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Johann Zarco: «Es fehlt das Gefühl zum Vorderrad»

Von Günther Wiesinger
Johann Zarco (32) fährt auch in der dritten Saison bei Ducati nicht konstant auf dem Level von Bagnaia und Bastianini. Aber er hat seine Schwachstelle identifiziert.

Ducati Corse hat zwar die Option auf Johann Zarco fristgerecht eingelöst, aber Ende Mai beim Mugello-GP und Anfang Juni war noch offen, in welchem Team der Franzose (15 MotoGP-Podestplätze, 8 Pole-Positions, aber kein Sieg) in der kommenden Saison fahren werde. Denn Jack Miller bekam von Ducati das Angebot, vom Lenovo-Ducati-Team zu Pramac zurückzukehren.

Wenn der Autralier dieses Angebot angenommen hätte, wäre der Franzose zu Gresini Ducati verfrachtet worden. Doch Miller zog einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Red Bull-KTM vor. Enea Bastianini wurde an seiner Stelle zu Lenovo befördert, also bleibt das Pramac-Team mit Martin und Zarco unverändert.

«Ich habe etwas warten müssen, bis Ducati alle Plätze für die kommende Saison bestätigt hat», hielt Zarco fest. «Für mich ist es wichtig, dass ich bei Pramac weiterfahren kann. Denn seit vielen Jahren bildet der Rennstall von Paolo Campinoti das zweite Ducati-Werksteam. Wir werden wieder sehr konkurrenzfähiges Material haben. Es bleibt zwar immer ein schöner Traum, eines Tages ins offizielle Werksteam aufgenommen zu werden. Aber ich bin bei Ducati quasi der Alte in dieser Klasse. Ich performe trotzdem immer noch recht gut, ich habe die Herausforderung der jungen Generation angenommen.»

«Dass ich 2023 die dritte Saison bei Pramac fahren werde, hat auch seine guten Seiten. Denn jedes Satellitenteam braucht Sponsoren. Und wenn die jungen Fahrer nach einem Jahr wieder weggehen, fehlt die Stabilität für die Geldgeber. Wenn ein Pilot mit Erfahrung längere Zeit im Team bleibt, ist das positiv für die Sponsoren», sagt Zarco. «Ich werde alles tun, um Pramac die bestmöglichen Ergebnisse zu bescheren.»

Zarco liegt jetzt in der WM an fünfter Position, aber schon 86 Punkte hinter Leader Fabio Quartararo. Dabei hatte er nach fünf Rennen in diesem Jahr nach fünf Rennen 51 Punkte, Bagnaia 69, Bastianini 61, Miller hingegen nach zwei Nullern nur 31. Doch wie schon im Vorjahr liess Zarco nach einem starken Saisonstart die Beständigkeit vermissen. Bei den letzten vier Rennen hat er nur 14 Punkte eingesammelt.

Hat sich der 32-jährige Zarco trotzdem Chancen auf den zweiten Platz bei Lenovo ausgerechnet? «Als sich die Ducati-Manager nicht entschieden konnten, ob sie Jorge Martin oder Enea Bastianini für das Lenovo-Team nehmen sollte, habe ich mit ihnen gescherzt und gesagt: Wenn euch die Wahl so schwer fällt zwischen Italien und Spanien, dann nehmt einen Franzosen, das ist ein Land in der Mitte. Ducati hat den 24-jährigen Bastianini genommen, der sicher noch zehn Jahre länger in der MotoGP fahren kann als ich. Ich behaupte nicht, dass ich nur noch ein Jahr fahren werde. Aber in zehn Jahren werde ich nicht mehr dabei sein.»

Zarco erzählte in Misano, wo er im Rennen in der ersten Kurve gemeinsam mit Pirro und Pol Espargaró stürzte, im Vergleich zu Markenkollegen wie Bastianini fehle ihm etwas Vertrauen im Umgang mit den Desmosedici-Bikes.

Zarco: «Bei der Ducati brauchst du ein sehr gutes Gefühl für die Front. Pecco Bagnaia ist der Stärkste auf diesem Gebiet. Es sieht so aus, als sei das Gefühl für das Vorderrad meine Schwäche. Ich spüre das Limit des Vorderreifens nicht so gut wie die andern. Ich brauche deshalb auf manchen Pisten länger, um auf Topzeiten zu kommen, und selbst wenn ich konkurrenzfähig bin, fehlt mir vorne das optimale Gefühl. Das verhindert bessere Ergebnisse.»

Zarco fährt jetzt die dritte Saison bei Ducati. Er rätselt aber noch: «Ich weiß nicht, ob wir das Motorrad besser an meine Fahrweise anpassen müssen oder ob mich meinen Fahrstil besser an die Maschine adaptieren soll. Vielleicht müssen wir beide Wege beschreiten. Wenn uns dann Fortschritte gelingen, wird auch das nötige Vertrauen da sein.»

Ergebnisse MotoGP Misano/I am 4. September

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 41:43,199 min
2. Enea Bastianini (I), Ducati, +0,034 sec
3. Maverick Viñales (E), Aprilia, +4,212
4. Luca Marini (I), Ducati, +5,283
5. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +5,771
6. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,230
7. Alex Rins (E), Suzuki, +12,496
8. Brad Binder (ZA), KTM, +14,661
9. Jorge Martin (E), Ducati, +17,732
10. Alex Márquez (E), Honda, +21,986
11. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,685
12. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +29,276
13. Raúl Fernández (E), KTM, +30,433
14. Stefan Bradl (D), Honda, +31,768
15. Takaaki Nakagami (J), Honda, +32,547
16. Darryn Binder (ZA), Yamaha, +41,857
17. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +50,559
18. Jack Miller (AUS), Ducati, +53,371
19. Remy Gardner (AUS), KTM, +56,613
20. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +57,304
21. Kazuki Watanabe (J), Suzuki, 1 Runde zurück
– Franco Morbidelli (I), Yamaha, 25 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Michele Pirro (I), Ducati, 1. Runde nicht beendet
– Pol Espargaró (E), Honda, 1. Runde nicht beendet

Stand MotoGP-Fahrer-WM nach 14 von 20 Grands Prix:

1. Quartararo, 211 Punkte. 2. Bagnaia 181. 3. Aleix Espargaró 178. 4. Bastianini 138. 5. Zarco 125. 6. Miller 123. 7. Brad Binder 115. 8. Viñales 101. 9. Rins 101. 10. Martin 94. 11. Oliveira 90. 12. Marini 82. 13. Mir 77. 14. Bezzecchi 68. 15. Marc Márquez 60. 16. Nakagami 46. 17. Pol Espargaró 42. 18. Alex Márquez 35. 19. Morbidelli 26. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 8. 25. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 321 Punkte. 2. Yamaha 211. 3. Aprilia 201. 4. KTM 148. 5. Suzuki 127. 6. Honda 96.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team, 304 Punkte. 2. Aprilia Racing 279. 3. Monster Energy Yamaha 237. 4. Prima Pramac Racing 219. 5. Red Bull KTM Factory 205. 6. Suzuki Ecstar 178. 7. Gresini Racing 161. 8. Mooney VR46 Racing 150. 9. Repsol Honda 104. 10. LCR Honda 81. 11. WithU Yamaha RNF 25. 12. Tech3 KTM Factory 17.

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