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Nach Honda-Desaster: Endlich personelle Veränderungen

Von Günther Wiesinger
Honda reagiert auf die desaströsen Ergebnisse von 2022. Drei von vier MotoGP-Honda-Piloten haben neue Crew-Chiefs, dazu Stefan Bradl. Shinichi Kokubu und Shinya Wakabayashi übernehmen das MotoGP-Kommando bei HRC.

Nach der völlig missglückten MotoGP-Saison 2022 und dem dritten sechsten und letzten Platz in der Konstrukteurs-WM hintereinander mussten die Verantwortlichen bei Honda endlich handeln. Technical Director Takeo Yokoyama, seit 2016 nach dem Abgang von HRC Vice President Shuhei Nakamoto und Teamprinzipal Livio Suppo der starke Mann von Honda im MotoGP-Sport, wurde seine Abberufung per Saisonende bereits Anfang August in Silverstone mitgeteilt, als sich der japanische HRC-Präsident Shinya Wakabayashi bei einem seltenen Besuch bei einem MotoGP-WM-Lauf persönlich Übersicht über die triste Situation verschaffte.

HRC hat diese Personalie bis heute nicht bestätigt, die Berichte von SPEEDWEEK.com wurden im Sommer sogar heftig dementiert. Dabei war spätestens vor dem Misano-GP klar geworden, dass künftig Shinichi Kokubu eine stärkere Rolle bei HRC ausüben wird. Er hat auch den Deal mit Kalex-Aluschwingen eingefädelt und verhandelt, die beim Dienstag-Test in Misano erstmals ausprobiert wurden, als Takeo Yokoyama kaum mehr bei Marc Márquez in der Repsol-Box auftauchte. 

Inzwischen steht fest: Yokoyama übernimmt in Japan eine neue Rolle bei HRC, er wird aber nicht mehr zu den Rennen kommen. 

Momentan befinden sich die Techniker, Mechaniker und Elektroniker von Repsol-Honda und LCR-Honda bei HRC in Japan. Es gibt Lehrgänge und es werden die neuen RC213V-Maschinen für den Sepang-Test zusammengebaut.

Was die neue MotoGP-Führungsmannschaft von HRC betrifft, so werden demnächst Neuigkeiten verlautbart. Dann soll die Position von Kokubu genauer bezeichnet werden, er könnte die Rolle als Projektleiter übernehmen. Ob Kuwata weiter als General Manager von HRC bleibt, ist offen, während  Shinya Wakabayashi (er ist seit 2021 HRC-Präsident) im MotoGP-Kommando-Quartett den freien Platz von Takeo Yokoyama und eine Spitzenposition an der Wettkampffront übernehmen könnte. 

Wakabayashi stieß 1999 zu HRC und wurde zum Engine Design Project Leader für das Superbike VRT1000SPW sowie für die unschlagbare Fünfzylinder-RC211V, die in der neuen 990-ccm-Viertakt-Ära 2002 unter Valentino Rossi jahrelang als «bench mark» in der MotoGP-WM galt. 2005 kehrte Wakabayashi ins Honda Motorcycle R&D Center zurück, also zu den Serienmotorrädern. 

2014 wurde der Japaner zum General Manager der Power Unit Development Division befördert, ehe er im April 2018 zu HRC zurückkehrte, als General Manager der Technology Development Division. Im April 2021 wurde er als neuer HRC-Präsident vorgestellt.

Nur Santi Hernandez behält seine Aufgabe an der Box 

Bei HRC macht 2023 nur der bewährte Crew-Chief Santi Hernandez mit seinem bisherigen Fahrer Marc Márquez weiter. Sein neuer Teamkollege Joan Mir wird künftig von Giacomo Guidotti (er war zuletzt bei LCR für Nakagami zuständig) betreut, denn Mir durfte seinen Suzuki-Cheftechniker Frankie Carchedi nicht zu HRC mitnehmen. Guidotti war zuletzt 2018 mit Dani Pedrosa bei Repsol.

