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Warum GASGAS 2023 in der MotoGP-WM fahren darf

Von Günther Wiesinger
Das Tech3-MotoGP-Team bestreitet die vierte Saison auf KTM. Nächstes Jahr werden baugleiche GASGAS-Werksmaschinen eingesetzt. Das Fahrerduo wird aus Remy Gardner und Pol Espargaró bestehen.

Kurz nach der Rückzugsankündigung des Suzuki Ecstar-Werksteams erkundigte sich SPEEDWEEK.com Anfang Mai 2022 bei Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husvqarna und GASGAS, ob die beiden vakanten MotoGP-Plätze der Japaner künftig eventuell mit einem GASGAS-Projekt besetzt werden könnten.

Pit Beirer suchte damals sichtbar nach Ausflüchten, er war um eine ausweichende Antwort bemüht. «Die Dorna hat kommuniziert, dass für die beiden Plätze nur ein Factory Team in Frage kommt. Das bedeutet aber in der MotoGP, man müsste eine komplette eigene Entwicklung betreiben. Wir haben momentan nicht geplant, diese Kapazitäten für eine zusätzliche MotoGP-Bike-Entwicklung auf die Beine zu stellen. Somit würde ich unser Unternehmen jetzt einmal nicht in die vorderste Reihe stellen, wenn es darum geht, die zwei Plätze von Suzuki zu übernehmen. Die Dorna ist auf der Suche und in Verhandlungen mit anderen Herstellern», sagte Beirer vor dem Mugello-GP.

«Die Lücke von Suzuki wird nicht so einfach zu schließen sein», war Pit Beirer überzeugt. «Denn ein neuer MotoGP-Hersteller braucht zwei bis drei Jahre Vorbereitungszeit, bevor so ein Schritt überhaupt möglich ist.»

Nach Recherchen von SPEEDWEEK.com war dann bereits im vergangenen Juni fix: Der MotoGP-Einstieg der ursprünglich spanischen Marke GASGAS wird 2023 vonstatten gehen.

Aber die Pierer-Gruppe wird kein drittes Team ausrüsten, sondern das französische KTM Tech3-Team (2022 mit Remy Gardner und Raúl Fernández unterwegs) für 2023 von der RC16 auf eine baugleiche 1000-ccm-V4-GASGAS umrüsten.

GASGAS: Moto3, Moto2 – jetzt MotoGP

«Zuerst müssen wir schauen, dass wir ein GASGAS-Team für die Moto2-WM 2022 zusammenbringen», hatte KTM-Firmenchef Stefan Pierer im Interview beim Steiermark-GP im August 2021 gegenüber SPEEDWEEK.com erwähnt, als wir ihn fragten, ob die Pierer Mobility AG in absehbarer Zeit ein MotoGP-Kundenteam für GASGAS suchen könnte. «Wir reden mit Teamchef Aspar Martinez zuerst mal über die Moto2 für 2022», verriet Pierer damals.

Am 12. August 2021 lautete deshalb die SPEEDWEEK.com-Schlagzeile: Stefan Pierer: GASGAS 2022 in Moto2, dann in MotoGP?

Inzwischen hat sich herausgestellt: Die Pierer-Gruppe wird 2023 bei Tech3 beide Fahrer mit umlackierten KTM RC16 unter der Bezeichnung GASGAS in die MotoGP-WM schicken.

Das Reglement besagt: Es muss sich nur um einen Prototyp handeln, also zum Beispiel nicht um ein modifiziertes Superbike, das Motorrad darf also nicht auf dem freien Markt erhältlich sein.

Dieses Detail lässt sich im gelben FIM-Gesetzbuch unter Artikel 2.4.1 nachlesen. Es müssten bei einer Zweitverwendung in einem Konzern alle Komponenten identisch und baugleich sein. Die Concessions-Privilegien eines Neueinsteigers werden nicht gelten, weil das Motorrad baugleich mit der KTM RC16 eingestuft wird.

Übrigens: In der Moto3-WM setzt Pierer Mobility die KTM GP250 auch als Husqvarna, GASGAS und CFMOTO ein. 

Durch den Rückzug von Suzuki Ecstar schrumpft das Startfeld von 24 auf 22 Fahrer. Zur Erinnerung: Auch von 2019 (Rückzug von Marc VDS Honda) bis inklusive 2021 waren 22 Teilnehmer im Feld.

Dann bekam Aprilia Racing zwei eigene Plätze, Gresini Racing behielt seine beiden Slots. In den Jahren 2010 und 2011 existierten nach der Wirtschaftskrise sogar nur 17 Stammfahrer. Nachher wurde das Feld mit Claiming-Rule-Bikes und später mit Open-Class-Motorrädern aufgefüllt. 

Da das Tech3-Team (der Vertrag mit der Pierer-Gruppe läuft bis Ende 2026) nächstes Jahr mit dem populären Spanier Pol Espargaró als neuer Nummer 1 auftreten wird und Remy Gardner seit Kindheitstagen in der Nähe von Barcelona wohnt und fliessend Spanisch spricht, bildet die Tech3-Mannschaft von Hervé Poncharal (2020 zwei MotoGP-Siege auf KTM mit Oliveira) eine ideale Plattform für die spanische Traditionsmarke GASGAS.

Dieser Brand wird durch den Slogan «Ready to Race» in allen Disziplinen so schnell wie möglich zu einer globalen Motorradmarke gepusht. GASGAS hat 2022 schon die Dakar-Rallye gewonnen; seit der Übernahme durch Stefan Pierer wurden Moto3-GP-Siege gefeiert, der Titelgewinn 2022 durch Sergio Garcia oder Izan Guevara liegt in Reichweite. Dazu kommen Podestplätze in der Moto2-WM durch Jake Dixon und WM-Laufsiege in der Motocross-WM (MX2 und MXGP) sowie in der US Supercross-Meisterschaft.

Bei der Pierer Mobility AG werden die MotoGP-Pläne mit GASGAS nicht mehr dementiert. «Ja, das ist eine Überlegung», erklärte Firmenchef Stefan Pierer Anfang dieser Woche auf Anfrage von SPEEDWEEK.com.

Das Hersteller-Bündnis MSMA und die Grand Prix Commission haben diese geplante Rochade längst abgesegnet.

Tech3-KTM absolviert die vierte MotoGP-Saison mit den Motorrädern aus Österreich. 2019 und 2020 trat der Red Bull-Konzern als Hauptsponsor auf; das Team warb damals für die Getränkeserie «Organics». Nach zwei Jahren zog sich Red Bull bei Tech3 zurück; seither präsentieren sich die Bikes im KTM-Design.

In der Moto3-WM wird die Red-Bull-Tech3-Mannschaft weiter mit KTM fahren. Denn der erfolgreiche Talent Scout und Teamchef Jorge Martinez soll in den WM-Klassen Moto3 und Moto2 seine ausgezeichnete Arbeit als GASGAS-Werksteam weiter exklusiv fortsetzen.

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