Franco Morbidelli: «Hätte besser arbeiten können»
Franco Morbidelli ist nur 19. in der WM
Ein Interview mit einem Sieger zu führen ist sehr einfach, denn man sitzt vor jemandem, der eine gute Zeit erlebt. Jemand, der gut drauf ist, ist auch bereit, mit dir über vieles zu sprechen. Auf der anderen Seite jemanden zu befragen, der in Problemen steckt, ist eine Herausforderung, denn diese Person vor dir möchte nicht unbedingt mit einem Journalisten sprechen, der wahrscheinlich den Finger in seine Wunden steckt.
Genau dieses Szenario kam auf, als ich das Interview mit Franco Morbidelli führte. Sein Teamkollege Fabio Quartararo ist der WM-Spitzenreiter und der schnellste Fahrer derzeit. Deshalb machte ich mir viele Gedanken, wie ich anfangen soll, ohne negative Gedanken zu übermitteln. Also los.
Hallo Franco. Ich habe gerade Fabio interviewt, was im Moment sehr einfach ist, aber in deinem Fall gibt es nur wenig Gutes zu erzählen. Und ich kann mir vorstellen, dass die Dynamik in den Interviews, die du in dieser Saison gegeben hast, immer dieselbe war. Aber es steht fest, dass ich vor zwei Jahren vor dem Zweitplatzierten der MotoGP-Weltmeisterschaft saß und nicht vor dem gescheiterten Franco Morbidelli, den die Leute jetzt sehen. Beginnen wir also mit den Grundlagen. Was ist der Unterschied zwischen dem heutigen Franco Morbidelli und dem von 2020?
Ich glaube, dass der Franco Morbidelli von heute ein noch athletischer Junge ist. Ich befinde mich in einer Periode, in der ich sehr fokussiert bin auf das, was ich tue. Training, alles um mein Motorrad, mein Team und meine Performance. Das bedeutet nicht, dass ich auf der Strecke schneller bin, als die Ergebnisse es leider zeigen.
Beunruhigt dich diese Situation nicht?
Nein. Ich glaube, als alter Brasilianer kenne ich mich mit schwierigen Situationen aus. Ich weiß, wie ich positiv gestimmt bleiben kann, wenn einmal Gegenwind herrscht. Ich weiß sehr gut, dass es eine schwierige Situation ist, denn wenn du ein Fahrer bist und nicht schnell genug, dann läuft etwas schief. Besonders wenn man aufgrund der Erfahrung gewisse Erwartungen hat. Die Situation ist schwierig, sehr schwierig.
Frustriert es dich nicht, dass deine Performance so weit von deinen Erwartungen entfernt ist?
Also, man muss sehen, in welche Richtung man geht. Natürlich mag ich diesen Standpunkt nicht, aber wir müssen daran arbeiten, alles analysieren, um einen Weg aus der Situation zu finden.
Um genau zu sehen, ob Franco über die Saison Boden gut macht, habe ich die Abstände zum jeweiligen Sieger herausgesucht.
Katar +16.712 sec
Indonesien +21.115
Argentinien DNF
USA +29.319
Portugal +33.354
Spanien +27.358
Frankreich +29,433
Italen +20,296
Katalonien +33.168
Deutschland +29.104
Niederlande DNF
Nach elf Rennen ist keine Steigerung zu erkennen
Stimmt, es wird leider nicht weniger…
Aber was ist los? Hast du eine Antwort darauf?
Nein, wenn ich die nur hätte…
In dieser Liste sind Rennen enthalten, in denen es besser lief, aber sie wurden immer von der schlechten Startposition beeinflusst. Das wirft mich weit zurück. Es gibt Rennen, da kann ich mich gut zurückkämpfen, aber eben auch viele, wo ich bereits in der ersten Runde viel Zeit verliere. Das könnte eine Antwort darauf sein.
Es gibt Verbesserungen, wie am Freitag in Barcelona, oder in FP4 in Deutschland. Ich bin überzeugt, dass ich auf einmal viel besser dastehe. Aber nur für den Moment, nicht im Rennen.
2020 warst du mit Fabio auf einem Level. Er gewann drei Rennen, du ebenso. Er wurde Achter in der Meisterschaft, du bist auf Platz 2 angekommen, nur 13 Punkte hinter Joan Mir. Heute ist Fabio an der Spitze, du bist ganz hinten. Wann ist solch ein großer Abstand entstanden?
Das war in 2021 – Die Fahrer mit dem neuen Bike haben sich verbessert. Ich war damit beschäftigt, die Unterschiede zwischen unseren Maschinen zu bewerten, anstatt alles aus dem Motorrad herauszuholen. Stattdessen den Fokus auf mich zu legen, um mich zu verbessern. Doch das Material, welches ich zur Verfügung hatte, war zwei Jahre alt und es gab kaum Spielraum für Verbesserungen. Aber ich hätte besser arbeiten können, wenn ich die Situation anders angegangen wäre. Außerdem hätte ich besser vorbereitet sein können als die Möglichkeit, mit dem neuen Motorrad auf mich zu kam.
MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:
1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.
Team-WM:
1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.