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Hervé Poncharal: Warum er sich auf 2023 freut

Von Günther Wiesinger
Für Tech3 beginnt am Dienstag in Valencia die Zukunft mit GASGAS und zwei neuen Piloten – Pol Espargaró und Augusto Fernández. Teamchef Poncharal traut den Fahrern von KTM und GASGAS viel zu.

Das Tech3-MotoGP-Team von Hervé Poncharal wird 2023 die fünfte Saison in der Königsklasse für die Pierer Mobility AG bestreiten und zum fünften Mal mit einer neuen Fahrer-Formation auftreten – und erstmals mit GASGAS statt KTM. Der Vertrag mit den Österreichern wurde inzwischen bis Ende 2026 verlängert.

Nach zwei enttäuschenden Jahren mit dem jeweils letzten Platz in der Team-WM blickt Teambesitzer Hervé Poncharal mit viel Freude auf die kommende Saison, er kann sogar den Test am kommenden Dienstag in Valencia kaum mehr erwarten, wo zumindest Moto2-WM-Leader Fernández im neuen GASGAS-Branding (schwarzer Untergrund, rote Schrift) auftreten wird.

Pol Espargaró hingegen darf nicht für GASGAS werben, denn er besteht bis 31. Dezember bei Honda unter Vertrag. Er wird deshalb nur die Aufschrift «POL44» zur Schau stellen.

Übrigens: Auch Jack Miller muss aus Rücksicht auf seinen Ducati-Vertrag beim Dienstag-Test auf alle KTM-Werbung verzichten, sein Motorrad wird schwarz lackiert sein.

Hervé Poncharal kann sich bereits jetzt ausgezeichnete Chancen auf den Gewinn des «MotoGP Rookie Award 2023» ausrechnen. «Augusto wird ihn gewinnen – denn er wird im kommenden Jahr der einzige MotoGP-Neuling sein», schmunzelt der 65-jährige Franzose. «So eine Situation hatten wir bei Tech3- schon einmal – vor vielen Jahren mit Sylvain Guintoli.» Das war 2007!

«Wir waren als Tech3-Team viele Jahre lang das beste MotoGP-Kundenteam. Wir haben diesen Rookie-Award oft gewonnen, auch mit Cal Crutchlow und Johann Zarco; auch Jonas Folger war bei uns 2017 als Rookie sehr erfolgreich.»

Die Fahreraufgebote von Tech3 seit 2019
2019: Miguel Oliveira, Hafizh Syahrin
2020: Miguel Oliveira, Iker Lecuona
2021: Danilo Petrucci, Iker Lecuona
2022: Remy Gardner, Raúl Fernández
2023: Pol Espargaró, Augusto Fernández

Was kann Tech3-Teamchef Hervé Poncharal 2023 von seinem neu aufgestellten MotoGP-Team erwarten? «Auf SPEEDWEEK.com habe ich in letzter Zeit einige Aussagen von Pit Beirer gelesen. Wir wissen also, dass die Erwartung aus dem Pierer-Mobility-Lager hoch sind. KTM hat in Japan mit Brad Binder einen zweiten Platz erreicht und einen Sieg in Thailand im Regen mit Miguel Oliveira», hält Poncharal im Interview mit SPEEDWEEK.com fest. «Deshalb sind alle Beteiligten zuversichtlich, dass uns von 2022 zu 2023 ein Schritt nach vorne gelingen wird. Das Niveau unseres MotoGP-Pakets wird besser werden. Bereits seit Aragón ist die KTM RC16 fast überall konkurrenzfähig gewesen, auf jeden Fall in den Rennen. Die Pierer-Gruppe arbeitet mit einigen Firmen zusammen, um weitere Verbesserungen erzielen zu können.»

«Im Red Bull KTM-Werksteam wird Brad Binder 2023 sicher die Referenz sein, denn er ist in diesem Jahr der erfolgreichste KTM-Fahrer. Er wird 2023 seine vierte MotoGP-Saison bestreiten, er hat schon zwei Rennen gewonnen. Er ist zwar in diesem Jahr noch ohne Sieg, aber seine Performance in Motegi war fantastisch.»

