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Paolo Ciabatti (Ducati): «Keine extremen Manöver»

Von Günther Wiesinger
Ducati hat für den Titelanwärter Pecco Bagnaia keine konkrete Stallorder ausgegeben, aber die Markenkollegen zur Vernunft aufgerufen. Sportdirektor Paolo Ciabatti erläutert die Details der Anordnungen.

Die Verantwortlichen von Ducati Corse und die Desmosedici-Fans haben bei den letzten beiden MotoGP-Rennen in Misano und Aragón im Finish den Atem angehalten. Denn Pecco Bagnaia ist der aussichtsreichste Ducati-Pilot in der Fahrer-WM, «La Bestia» hat ihn aber beim San-Marino-GP in der Schlussrunde heftig attackiert und beim GP von Aragonien am Ende auch besiegt. Das kostete den WM-Zweiten fünf wertvolle Punkte. Trotzdem konnte Bagnaia den Rückstand auf Fabio Quartararo in Misano auf 30 und am vergangenen Sonntag sogar auf zehn Punkte reduzieren, weil der Franzose nach der Kollision mit Marc Márquez stürzte und punktelos blieb.

Nach dem Misano-GP hatte Ducati-CEO Claudio Domenicali in einem ersten TV-Interview als «unerwünscht» bezeichnet. Doch erstens hatte Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, seinen Fahrern vor dem Misano-GP erklärt, sie sollten zwar keine leichtsinnigen Aktionen vollführen, aber sie dürften jederzeit ihre Siegchance wahren. Wenn der Fight nur um Platz 5 gehen sollte, so wurde ihnen aufgetragen, sollten sie Bagnaia den einen Punkt freundlich überlassen. Und zweitens hat noch nie ein Werksteam schon sechs Rennen vor Schluss eine klare Stallorder ausgegeben.

«Was wir vor dem Rennen in Misano getan haben, war nichts Neues. Das haben wir bei Ducati immer so gehandhabt», stellte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Wir haben unseren Piloten gesagt: ‘Wir haben nach dem Quali einige Ducati vorne. Bitte bemüht euch besonders zu Beginn des Rennens, vor allen in der ersten Kurve, jeden direkten Kontakt, der den Rennverlauf negativ beeinflussen könnte, mit euren Markenkollegen so gut wie möglich zu vermeiden.’ Das war’s. Punkt. Aber wir haben den Fahrern nie gesagt, wenn sie eine Siegchance sehen, können sie gewinnen. Denn wir möchten in den letzten paar Runden keine extremen Überholmanöver sehen. Denn leider können dabei immer Fehler passieren.»

Wie empfand Ciabatti die Kritik von Domenicali in Misano? «Enea ist ein Fahrer, der immer im Finish der Rennen seine stärkste Phase hat, weil er die Reifen schont. Misano war sein Heimrennen, denn er kommt aus Rimini. Außerdem hat das Gresini-Team mit einer Sonderlackierung gefeiert und an die Erfolge von Teamgründer Fausto Gresini erinnert. Vor dem Fernsehschirm hatte man den Eindruck, Enea habe beim Kampf gegen Pecco in der letzten Runde sehr spät gebremst und den Spitzenreiter fast berührt. Die Bilder von der Helikopter-Kamera haben einen anderen Eindruck vermittelt. Doch wir haben in der Box zuerst nur die TV-Bilder gesehen, da sah es nach einem extremen Manöver aus. Und das zu einem Zeitpunkt, als zwei Ducati führten und Quartararo auf Platz 5 lag. Natürlich hatten wir in dieser Situation Angst, dass etwas passieren könnte. Auch noch in der letzten Kurve. Das war es im Grunde, was Claudio bemängelt hat. Denn für Ducati ist es wichtig, ein gutes Resultat nach Hause zu bringen. Zum Glück bekamen wir in Misano die Gelegenheit, 14 Punkte auf Fabio gutzumachen. Es war für Ducati bedeutsam, diese Chance zu nutzen.»

«Wenn ein Ducati-Fahrer schneller ist als Pecco, kann er auf Sieg fahren, betont Ciabatti. «Aber es macht wenig Sinn, in den letzten Runden zu aggressiv zu agieren, wenn Ducati auf den Plätzen 1 und 2 innehat, solange Bagnaia in der WM hinten liegt. Das sollten unsere Fahrer berücksichtigen. Denn wenn du so hart pusht, ist das immer mit Risiko verbunden.»

MotoGP-WM-Stand (nach 15 von 20 Rennen):

1. Quartararo 211 Punkte. 2. Bagnaia 201. 3. Aleix Espargaró 194. 4. Bastianini 163. 5. Miller 134. 6. Zarco 133. 7. Brad Binder 128. 8. Rins 108. 9. Martin 104. 10. Viñales 104. 11. Oliveira 95. 12. Marini 91. 13. Mir 77. 14. Bezzecchi 74. 15. Marc Márquez 60. 16. Nakagami 46. 17. Pol Espargaró 43. 18. Alex Márquez 39. 19. Morbidelli 26. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 8. 25. Bradl 2. 26. Crutchlow 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 346 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 217. 3. Yamaha 213. 4. KTM 161. 5. Suzuki 134. 6. Honda 100.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 335 Punkte. 2. Aprilia Racing 298. 3. Monster Energy Yamaha 237. 4. Prima Pramac Racing 237. 5. Red Bull KTM Factory 223. 6. Gresini Racing 186. 7. Suzuki Ecstar 185. 8. Mooney VR46 Racing 165. 9. Repsol Honda 105. 10. LCR Honda 85. 11. WithU Yamaha RNF 27. 12. Tech3 KTM Factory 17.

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