KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Hervé Poncharal (KTM): «Ich verstehe Miguel Oliveira»

Von Günther Wiesinger
Miguel Oliveira wollte sich bei KTM für 2023 nicht vom Red Bull-Team zu Tech3 abschieben lassen. Tech3-Teamchef Poncharal meint, das habe mit einem Zwist im Oktober 2019 zu tun.

Bedauert KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, dass sich Miguel Oliveira für den Wechsel zu Aprilia entschieden hat und nächstes Jahr eine Aprilia RS-GP22 im WithU-RNF-Kundenteam von Razlan Razali fahren wird? Denn dadurch platze die Hoffnung auf ein reizvolles Dream Team mit Pol Espargaró und dem vierfachen MotoGP-Sieger Miguel Oliveira. 

«Ich habe ein besonderes Verhältnis zu Miguel», versichert Poncharal. «Als ich in Mugello gehört habe, es besteht eine Möglichkeit, dass er nach zwei Jahren zu uns zurückkehrt mit einem vollwertigen Factory Support und mit den neuesten Werksmaschinen, mit einem gebührenden und entsprechenden Salär, habe ich das für eine gute Idee gehalten.»

Aber der aktuelle WM-Zehnte Oliveira lehnte diese Degradierung ab, denn er hält Jack Miller nicht für die bessere Wahl. Und KTM legte ihm wegen seiner verdienstvollen Vergangenheit (zweimal Vizeweltmeister, 16 GP-Siege) keinen Stein in den Weg, machte von der einseitigen Option auf den Portugiesen keinen Gebrauch und gab ihn frei.

«Aber ich habe Verständnis für das Vorgehen von Miguel. Als Fahrer musst du Egoist sein, du musst ein starkes Ego haben. Wenn du nicht an dich glaubst und nicht einen gewissen Stolz hast, wirst du keinen Erfolg haben», ist sich Hervé Poncharal bewusst. «Ich kann nicht für Miguel sprechen. Aber er denkt, er ist besser als Jack. Das halte ich für normal, er muss so denken: ‘Wenn KTM Jack höher einschätzt als mich, dann haben sie den Glauben an mich verloren.’ So könnte der Gedankengang von Miguel lauten. Ich verstehe seine Einstellung. Er hat über das Angebot von KTM zwei Tage nachgedacht. Und als wir in Mugello zum Grid spaziert sind, ist Pit Beirer von Vater Paulo Oliveira darüber informiert worden, dass KTM nicht mehr mit Miguel rechnen soll. Ich hätte Miguel liebend gern im Team gehabt. Aber ich muss seine Entscheidung akzeptieren.»

Eigentlich hätten ja 2020 bei Tech3-KTM das Duo Binder und Oliveira fahren sollen. Doch dann kam es zur frühzeitigen Trennung von Johann Zarco, ein Platz im Red Bull-Team wurde frei.

KTM bot diesen vakanten Platz dem Portugiesen Miguel Oliveira an, der 2015 (Moto3) und 2018 (Moto2) mit den Österreichern Vizeweltmeister wurde. Oliveira entschied sich aber damals, 2020 wie geplant ein zweites Jahr bei Tech3 zu fahren. Er dachte nämlich, Mika Kallio würde den Platz von Zarco im Red-Bull-Werksteam bekommen.

Als sich KTM jedoch für Rookie Brad Binder entschied, den Moto2-Vizeweltmeister von 2019, zeigte sich Oliveira bei den Übersee-Rennen in Motegi und Phillip Island sehr enttäuscht. Es kam zu einem verbalen Schlagabtausch zwischen Teammanager Mike Leitner und Oliveira.

Vielleicht spielte die damalige Enttäuschung jetzt bei Oliveiras Weigerung mit, wieder zur Tech3 zurückzukehren.

Poncharal: «Man kann sehen, dass Miguel auf solche Ereignisse sehr empfindlich und allergisch reagiert. Als es jetzt zum zweiten Mal passiert ist, hat er KTM mitgeteilt: ‘Vergesst mich!’»

MotoGP-Ergebnis, Assen (26. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn. in 40:25,205 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,444 sec
3. Viñales, Aprilia, + 1,209
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,585
5. Brad Binder, KTM, + 2,721
6. Miller, Ducati, + 3,045
7. Martin, Ducati, + 4,340
8. Mir, Suzuki, + 8,185
9. Oliveira, KTM, + 8,325
10. Rins, Suzuki, + 8,596
11. Bastianini, Ducati, + 9,783
12. Nakagami, Honda, + 10,617
13. Zarco, Ducati, + 14,405
14. Di Giannantonio, Ducati, + 17,681
15. Alex Márquez, Honda, + 25,866
16. Dovizioso, Yamaha, + 29,711
17. Marini, Ducati, + 30,296
18. Bradl, Honda, + 32,225
19. Gardner, KTM, + 34,947
20. Savadori, Aprilia, + 35,798
– Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 15 Runden zurück
– Darryn Binder, Yamaha, 18 Runden zurück
– Morbidelli, Yamaha, 18 Runden zurück

MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.

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