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Pit Beirer (KTM) erleichtert: «Das ziehen wir durch»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer verrät im Interview mit SPEEDWEEK.com, mit welcher Akribie und welchem Fleiß sich die Mannschaft aus Österreich wieder an die MotoGP-Spitze zurückgekämpft hat.

Red Bull-KTM brachte mit Brad Binder und Miguel Oliveira nach dem Aragón-GP auch auf dem 4,8 km langen Twin Ring Motegi beide Fahrer ins Q2. Nach dem zehnten und elften Startplatz in Aragón fahren Binder und Oliveira in Japan sogar von den Grid Positions 3 und 8 los, die beste Ausgangslage in diesem Jahr.

KTM erlebte zwar in diesem Jahr nach den Rängen 2 in Doha (Binder) und 1 in Mandalika (Oliveira) eine lange Durstrecke. Aber dank der immer starken Rennpace hält sich das Fahrerduo der Oberösterreicher in der WM trotzdem auf den Rängen 7 und 11. In der Marken-WM hat sich KTM auf Rang 4 vor Suzuki und Honda eingenistet.

Beim Japan-GP brachte KTM erstmals seit dem WM-Finale 2020 in Portimão (Pole-Position durch Oliveira) wieder einen Fahrer in die erste Startreihe. SPEEDWEEK.com unterhielt sich vor dem Rennen in Motegi (Start um 8 Uhr MESZ am Sonntag) mit Pit Beirer, dem Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG.

Pit, die KTM RC16 hatte wochenlang mit einigen Schwachstellen zu kämpfen, vor allem über eine einzelne Runde hatten die Fahrer Mühe. Jetzt geht's wieder aufwärts?

Naja, Aragón war definitiv das erste Wochenende seit langen, an dem in jeder Session etwas Gutes dabei war. Wir konnten dort mit einem guten Gefühl Richtung Sonntag und Rennen blicken; das ganze Team war ordentlich unterwegs.

Aragón war für mich der erste Zwischenboden, den wir einziehen konnten. Bis dahin gab es viel Arbeit und viele kleine Schritte.

Wir haben bei den Grand Prix vorher an den Daten gesehen, dass wir uns in ganz kleinen Schritten verbessert haben. Aber es zählt am Sonntag immer nur das Ergebnis. Da bekommst du jeweils die neue «bench mark» für dich selber.

KTM-Firmenchef Stefan Pierer hat vor dem Österreich-GP erklärt: Die Hauptprobleme sind das Reifen-Management und die Aerodynamik.

Es ist keine Neuigkeit mehr, dass wir im Vergleich zur Rennpace im Qualifying lange Zeit zu schlecht waren. Das ist die größte Nuss, die wir zu knacken haben.

Was Brad Binder leisten kann, wenn er mit den ersten Fünf aus der ersten Runde kommt, haben wir schon mehrfach gesehen.

Wir haben allerdings auch vor Aragón schon Lichtblicke erlebt.

Schon in Assen und Silverstone, wo wir mit Brad auf Platz 5 und Miguel auf dem sechsten Platz 2,6 und 2,7 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel gefahren sind, hatten wir eine gute Rennpace. Das waren schon sehr gute Rennen, aber wir sind von zu schlechten Startpositionen losgefahren.

Natürlich wollen wir mehr als vierte, fünfte oder sechste Plätze. Und dazu brauchen wir bessere Startpositionen.

Diese einzelne schnelle Runde ist immer noch eine harte Nuss und eine Herausforderung für uns.

Wir scheinen kleine Schritte gemacht zu haben. Aber es ist bei weitem nicht so, dass wir uns zurücklehnen können. Wir haben unser Qualifying-Problem noch nicht gelöst.

Aber jetzt geniessen wir einmal die erste Startreihe.

Was musste geändert werden, um mit der KTM die weichen Reifen besser ausquetschen zu können? Geht das über die Steifigkeit beim Chassis, über die Gewichtsverteilung? Oder auch über die Elektronik und bessere Fahrbarkeit des Motors mit angenehmerer Kraftentfaltung?

Dieses eine Detail, das eine halbe Sekunde bringt, gibt es nimmer. Auf dem Niveau, auf dem wir uns bewegen, musst du jeden Bereich auf den Prüfstand stellen. Wir haben sehr stark an den Gabeln gearbeitet, an den Stoßdämpfern, an der Elektronik. Im Prinzip haben wir an jedem nicht homologierten Teil gearbeitet.

