Massimo Rivola: «Es gab Aufholbedarf bei Aerodynamik»
Stefan Bradl machte beim Silverstone-GP kein Geheimnis daraus, dass bei Honda die Aerodynamik eine der größten Schwachstellen ist. Gleichzeitig bemerkte er, dass Massimo Rivola bei Aprilia nach seiner Ankunft im Januar 2019 offenbar relativ rasch bemerkt hat, dass sich das Werk aus Noale im Bereich Aerodynamik verbessern kann. Er holte dann einige Formel-1-Experten ins MotoGP-Werksteam. Denn Rivola hat in der Formel 1 bei Ferrari und bei der Scuderia Toro Rosso tätig. Dadurch hatte er die nötigen Kontakte.
Aber Massimo Rivola sträubt sich ein bisschen dagegen, als großer Aerodynamik-Versteher dargestellt werden. Er räumt ein, die Strömungslehre sei ein kompliziertes Thema. Rivola: «Ich würde nicht behaupten, dass wir das Rezept für die Aerodynamik gefunden haben. Aber man kann sagen, wir haben die Richtung verstanden.»
«Aber ich habe nach meiner Ankunft in der MotoGP sehr rasch verstanden, dass auf diesem Gebiet noch einiges brachliegt. Denn niemand außer vielleicht Ducati hat in der Vergangenheit ordentlich in die Aerodynamik investiert», hält Rivola im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Also habe ich gesehen, es besteht eine große Gelegenheit, in diesem Bereich Performance zu finden. Gleichzeitig existiert auf dem Gebiet der Aerodynamik immer noch viel Spielraum.»
Rivola ist inzwischen überzeugt, dass es viel mühsamer ist, die aerodynamischen Anforderungen bei einem MotoGP-Rennmotorrad zu verstehen als bei einem Formel-1-Rennwagen.
«Denn du hast den Fahrer, der sich auf dem Fahrzeug bewegt. Du hast den Gewichtstransfer beim Bremsen und beim Beschleunigen von vorn nach hinten. Die ganze Fahrdynamik verhält sich anders. Wir bilden uns nicht ein, das beste MotoGP-Bike zu haben und wir denken nicht, dass wir die Aerodynamik komplett verstehen. Aber wir sind überzeugt, dass sich auf diesem Gebiet viel Performance finden lässt. Deshalb ist es wichtige, gute Aerodynamik-Ingenieure zu finden und einen guten Windkanal. Wir verwenden denselben Windkanal wie KTM, den ehemaligen Formel-1-Windkanal von Toyota in Köln. Wir haben in der Vergangenheit einen anderen verwendet.»
Tatsächlich hat Aprilia zu Zeiten von Álvaro Bautista und Stefan Bradl bis 2018 noch den Windkanal der Universität Perugia benutzt.
«Man muss auch den Zusammenhang finden, was man im Windkanal macht und was man im Computer Aided Design (CAD) macht. Der Unterschied im Windkanal steht das Motorrad tatsächlich im Wind. Im Computer-Design musst du dir ausmalen, wie sich der Fahrer auf der Rennstrecke auf dem Bike verhält. Ich spüre, dass wir uns bei der Aerodynamik noch weiter verbessern können», meint Rivola.
Wie rasch haben sich die F1-Aerodynamik-Spezialisten auf die Bedürfnisse der MotoGP umgestellt? «Das dauert eine gewisse Zeit. Wenn ich auf KTM schaue, dann haben sie sofort einige Dinge kapiert, die wir erst später als KTM verstanden haben. Sie haben etwas gemacht, wir haben darüber gerätselt. Dann haben wir den Grund dafür begriffen. Es ist immer interessant, was die Mitbewerber machen, denn am Ende lernst du von den andern. Du kannst dir überall etwas abschauen. Das ist kein langwieriger Prozess, gleichzeitig ist es kein einfacher Lernvorgang.»
MotoGP-Ergebnis, Silverstone (7. August):
1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 20 Rdn in 40:10,260 min
2. Maverick Viñales (E), Aprilia, +0,426 sec
3. Jack Miller, (AUS), Ducati, +0,614
4. Enea Bastianini (I), Ducati, +1,651
5. Jorge Martin (E), Ducati, +1,750
6. Miguel Oliveira (P), KTM, +2,727
7. Alex Rins (E), Suzuki, +3,021
8. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +3,819
9. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +3,958
10. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 6,646
11. Brad Binder (ZA), KTM, +7,730
12. Luca Marini (I), Ducati, +13,439
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +13,706
14. Pol Espargaró (E), Honda, +13,906
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha , +16,359
16. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +20,805
17. Alex Márquez (E), Honda, +21,099
18. Remy Gardner (AUS), KTM, +24,579
19. Stefan Bradl (D), Honda, +28,773
20. Darryn Binder (ZA), Yamaha, +33,653
21. Raúl Fernández (E), KTM, +35,601
22. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +36,460
– Joan Mir (E), Suzuki
– Johann Zarco (F), Ducati
MotoGP-Fahrer-WM nach 12 von 20 Grand Prix:
1. Quartararo 180 Punkte. 2. Aleix Espargaró 158. 3. Bagnaia 131. 4. Bastianini 118. 5. Zarco 114. 6. Miller 107. 7. Brad Binder 98. 8. Rins 84. 9. Viñales 82. 10. Oliveira 81. 11. Martin 81. 12. Mir 77. 13. Bezzecchi 61. 14. Marc Márquez 60. 15. Marini 56. 16. Nakagami 45. 17. Pol Espargaró 42. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 26. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 271 Punkte. 2. Yamaha 180. 3. Aprilia 175. 4. KTM 131. 5. Suzuki 110. 6. Honda 88.
Team-WM:
1. Aprilia Racing 240 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 238. 3. Monster Energy Yamaha 206. 4. Prima Pramac Racing 195. 5. Red Bull KTM Factory 179. 6. Suzuki Ecstar 161. 7. Gresini Racing 136. 8. Mooney VR46 Racing 117. 9. Repsol Honda 102. 10. LCR Honda 72. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.