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Brad Binder (KTM): «Habe in Thailand viel gelernt»

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM hat bei den letzten drei MotoGP-Rennen einen vierten, zweiten und ersten Platz erobert. Der WM-Sechste Brad Binder hatte auch über den Thailand-GP noch Interessantes zu erzählen.

Brad Binder hat 2016 in Jerez seinen ersten Grand Prix gewonnen, dazu im selben Jahr im Red Bull KTM-Ajo-Team die Moto3-WM. 2017 stieg er mit KTM in die Moto2-Klasse auf – und blieb im ersten Jahr sieglos. Während Teamkollege Oliveira die letzten drei Rennen gewann, sicherte sich Brad in Phillip Island, Sepang und Valencia die Plätze 2, 2 und 3. Damit erreichte er immerhin den achten WM-Rang.

Seither hat der Südafrikaner jedes Jahr GP-Siege gefeiert, insgesamt inzwischen 17. Davon sieben in der Moto3, acht in der Moto2 – und zwei in der MotoGP. Doch 2022 ist diese Erfolgsserie bisher zum Stillstand gekommen. «Aber ich habe noch drei Chancen, das zu ändern», erklärte der 27-Jährige am Nachmittag vor dem FP1 auf Phillip Island.

Binder hatte sich für den Thailand-GP viel ausgerechnet, obwohl er nach einem verpatzten Qualifying 2 nur vom zwölften Platz losfuhr. Doch er wurde in der zweiten Runde von Aleix Espargaró von der Piste gerempelt – und wurde aus den Top-15 verdrängt.

Der spanische Aprilia-Star musste danach einen Long-Lap-Penalty leisten, er fühlte sich aber unschuldig. Wie sah Binder dieses Manöver? «Ich bin in diese Kurve eingebogen, ich wurde gerammt. Danach dachte ich, das sei jetzt vorbei, also habe ich eingelenkt. Doch danach wurde ich wieder gerammt! Ich musste also das Motorrad aufrichten, denn du kannst auf der blauen Fahrbahn nicht einlenken, sie ist zu rutschig. Die Bemalung ist sehr rutschig, besonders im Nassen. Doch ich beschwere mich nicht, so etwas kann passieren. Es ist Racing. Es waren sehr schwierige Bedingungen, denn gab tonnenweise Gischt. In den ersten Runden hatte niemand einen blassen Schimmer, wo die Bremspunkte sein würden. Ich habe sogar die Brücke als Bremspunkt genommen! Da können solche Vorkommnisse passieren…»

Ist die Gischt wegen der breiteren Reifen schlimmer als in der Moto2-EM? Binder: «Hm, das habe ich mir noch nie überlegt. Aber ja, es muss mehr sein, denn in der MotoGP hast du viel mehr Wheelspin. Außerdem fahren wir viel schneller. Doch es hängt von Piste zu Piste ab. In Thailand war es nur auf der zweiten Geraden schlimm. Du hattest dauernd Aquaplaning und bist dauernd Gefahr gelaufen, den Vordermann zu rammen. Du musst dir das so vorstellen: Du stehst am Fahrbahnrand, ein Auto fährt vorbei und spritzt dich mit dem ganzen Wasser aus den Pfützen voll. So etwas passierte auf dieser einzigen Geraden in jeder Runde mehrmals. Das war trickreich. Es war ein bisschen dubios, weil du nicht weit genug die die nächste Kurve reingesehen hast. Aber wir haben das Bike heimgebracht, und hier starten wir den nächsten Versuch.»

«Ich war am Anfang in einer recht guten Position, ich lag nur zwei Plätze hinter Miguel», blickt Binder zurück. «Mein Plan war, einfach das nachzubilden, was er im Schilde führte. Denn ich wusste, er ist bei solchen Bedingungen immer sehr stark. Doch meine Zielsetzung änderte sich in Runde 2, als ich eine ‚off track excursion‘ machen musste. Das größte Problem war die Gischtmenge, die sich vor mir auftürmte, als ich wieder ins Feld schlüpfte. Ich war vor dem Zwischenfall ungefähr Achter, doch der Unterschied zu Platz 18, den ich nachher innehatte, war gewaltig. Der Unterschied war massiv! Ich habe im zweiten Sektor so viel Zeit verloren, weil man einfach vorsichtig sein musste. Es wusste ja niemand, wie viel Wasser genau auf der Piste stand. Die Gischt war so schlimm, dass man nicht abschätzen konnte, ob dieser Platz komplett überflutet war. Das war ein bisschen knifflig. Aber am Ende des Tages blieb ich im Sattel und brachte das Bike heim. Natürlich war ich mit Platz 10 nicht glücklich. Ich war überzeugt, ich hätte ohne den erzwungenen Umweg viel besser abschneiden können.»

«Aber wenn ich alle Dinge betrachte: Ich habe viel gelernt, wir haben für die Zukunft viele Daten gesammelt. Und es ist immer ideal, wenn dein Teamkollege ein Rennen gewinnt, weil du dann bei einem Datenvergleich rausfinden kannst, was du machen hättest müssen. Aber ich bin froh, dass wir vor dem Australien-GP stark aufgestellt sind», meinte Binder.

«Wir haben am Motorrad keine massiven Änderungen gemacht, aber ich glaube, die letzten drei Rennstrecken haben ein bisschen besser zur KTM gepasst», meint Binder. «Was uns gelungen ist: Wir haben den ‚front lock‘, das Blockieren des Vorderrads beim heftigen Bremsen, durch ein verändertes Setting besser unter Kontrolle bekommen. Es haben sich nur Kleinigkeiten geändert.»


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