Das war ein enormer Aufwand, denn wir haben uns mit der Elektronik, der Kraftentfaltung und der Suspension beschäftigt.

Wenn du an allen Komponenten minimale Fortschritte erzielst, kommt am Ende des Tages bei der Rundenzeit ein Zehntel raus oder eineinhalb.

Wenn du aber bei einem dieser drei Bereiche einen Fehler machst, verlierst du drei Zehntel.

Es ist eine fleissige Arbeit an vielen Details, die uns jetzt vorwärtsgebracht hat.

Wir mussten Daten sammeln und verstehen, wo genau die Schwächen sind. Wir haben inzwischen unseren Datenschatz ungemein aufgebaut, um genau zu sehen, wo ganz genau unsere Schwachstellen liegen.

Wir haben das nicht auf eine Kurve oder einen Sektor runter gebrochen, sondern auch die Kurve noch einmal zerlegt in viele, viele kleine Einheiten, um zu definieren, wo die Zeit verloren wird.

Wenn dir in einer Runde drei Zehntel fehlen und das nach 14 Kurven, verlierst du in jeder Kurve womöglich nur 0,02 Sekunden. Dann mussten wir klären, ob wir diese Zeit beim Anbremsen, beim Turning oder beim Beschleunigen verlieren. 

Wir haben danach Wochen und Monate lang verstärkt Daten gesammelt. Jetzt kommen schön langsam die ersten Antworten aus der Entwicklungsabteilung. Darüber sind wir glücklich.

Aber wir wollen den Ball weiter flach halten und nicht zu gescheit daherreden, sondern zuerst einmal liefern.

Ich bin froh, wenn ich mich nicht jede Woche entschuldigen muss, wenn wir in der MotoGP-WM nur auf Platz 7 gelandet sind. 

Unser Technical Director Fabiano Sterlacchini arbeitet echt fleißig und übernimmt die Verantwortung. Mit solchen Leuten, die sich trauen, Dinge gegenüber früher zu verändern, werden wir unsere Probleme lösen.

Denn wir müssen etwas verändern, wenn wir einen Schritt nach vorne machen wollen. Fabiano hat sich das getraut, und dieser Prozess ist gerade im Gange. Das ziehen wir durch. Gott sei Dank ernten wir die ersten Früchte. Auf diesem Weg werden wir weitermarschieren.

Die Pierer-Gruppe erreicht nicht nur in der MotoGP ansehnliche Erfolge.

Ja, wir haben in der Moto3 in Aragón die ersten zehn Plätze erreicht und führen sind mit Izan Guevara die Moto3-WM und mit Augusto Fernández die Moto2-WM an. Wir liegen in der MotoGP-Fahrer-WM an siebter Position. Wenn das in der MotoGP gerade unser Stand ist, müssen wir das akzeptieren und versuchen, besser zu werden. 

Aber man muss in dieser Klasse zuerst einmal WM-Siebter werden.

MotoGP-WM-Stand (nach 15 von 20 Rennen):

1. Quartararo 211 Punkte. 2. Bagnaia 201. 3. Aleix Espargaró 194. 4. Bastianini 163. 5. Miller 134. 6. Zarco 133. 7. Brad Binder 128. 8. Rins 108. 9. Martin 104. 10. Viñales 104. 11. Oliveira 95. 12. Marini 91. 13. Mir 77. 14. Bezzecchi 74. 15. Marc Márquez 60. 16. Nakagami 46. 17. Pol Espargaró 43. 18. Alex Márquez 39. 19. Morbidelli 26. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 8. 25. Bradl 2. 26. Crutchlow 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 346 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 217. 3. Yamaha 213. 4. KTM 161. 5. Suzuki 134. 6. Honda 100.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 335 Punkte. 2. Aprilia Racing 298. 3. Monster Energy Yamaha 237. 4. Prima Pramac Racing 237. 5. Red Bull KTM Factory 223. 6. Gresini Racing 186. 7. Suzuki Ecstar 185. 8. Mooney VR46 Racing 165. 9. Repsol Honda 105. 10. LCR Honda 85. 11. WithU Yamaha RNF 27. 12. Tech3 KTM Factory 17.

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