Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Fabiano Sterlacchini: Lob für den Head of Technology

Von Günther Wiesinger
In eineinhalb Jahren hat der Italiener Fabiano Sterlacchini dem MotoGP-Projekt von KTM seinen Stempel aufgedrückt. Pit Beirer und die Fahrer Binder und Oliveira loben die Arbeitsweise des Italieners.

Im Sommer 2021 wechselte der italienische Techniker Fabiano Sterlacchini von Ducati Corse zu KTM, wo er als neuer «Head of Technology MotoGP» installiert wurde und fortan die Entwicklung der KTM RC16 koordinierte und beaufsichtigte, als Schnittstelle zwischen dem Werl in Munderfing und den beide Racing Teams Red Bull und Tech3 an der Rennstrecke.

«Fabiano ist jetzt auf technischer Seite der klare Leader», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer bereits vor dem Februar-Test in Sepang 2022. «Das Orchester war aber schon vorhanden. Wir hatten fantastische Jungs, die mit fünf MotoGP-Siegen bewiesen haben, dass sie ein Sieger-Bike bauen können. Fabiano kam also nicht, um uns zu zeigen, wie wir arbeiten müssen... Wir wussten aber, dass er ein Ingenieur mit Racing-Kompetenz ist. Das ist immer wichtig. Er ist damit aber nicht der einzige, wir haben recht viele Leute, die beide Seiten verstehen: Was ein Rennteam braucht, um auf der Rennstrecke zu performen, und was die Ingenieure und die gesamte Gruppe zu Hause tun müssen, um Erfolg zu haben. Fabiano koordiniert diese Aufgaben und bringt seine Erfahrung ein.»

Schon vor der Saison 2022 hatte Sterlacchini bei Beirer einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen. Beirer: «Ich bin wirklich beeindruckt von dem, was Fabiano seit dem Sommer 2021 beiträgt. Er ist ein guter Kerl und ein guter Partner für das Rennteam sein.»

Sterlacchini verschaffte sich zuerst einen Überblick über die Situation der KTM-MotoGP-Teams an der Rennstrecke und verbrachte auch viel Zeit in der Rennabteilung KTM Factory Racing in Munderfing Werk, um die Weiterentwicklung voranzubringen – in allen Bereichen, beim Motor, beim Chassis, bei der Aerodynamik und der Elektronik. «Fabiano war von Anfang an bereit, großen Einsatz in unser Projekt hineinzustecken», anerkennt Pit Beirer.

Der neue Red Bull-KTM-Teammanager Francesco Guidotti, der nach der Saison 2021 den Österreicher Mike Leitner ablöste, mischte sich in die Technik weniger ein als sein Vorgänger. Die beiden Italiener kannten sich aus der gemeinsamen Zeit bei Ducati, denn Guidotti kam vom Pramac-Ducati-Team.

Fabiano Sterlacchini verweigerte währen der Saison alle Interviews, er wollte mit Taten überzeugen. Er analysierte mit seinem Team ab dem Frühjahr 2022 sehr akribisch, warum KTM nach dem starken Saisonstart (Platz 2 von Binder in Doha, Sieg von Oliveira in Mandalika) gegenüber der Konkurrenz zurückgefallen war. Die Kurven wurden in ihre Einzelteile zerlegt, um herauszufinden: Geht die Zeit beim Bremsen, beim Einlenken, am Scheitelpunkt oder beim Beschleunigen verloren. Oder überall ein bisschen?

Die Detailverbesserungen wurden im September beim Misano-Test erprobt, sie bewährten sich ab dem Aragón-GP, die Startplätze verbesserten sich, die Rückstände verringerten sich. Binder eroberte in Aragón Platz 4, in Motegi und Valencia jeweils Rang 2, Oliveira triumphierte in Buriram.

Brad Binder (27) gelang zwar in seiner dritten MotoGP-Saison erstmals kein Sieg, aber er drang im Finish noch auf den sechsten Rang in der Fahrer-WM vor, auch der zweite Rang von Red Bull-KTM in der Team-WM kann sich sehen lassen.

Was hat sich für Binder geändert, seit Sterlacchini bei KTM das technische Kommando führt?

«Fabiano hat sicher eine andere Herangehensweise als Mike Leitner», hielt Brad Binder im Interview mit SPEEDWEEK.com fest. «Fabiano geht viel bestimmter und gezielter vor, wenn es um die Frage geht, was wir am Motorrad verändern. Er bemüht sich, unsere Probleme zu sehen und versucht sie zu lösen. Er verändert nur Sachen, die direkt mit unseren Problemen in Zusammenhang stehen. Er findet dann Wege, um alles in die richtigen Bahnen zu lenken oder zumindest eine Richtung einzuschlagen, die die Ingenieure für die Beste halten. Sie tun dann alles, um ihre Ideen zum Funktionieren zu bringen.»

«Es gab 2022 keine drastischen Veränderungen, immer nur kleine Schritte», fasst Brad Binder das neue Sterlacchini-Erfolgsrezept zusammen. «Es gab manchmal kleine Änderungen an der Front, ein anderes Mal hinten, dann wieder etwas mehr Hilfe beim Drive für eine bessere Beschleunig. Oder etwas Unterstützung beim Bremsverhalten. All diese winzigen Schritte fühlen sich zum jeweiligen Zeitpunkt nicht massiv an, aber in der Addition bewirken sie, dass wir um ein paar Zehntelsekunden schneller werden. Zwei, drei Zehntel vielleicht, die heutzutage in der MotoGP den Unterschied ausmachen. Dass man eine Sekunde findet, diese Zeiten gehören in der MotoGP der Vergangenheit an. Man muss sich um die kleinen Margen kümmern.»

Auch Miguel Oliveira, der auf der KTM fünf MotoGP-Rennen gewonnen hat, lobte Sterlacchini. «Fabiano war eine ausgezeichnete Ergänzung für unsere Techniker-Gruppe», meinte der Portugiese.

«Er bemühte sich, das Motorrad immer besser kennenzulernen und zu verstehen, was die Fahrer brauchen – und diese Erkenntnisse mit der Zeit in Lösungen umzuwandeln. Natürlich dauerte es eine gewisse Zeit, bis wir die Ergebnisse gesehen haben», bekräftigte der künftige Crypto-DATA-RNF-Aprilia-Pilot.

MotoGP-Ergebnis, Valencia (6.11.):

1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 41:22,250 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,396 sec
3. Martin, Ducati, + 1,059
4. Quartararo, Yamaha, + 1,911
5. Oliveira, KTM, + 7,122
6. Mir, Suzuki, + 7,735
7. Marini, Ducati, + 8,524
8. Bastianini, Ducati, + 12,038
9. Bagnaia, Ducati, + 14,441
10. Morbidelli, Yamaha, + 14,676
11. Bezzecchi, Ducati, + 17,655
12. Raúl Fernández, KTM, + 24,870
13. Gardner, KTM, + 26,546
14. Nakagami, Honda, + 26,610
15. Di Giannantonio, Ducati, + 31,819
16. Crutchlow, Yamaha, + 1:28,870 min
17. Alex Márquez, Honda, + 1 Runde
– Miller, Ducati, + 5 Runden
– Zarco, Ducati, + 12 Runden
– Viñales, Aprilia, + 12 Runden
– Marc Márquez, Honda, + 18 Runden
– Pol Espargaró, Honda, + 23 Runden
– Darryn Binder, Yamaha, + 23 Runden
– Aleix Espargaró, Aprilia, + 24 Runden

MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):

1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.

 

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