«Dann müssen wir abwarten, wie rasch sich die Heimkehrer Pol Espargaró und Jack Miller mit den Bikes anfreunden», sagt Poncharal. «Als Pol zu Honda ging, dachte man, er werde auf dem Level von Marc kämpfen, doch das ist nicht passiert. Ich denke, er hat den Level der Herausforderung unterschätzt. Jack Miller zeigt sich in sehr, sehr guter Form. Wir werden sehen, wir schnell er sich mit der KTM anfreundet. Nach dem Test in Valencia werden wir bereits gute Hinweise auf die künftigen Kräfteverhältnisse haben, obwohl Valencia nicht immer die Realität widerspiegelt. Aber das Line-up von KTM und GAGAS wird stark sein. Denn Brad ist unbestritten ein Topfahrer, die Performance von Jack ist seit zwei Jahren beachtlich. Und er ist sehr glücklich, dass er ins KTM-Werksteam kommt. das war seine eigene Entscheidung, niemand hat ihn gezwungen. Und das Pierer-Mobility-Management ist sehr erfreut, ihn wieder bei KTM zu haben. Er passt vom Charakter her sehr gut in dieses Umfeld. Und was Pol Espargaró betrifft – es ist die Wiederkehr eines verlorenen Sohnes.»

Espargaró hat die MotoGP-WM auf der Werks-KTM nach fünf dritten Rängen 2020 als WM-Fünfter beendet, er verpasste damals in 14 Rennen den dritten WM-Rang von Rins nur um vier Punkte.
Wird er Binder und Miller 2023 einheizen können?

«Seither hat sich viel geändert», weiß Poncharal. «Brad hat zwei Jahre mehr Erfahrung. Miguel ist sehr stark geworden, er hat für KTM vier MotoGP-Siege errungen. Aprilia war 2020 nirgends, jetzt sind sie sehr konkurrenzfähig. Deshalb ist es schwer, Vorhersagen zu treffen. Ich hüte mich davor.»

«Auf jeden Fall ist Pol sehr, sehr froh, wieder zurück in der Pierer-Familie zu sein. Es gab eine Zeit, da war es sehr fraglich, ob die Rückkehr klappen würde. Jedes Mal, wenn ich in den letzten Wochen mit ihm gesprochen habe, habe ich seine Augen glitzern gesehen. Warten wir ab. Es wird interessant.»

Auf jeden Fall wird sich das Arbeitsklima bei Tech3 bald deutlich verbessern, denn von Remy Gardner (2023 mit Yamaha in der SBK) und Raúl Fernández (2023 mit CryptoDATA-RNF-Aprilia in der MotoGP) war in den letzten Monaten nicht viel Gutes über KTM zu hören.

«Ich weiß auf jeden Fall, in Zukunft werden wir fröhliche Gesichter sehen, wenn wir in die Box gehen», ist Poncharal überzeugt. «Wir werden Fahrer haben, die mit starker Konkurrenz konfrontiert sind. Deshalb werden die Ergebnisse manchmal hinter den Erwartungen liegen. Aber wir werden 2023 zwei MotoGP-Piloten haben, die an das Projekt glauben und willens sind, es mit einer positiven Einstellung weiterzubringen. Das ist für mich die erfreulichste Neuigkeit.»

«Denn wir haben in der kommenden Saison 21 Rennen», weiß der Tech3-Teamchef. «Die Übersee-Tournee im Herbst wird uns viel abverlangen. Wir werden also Freude an unserer Arbeit brauchen und ein gutes Verhältnis mit dem Team. Wenn in dieser Gruppe keine gute Atmosphäre herrscht und kein Wille, um Gedanken zu teilen und auszutauschen, dann wird es mühsam. Deshalb freue ich mich auf das neue Team.»

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