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Hervé Poncharal (GASGAS): «Jetzt ist alles anders»

Von Günther Wiesinger
Suzuki geht, GASGAS kommt. Der Einstieg des neuen MotoGP-Fabrikats aus der Pierer Mobility AG sorgte in Valencia für Aufsehen. Teamchef Poncharal zieht eine erste Bilanz.

Der neue Moto2-Weltmeister Augusto Fernández, der sich mit Platz 2 am Sonntag zum Nachfolger von Remy Gardner gekrönt hat, erlebte am Dienstag auf dem 4,005 km langen Ricardo-Tormo Circuit ein vielversprechendes Debüt in der Königsklasse. «Wir wussten nicht, was wir an diesem ersten Tag von Augusto auf der GASGAS RC16 erwarten durften», stellte Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal fest. «Ich muss sagen, er hat sich gewaltig angestrengt und sich extrem bemüht. Augusto lag am späten Vormittag noch 3,3 Sekunden zurück, zu Mittag nur noch 2,4 Sekunden, am Schluss hat er den Abstand auf 1,6 Sekunden verkürzt. Das ist beachtlich und eine anständige Rundenzeit. Augusto hat behutsam begonnen und sich in jedem Outing gesteigert.»

Auf den neuen Moto2 World Champion stürzten viele Ereignisse ein. Am Sonntag genoss er die WM-Ehrung, am Montag weihte ihn die GASGAS-Tech3-Crew in die Geheimnisse des Dashboards mit elf Knöpfen ein.

Poncharal: «Augusto hat Dienstagfrüh immer wieder für zwei Runden irgendein für ihn neues System ausprobiert, von der Traction Control über das Rear Ride Height Device bis zum Holeshot-Device. Dazu musste er sich an die Karbonbremsen gewöhnen, an die doppelte Motorleistung und an die Michelin-Reifen. Eine Herkulesaufgabe. Trotzdem hat er keinen einzigen Fehler gemacht, obwohl er als Rookie ziemlich im Mittelpunkt stand.»

Hervé Poncharal freute sich besonders, weil alle Ingenieure der Pierer Mobility-AG (die teilweise noch Red Bull-KTM-Kleidung trugen) und von WP Suspension in der Box die seit Sonntag völlig veränderte Atmosphäre feststellten und lobten.

Der französische Teambesitzer will über die mühselige Vergangenheit mit Remy Gardner und Raúl Fernández kein Wort mehr verlieren. Aber es ist ihm anzusehen, dass sein Bedarf an Schimpfwörtern nach dieser Saison für längere Zeit gedeckt ist.

«Alles ist jetzt anders», freute sich Hervé Poncharal, der bei der Teamführung nächstes Jahr vom bisherigen Crew-Chief Nicolas Goyon entlastet wird und außerdem wie bisher von seiner tüchtigen Tochter Mathilde.

Poncharal hat zwar bei KTM mit Petrucci und Lecuona und Gardner und Raúl Fernández zwei mühsame MotoGP-Jahre erlebt, aber er geniesst die enge Zusammenarbeit mit Firmenchef Stefan Pierer, Vorstand Hubert Trunkenpolz und Motorsport-Direktor Pit Beirer.

«Sie waren schon am GP-Wochenende mehrmals zu Gesprächen im Motorhome von Pol Espargaró. Hubert und Pit sind dann sogar für den Test in Valencia geblieben», freute sich der Franzose. «Das gibt es bei keinem anderen Motorradwerk, dass sich die wahren Bosse so stark um alle Details kümmern. Sogar bei Ducati und Aprilia ist dieser Rückhalt der Eigentümer nicht so stark. Wann war Piaggio-Group-Chef Roberto Colaninno zum letzten Mal bei einem Grand Prix?»

Übrigens: Nächstes Jahr wird Hervé ungefähr sechsmal am Tag die Teamkleidung wechseln müssen, denn die Fabrikate und Sponsoren in den Klassen Moto3 (Red Bull KTM), MotoGP (GASGAS Factory Racing) und MotoE sind in allen drei Serien unterschiedlich.

Auf jeden Fall freut sich Poncharal jetzt auf ein paar geruhsame Tage – und gleichzeitig auf den nächsten MotoGP-Test Anfang Februar in Malaysia.

«Ich behaupte nicht, dass in der kommenden Saison alles easy sein wird. Ich behaupte nicht, dass wir nicht manchmal Mühe haben werden», ist sich Poncharal bewusst. «Denn Rückschläge gibt es immer wieder und überall. Aber ich habe jetzt in meinem Team wieder eine Stimmung wie in den besten Tagen. Trotzdem ist es angenehm, wenn man in der Box zwei Tage lang kein böses Wort hört.»

Da Augusto Fernández 2023 als einziger Rookie antreten wird, winkt ihm auf jeden Fall der «Rookie of the Year Award». Diese Trophäe wird auch vergeben, wenn nur ein Fahrer an dieser Wertung teilnimmt – wie Tito Rabat 2016.

Valencia-Test, MotoGP (8. November, 18 Uhr):

1. Marini, Ducati, 1:30,032 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,225 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,230
4. Oliveira, Aprilia, + 0,335
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,366
6. Di Giannantonio, Ducati, + 0,451
7. Brad Binder, KTM, + 0,464
8. Martin, Ducati, + 0,544
9. Quartararo, Yamaha, + 0,546
10. Bastianini, Ducati, + 0,560
11. Zarco, Ducati, + 0,594
12. Bagnaia, Ducati, + 0,623
13. Marc Márquez, Honda, + 0,644
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,659
15. Álex Márquez, Ducati, + 0,680
16. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,725
17. Miller, KTM, + 0,755
18. Mir, Honda, +0,882
19. Nakagami, Honda, + 1,049
20. Rins, Honda, +1,196
21. Raúl Fernández, Aprilia, +1,308
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,698
23. Pirro, Ducati, + 2,773

 

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