejubelt. Und die WM-Widersacher Bagnaia und Bastianini kassierten nach Stürzen null Punkte.

Quartararo: «Ja, für den Titelfight war das ein fantastischer Tag. Dieser Erfolg war super-speziell für mich, denn es war mein zehnter MotoGP-Sieg. Als Kind habe ich von einer MotoGP-Laufbahn geträumt – und jetzt haben wir zehn Siege! Ich denke, wir können mit Zuversicht in die Zukunft blicken.»

MotoGP-Ergebnis, Montmeló (5. Juni):

1. Quartararo, Yamaha, 24 Rdn in 40:29,360 min
2. Martin, Ducati, + 6,473 sec
3. Zarco, Ducati, + 8,385
4. Mir, Suzuki, + 11,481
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 14,395
6. Marini, Ducati, + 15,430
7. Viñales, Aprilia, + 15,975
8. Brad Binder, KTM, + 21,436
9. Oliveira, KTM, + 26,800
10. Alex Márquez, Honda, + 30,460
11. Gardner, KTM, + 32,443
12. Darryn Binder, Yamaha, + 32,881
13. Morbidelli, Yamaha, + 33,168
14. Miller, Ducati, + 34,693
15. Fernández, KTM, + 37,844
16. Pirro, Ducati, + 44,533
17. Pol Espargaró, Honda, + 46,199
– Dovizioso, Yamaha, 7 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 16 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 17 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 19 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, 23 Runden zurück
– Rins, Suzuki, 1. Runde nicht beendet
– Nakagami, Honda, 1. Runde nicht beendet
– Bradl, Honda, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Fahrer-WM nach 9 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 147 Punkte. 2. Aleix Espargaró 125. 3. Bastianini 94. 4. Zarco 91. 5. Bagnaia 81. 6. Brad Binder 73. 7. Rins 69. 8. Mir 69. 9. Miller 65. 10. Marc Márquez 60. 11. Oliveira 57. 12. Martin 51. 13. Viñales 46. 14. Marini 41. 15. Pol Espargaró 40. 16. Nakagami 38. 17. Bezzecchi 30. 18. Alex Márquez 26. 19. Morbidelli 22. 20. Darryn Binder 10. 21. Di Giannantonio 8. 22. Dovizioso 8. 23. Gardner 8. 24. Raúl Fernández 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 201 Punkte. 2. Yamaha 147. 3. Aprilia 126. 4. KTM 101. 5. Suzuki 93. 6. Honda 81.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 171 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 169. 3. Ducati Lenovo 146. 4. Prima Pramac Racing 142. 5. Suzuki Ecstar 138. 6. Red Bull KTM Factory 130. 7. Gresini Racing 102. 8. Repsol Honda 100. 9. Mooney VR46 Racing 71. 10. LCR Honda 64. 11. WithU Yamaha RNF 18. 12. Tech3 KTM Factory 9.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Australien

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Melbourne, ein nahezu historischer Ausfall und ein starker Yuki Tsunoda.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do.. 28.03., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 00:15, Motorvision TV
    All Wheel Drive Safari Challenge
  • Fr.. 29.03., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 03:55, SPORT1+
    Motorsport: Monster Jam
  • Fr.. 29.03., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Fr.. 29.03., 05:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 29.03., 06:00, Motorvision TV
    AMA Enduro Cross Championship
  • Fr.. 29.03., 07:15, Motorvision TV
    On Tour
  • Fr.. 29.03., 09:05, Motorvision TV
    Nordschleife
  • Fr.. 29.03., 09:15, DMAX
    Richard Hammond's Car Workshop
» zum TV-Programm
5