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Carlo Pernat: «Quartararo ist nicht der Titelfavorit»

Von Oliver Feldtweg
Für den italienischen MotoGP-Fachmann Carlo Pernat ist nicht Fabio Quartararo der MotoGP-WM-Favorit, sondern Aprilia mit Aleix Espargaró. Und er vertritt ein paar weitere gewagte Thesen.

MotoGP-Experte Carlo Pernats Prognosen und Überlegungen zum zweiten Teil der Saison, die nächsten Sonntag in Silverstone beginnt, sind interessant. Das gilt auch seine Gedanken zum Fahrermarkt und zur Zukunft der MotoGP.

Die offenherzigen Kommentare des ehemaligen Aprilia-Managers, jetzigen Fahrer-Managers und TV-Experten Carlo Pernat sind prägnant, würzig, er nimmt kein Blatt vor den Mund. «Carletto» Pernat hat durchaus keine Angst, sich unbeliebt zu machen, wenn er das Wort ergreift.

Die Kollegen von moto.it haben mit dem 74-jährigen Italiener viele Themen besprochen. Pernat ist heute Manager von Bastianini und Arbolino, er ist also nicht ganz unparteiisch, denn sein Topfahrer ist bei Ducati unter Vertrag. Trotzdem ist es interessant, seine Meinung darüber zu erfahren, wer 2023 Francesco Bagnaias Teamkollege bei Ducati Lenovo sein wird – «sein» Enea Bastianini oder Jorge Martin?

«Es ist noch nicht entschieden, es wird Ende August bekanntgegeben», verriet Pernat unserem Kollegen Giovanni Zamagni bei moto.it. «Sie werden sich nicht nur die Ergebnisse anschauen, sonst gäbe es keine Zweifel. Aber wichtiger als das Team ist ohnehin der Werksvertrag.»

Dann wird das Honda-Problem angesprochen. Denn bei Repsol-Honda bekommt Marc Márquez nach zwei Jahren mit Joan Mir einen neuen Teamkollegen.

«Joan Mir wird zu HRC gehen», weiß Pernat. «Es wäre ja absurd, wenn er zu Hause bleiben müsste. Ich glaube nicht, dass es nur eine Frage des Geldes ist, bei Honda herrscht viel Verwirrung.»

Obwohl die Gerüchte, Honda könnte über die Trennung von Teamchef Alberto Puig nachdenken, bisher keine Nahrung bekommen haben, schließt Pernat nicht aus, dass der ehemalige Suzuki-Teamchef Davide Brivio bei HRC andocken wird. «Es ist eine chaotische Situation: Die Honda ist das schlechteste Motorrad auf der Strecke. Brivio kennt die Japaner. Er weiß, wie man eine erfolgreiche Mannschaft bildet, er weiß, wie man die Fahrer auswählt. Er wäre die perfekte Figur», meint Pernat.

Doch Davide Brivio (57) ist in der Formel 1 bei Alpine bis Ende 2023 unter Vertrag. Und Puig sitzt bei HRC weiter fest im Sattel.

Aprilia wird Miguel Oliveira bald als neuen Fahrer im WithU-RNF-Kundenteam vorstellen, der Portugiese hat bereits die Freigabe von KTM erhalten.

Als Teamkollege ist Rául Fernández im Gespräch, der sich allerdings bei KTM freikaufen muss.

«Der zweite Fahrer bei RNF müsste ein Italiener sein», fordert Pernat. «Fabio Di Giannantonio war angedacht, aber er ist lieber im Gresini-Team geblieben.»

Franco Morbidelli hat einen Platz im Monster-Yamaha-Werksteam für 2023, aber seine Ergebnisse lassen arg zu wünschen übrig. Ist sein Platz neben Fabio Quartararo in Gefahr? Könnte er zu Aprilia wechseln?

«Definitiv nein», ist Pernat überzeugt.

«Jawohl», anwortet der Italiener hingegen auf die Frage, ob Yamaha für 2024 wieder ein Kundenteam finden könnte.

Aber das könnte nur klappen, wenn Rossis VR46-Team bei Ducati nach zwei von drei vereinbarten Jahren aussteigt. Und das zeichnet sich nicht ab.

Carlo Pernat hat auch eine klare Theorie zum Ausgang der MotoGP-Weltmeisterschaft 2022. «Mehr als Fabio Quartararo sehe ich Aleix Espargaró als Titelfavoriten», sagt Pernat, der hofft, dass Enea Bastianini bald wieder einen GP gewinnen kann.

Nach dem Zuschauerdebakel von 2022 macht sich Carlo Pernat auch Sorgen um die Zukunft des Mugello-GP. «Seien wir vorsichtig, denn die Dorna hat dem Italien-GP von Mugello fast das Kreuz aufgesetzt», weiß der Insider.?

Denn der Mugello-GP-Promoter hatte bereits Ende April gewusst, dass es zu einem Zuschauerdebakel kommen wird – und nichts dagegen unternommen.

Im Frühjahr hatte der Bürgermeister von Scarperia beschlossen, dass nur 60 Prozent der Tickets verkauft werden dürfen – wegen Corona. Daraufhin hatte der Veranstalter die Eintrittspreise so erhöht, dass er trotz der Dorna-Gebühr von ca. 4 Millionen Euro ohne Verlust aussteigen würde.

Aber diese Milchmädchenrechnung wurde ohne den Wirt gemacht. Die Zuschauer boykottierten den Grand Prix. Ohne Valentino Rossi wollten sie die Wucherpreise auf keinen Fall bezahlen.

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta wetterte: «Halbleere Tribünen sind das Letzte, was wir für die TV-Bilder in aller Welt momentan gebrauchen können.»

MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.

Team-WM:

1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.


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