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Franco Morbidelli: «Kapitalismus ist an allem schuld»

Von Simon Patterson
«Ich werde noch zum Philosophen», scherzte Franco Morbidelli (Yamaha) in seiner Presserunde einmal. Nach dem MotoGP-Startcrash in Barcelona machte er einmal mehr deutlich, warum ihm dieser Ruf vorauseilt.

Der von Takaaki Nakagami verursachte schwere Sturz in der ersten Kurve des Katalonien-GP sorgt für Gesprächsstoff: Nicht nur die betroffenen Alex Rins und Pecco Bagnaia kritisierten die Untätigkeit des FIM MotoGP Stewards Panels heftig, unter anderen forderte auch WM-Leader Fabio Quartararo die Verantwortlichen auf zu handeln, bevor etwas passiere.

Für die optimistische Aktion des LCR-Honda-Piloten, der nur von Startplatz 12 losgefahren war, hatte auch Franco Morbidelli wenig Verständnis: «Es war ein großer Fehler. Er kam von Startplatz 12, das ist verrückt. Das Manöver gegen Alex [Rins] in Mugello war hart und am Limit, aber in Barcelona ging er einen Schritt weiter. Man sollte es besser wissen. Man sollte besser aufpassen – auch auf sich selbst.»

«Ich glaube, dass manche Leute ihren Kopf mehr einschalten sollten, wenn wir Rennen fahren. Der Preis ist hoch beim Rennfahren», weiß der MotoGP-Vizeweltmeister von 2020. «Wir wollen alle großartige Ergebnisse schaffen. Wir wollen alle viel und sind alle bereit, viel zu riskieren, um diese Ergebnisse zu erreichen. Wir sollten aber ein bisschen mehr auf unsere Gesundheit und die unserer Kollegen achten. Wir tendieren manchmal dazu, das zu vergessen. Das ist normal für einen Rennfahrer und für einen Menschen, aber wenn diese Dinge passieren, ist es frustrierend. Es macht mich wütend.»

«Franky» schwamm in seiner «zynischen» Analyse aber gegen den Strom, wenn es um die Handhabung der Regehüter geht, die den Zwischenfall in der Startkurve als normalen Rennunfall durchgehen ließen. Nach einer kurzen Pause antwortete der dreifache MotoGP-Sieger auf die Frage, ob diese Entscheidung richtig war: «Ich bin ehrlich, für die Show ja – für die Fahrer nicht.»

«Für die Show ja, weil sich dieses Video Tausende oder Millionen Leute ansehen werden – diese Bombe in Kurve 1, bei 250 km/h. Es ist unser Job», ergänzte der 27-jährige Italiener. «Am Ende ist es unser Job. Ich bin natürlich zynisch. Aber das Leben ist zynisch. Die MotoGP ist manchmal zynisch. Der Sport ist zynisch.»

«Wenn wir hier wären und uns Sorgen um den jeweils anderen machen würden, wäre das Rennfahren viel netter. Es sind aber noch viele andere Dinge im Spiel», fuhr Franky fort. Lachend schob er dann noch nach: «Der Kapitalismus ist an allem schuld, verdammt!»

Es wäre aber doch die Aufgabe der Rennleitung und der Stewards, die Rennen sicherer zu machen. «Motorsport ist gefährlich», warf Morbidelli ein. «Es gibt Leute, die sich um uns kümmern – damit wir uns nicht allein verletzen, wenn wir normale Dinge tun und normal fahren. Ich habe aber das Gefühl, dass die einzigen, die auf uns aufpassen können, wenn wir Rennen fahren und mit 360 km/h oft nur 5 cm neben einem anderen fahren oder wenn 25 Fahrer mit 270 km/h und kalten Reifen auf die erste Kurve zusteuern, die mit 60 oder 70 km/h zu durchfahren ist – dann sind es wir Fahrer. Keiner kann auf uns aufpassen. Das müssen die Fahrer selbst machen. Sie können uns entmutigen, solche Aktionen zu versuchen. Sie könnten es, tun es aber nicht – aus vielen Gründen. Und wenn ich ehrlich bin, akzeptiere ich das.»

Übrigens: Auch Morbidellis Catalunya-GP war von einem Zwischenfall in der ersten Runde geprägt. «Ich war komplett Letzter, weil Alex Márquez in Kurve 3 abseits der Strecke unterwegs war und dann zurück auf die Linie zog, ohne sich um irgendjemanden zu kümmern. Ich war dort und er traf meinen Vorderreifen. Ich wäre fast gestürzt, kam von der Strecke ab und fiel ans Ende des Feldes zurück», erklärte der Yamaha-Werksfahrer, der die Ziellinie schließlich als 13. kreuzte.

MotoGP-Ergebnis, Montmeló (5. Juni):

1. Quartararo, Yamaha, 24 Rdn in 40:29,360 min
2. Martin, Ducati, + 6,473 sec
3. Zarco, Ducati, + 8,385
4. Mir, Suzuki, + 11,481
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 14,395
6. Marini, Ducati, + 15,430
7. Viñales, Aprilia, + 15,975
8. Brad Binder, KTM, + 21,436
9. Oliveira, KTM, + 26,800
10. Alex Márquez, Honda, + 30,460
11. Gardner, KTM, + 32,443
12. Darryn Binder, Yamaha, + 32,881
13. Morbidelli, Yamaha, + 33,168
14. Miller, Ducati, + 34,693
15. Fernández, KTM, + 37,844
16. Pirro, Ducati, + 44,533
17. Pol Espargaró, Honda, + 46,199
– Dovizioso, Yamaha, 7 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 16 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 17 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 19 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, 23 Runden zurück
– Rins, Suzuki, 1. Runde nicht beendet
– Nakagami, Honda, 1. Runde nicht beendet
– Bradl, Honda, 1. Runde nicht beendet

MotoGP-Fahrer-WM nach 9 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 147 Punkte. 2. Aleix Espargaró 125. 3. Bastianini 94. 4. Zarco 91. 5. Bagnaia 81. 6. Brad Binder 73. 7. Rins 69. 8. Mir 69. 9. Miller 65. 10. Marc Márquez 60. 11. Oliveira 57. 12. Martin 51. 13. Viñales 46. 14. Marini 41. 15. Pol Espargaró 40. 16. Nakagami 38. 17. Bezzecchi 30. 18. Alex Márquez 26. 19. Morbidelli 22. 20. Darryn Binder 10. 21. Di Giannantonio 8. 22. Dovizioso 8. 23. Gardner 8. 24. Raúl Fernández 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 201 Punkte. 2. Yamaha 147. 3. Aprilia 126. 4. KTM 101. 5. Suzuki 93. 6. Honda 81.

Team-WM:
1. Aprilia Racing 171 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 169. 3. Ducati Lenovo 146. 4. Prima Pramac Racing 142. 5. Suzuki Ecstar 138. 6. Red Bull KTM Factory 130. 7. Gresini Racing 102. 8. Repsol Honda 100. 9. Mooney VR46 Racing 71. 10. LCR Honda 64. 11. WithU Yamaha RNF 18. 12. Tech3 KTM Factory 9.

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