Miguel Oliveira: Wie er seine Regenkünste erklärt

Von Günther Wiesinger
Sieger Miguel Oliveira

Sieger Miguel Oliveira

Miguel Oliveira (Red Bull KTM) zauberte wieder einmal im Regen und lieferte dann eine logische Erklärung für seine Überlegenheit in Thailand ab.

Miguel Oliveira vollbrachte auf der Red Bull-KTM beim Thailand-GP bei teilweise prekären Verhältnissen und nach zwei Trainingstagen bei trockener Fahrbahn im 25-Runden-Rennen eine Meisterleistung und fügte dem australischen Regenspezialisten Jack Miller (Lenovo-Ducati) eine schmerzhafte Niederlage zu. Der 27-jährige Portugiese sorgte für zweiten Saisonsieg in der MotoGP-Saison 2022 nach Mandalika (Indonesien) im April.

Es war schon fast dunkel, als die MotoGP-Siegerehrung beim dritten Thailand-GP in Buriram nach 2018 und 20ß19 durchgeführt wurde und erstmals nicht Marc Márquez auf das oberste Treppchen steigen durfte. Die Fotografen brauchten Blitzlichter wie bei einem Nachtrennen, um brauchbare Bilder auf ihre Speicherkarten bannen zu können.

«Die Piste war in einigen Kurven ziemlich knifflig», schilderte der 27-Jährige nach seinem insgesamt 17. GP-Sieg (alle auf KTM). «Besonders auf einige Geraden hatten wir eine sehr schlechte Sicht und dazu Aquaplaning. Das war das Hauptproblem für mich in der Anfangsphase. Ich bemühte mich, freie Sicht zu haben, aber das war schwierig, denn ich musste mich vom elften Startplatz nach vorne kämpfen. Ich habe mich bemühte, keine Fehler zu machen und nicht zu weit rausgetragen zu werden. ich musste auch aufpassen, das ich nicht zu stak rutschte, es bestand die Gefahr, das Vorderrad in den Kurven durch einen Rutscher aus der Kontrolle zu verlieren.»

«Ich kam dann zu einem Punkt, in dem ich Jack ein bisschen eingeholt habe», schilderte Miguel, der dank der 25 kostbaren Punkte in der Fahrer-WM vom elften auf den achten Platz vorrückte. «Ich konnte hinter ihm gut einschätzen und analysieren, wie groß mein Potenzial war. Ich musste überlegen, ob ich etwas schneller fahren und ihn überholen sollte oder ob es besser wäre, die Pace so beizubehalten. Ich habe bald verstanden, dass ich recht schnell ein Überholmanöver starten könnte. Ich war im letzten Sektor schneller, aber Jack war beim Rausfahren aus der Kurve 12 stärker. Es war schwierig, einen ‚block pass‘ zu machen. Ich habe es einmal probiert und bin damit gescheitert. Beim zweiten Versuch habe ich mein Manöver etwas geändert – dadurch ist es mir gelungen, indem ich etwas länger neben ihm geblieben bin. Dann habe ich einen kleinen Vorsprung herausgeholt und ihn bis zum Ende verteidigt.»

Miller schilderte, Oliveira habe mit der KTM in den Kurven 9, 10 und 11 mit einem unbeschreiblichen Speed fahren können. Oliveira: «Ja, ich hatte dort guten Grip und einen sehr guten Drive beim Rausfahren aus Turn 11. Das hat den Unterschied ausgemacht. Meine Linie hat sich dort etwas von der Linie von Jack unterschieden. Außerdem konnte ich in der Kurve 7 einen höheren Kurvenspeed mitnehmen als er. Durch diese Erkenntnisse bekam ich genug Spielraum, um ihn zu distanzieren. Und dadurch konnte ich im entscheidenden Sektor der Strecke vor ihm fahren wegzufahren, was natürlich der letzte Sektor war. Ich habe keine genaue Erklärung, aber das Motorrad war konkurrenzfähig, ich auch. Ich konnte das Potenzial des Bikes ideal ausnützen.»

Bisher galt der Südländer Miguel Oliveira nie als ausgesprochener Regenspezialist. Was hat sich 2022 geändert? Denn in diesem Jahr bleibt der Portugiese auf nasser Fahrbahn ungeschlagen.

Oliveira: «Wir hatten auch 2020 ein paar Rennen im Nassen, aber vielleicht war das Setting ein bisschen anders. Aber wir haben schon im Vorjahr mit dem Team ein großartigen Regen-Set-up ausgetüftelt. Seither fühle ich mich sehr wohl bei diesen Verhältnissen. Da spielen viele Faktoren zusammen. Es spielt auch meine Fähigkeit mit, geänderte Verhältnisse sehr rasch zu verstehen. Das ist die logische Erklärung.»

MotoGP-Ergebnis, Buriram (2.10.):

1. Oliveira, KTM, 25 Rdn in 41:44,503 min
2. Miller, Ducati, + 0,730 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 1,968
4. Zarco, Ducati, + 2,490
5. Marc Márquez, Honda, + 2,958
6. Bastianini, Ducati, + 13,257
7. Viñales, Aprilia, + 14,566
8. Alex Márquez, Honda, + 14,861
9. Martin, Ducati, + 15,365
10. Brad Binder, KTM, + 18,097
11. Aleix Espargaró, Aprilia, + 19,041
12. Rins, Suzuki, + 19,659
13. Morbidelli*, Yamaha, + 22,439
14. Pol Espargaró, Honda, + 23,646
15. Raúl Fernández, KTM, + 30,483
16. Bezzecchi, Ducati, + 33,466
17. Quartararo, Yamaha, + 34,072
18. Di Giannantonio, Ducati, + 36,203
19. Crutchlow, Yamaha, + 36,532
20. Petrucci, Suzuki, + 42,508
21. Darryn Binder, Yamaha, + 49,992
22. Nagashima, Honda, + 51,346
23. Marini, Ducati, 2 Runden zurück
– Remy Gardner, KTM, 14 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Penalty (wegen «track limits»)

MotoGP-WM-Stand (nach 17 von 20 Rennen):

1. Quartararo 219 Punkte. 2. Bagnaia 217. 3. Aleix Espargaró 199. 4. Bastianini 180. 5. Miller 179. 6. Brad Binder 154. 7. Zarco 151. 8. Oliveira 131. 9. Martin 127. 10. Viñales 122. 11. Rins 112. 12. Marini 101. 13. Marc Márquez 84. 14. Bezzecchi 80. 15. Mir 77. 16. Alex Márquez 50. 17. Pol Espargaró 49. 18. Nakagami 46. 19. Morbidelli 31. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 9. 25. Crutchlow 3. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 391 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 235. 3. Yamaha 224. 4. KTM 206. 5. Suzuki 138. 6. Honda 124.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 396 Punkte. 2. Aprilia Racing 321. 3. Red Bull KTM Factory 285. 4. Prima Pramac Racing 278. 5. Monster Energy Yamaha 250. 6. Gresini Racing 203. 7. Suzuki Ecstar 189. 8. Mooney VR46 Racing 181. 9. Repsol Honda 135. 10. LCR Honda 96. 11. WithU Yamaha RNF 28. 12. Tech3 KTM Factory 18.


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