Der bisherige Repsol-Honda-Crew-Chief Ramon Aurín, seit Jahren mit Pedrosa, Lorenzo, Alex Márquez und zuletzt Pol Espargaró nicht übertrieben erfolgreich gewesen, wurde zu Stefan Bradl ins Honda MotoGP Test Team abkommandiert.

Giacomo Guidotti war bisher Cheftechniker von Takaaki Nakagami bei Idemitsu-LCR. Diesen Posten übernimmt nun Klaus Nöhles, als erster Crew-Chief aus Deutschland seit Beginn der MotoGP-Viertakt-Ära 2002. Übrigens: Klaus Nöhles hat Nakagami bereits im November beim Valencia-GP betreut, weil damals Guidotti nach einem Fahrradsturz ausser Gefecht war.

Für den neuen Nakagami-Teamkollegen Alex Rins ist bei LCR der Spanier David Garcia als Crew-Chief verantwortlich. Er hat bei LCR zuletzt 2022 Alex Márquez betreut. Der Belgier Christophe «Beefy» Bourguignon ist seit Beginn der Saison 2022 bei LCR als Technical Coordinator und Supervisor für beide Fahrer zuständig. Er kam vom Kawasaki-Werksteam zu LCR-Honda, betreute dort zuerst Randy de Puniet, agierte nachher von 2012 bis 2014 als Crew-Chief von Stefan Bradl und nachher bei Cal Crutchlow, mit dem er drei MotoGP-Siege feierte. 2021 betreute er Alex Márquez als Crew-Chief.   

Viele Crew-Chief Wechsel für 2023

Schon beim MotoGP-Wintertest am Dienstag nach dem Saisonfinale in Valencia sind etliche MotoGP-Fahrer und auch namhafte Crew-Chiefs in andere Boxen gewechselt. Bei Red Bull-KTM hat sich der Neuseeländer Paul Trevathan von 2017 bis 2020 vier Jahre lang um Pol Espargaró gekümmert, zuletzt zwei Jahre lang um Thailand-GP-Sieger Miguel Oliveira. Und da Jack Miller von Ducati seinen Crew-Chief Cristhian Pupulin zu Red Bull-KTM mitbrachte, kümmert sich Trevathan jetzt beim GASGAS Tech3 Factory Team wieder um Pol Espargaró. «Ich bin zu meiner alten Flamme zurückgekehrt», bestätigte er schmunzelnd.

Damit verbunden ist in der Mannschaft von Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal eine weitere personelle Änderung: Der bisherige Crew-Chief Nicolas Goyon wird Teammanager der GASGAS-MotoGP-Mannschaft.

Der neue Ducati-Lenovo-Werkspilot Enea Bastianini muss auf die Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Crew-Chief Alberto Giribuola verzichten. Der italienische Techniker betreute im Ducati-Werksteam jahrelang den dreifachen MotoGP-Vizeweltmeister Andrea Dovizioso, schlug sich aber in der Saison 2020 bei den technischen Diskussionen zwischen Gigi Dall’Igna und «Dovi» meist auf die Seite des Fahrers. Deshalb begleitet er die «Bestia» nicht ins Werksteam.

Giribuola folgte stattdessen seinen Landsleuten Fabiano Sterlacchini, Marco Bertolatti und Francesco Guidotti zur Pierer-Gruppe. Er ist dort als Analyst tätig und wird sich gemeinsam mit Technical Director Sterlacchini um die Entwicklung kümmern.

Ducati Corse hat dem WM-Dritten Bastianini den bisherigen Zarco-Crew-Chief Marco Rigamonti zugeteilt. Zarco bekam dafür bei Prima Pramac seinen ehemaligen Moto2-Cheftechniker Massimo Branchini zur Seite gestellt (bisher bei Ajo tätig).

Bei Gresini Racing wurde für Neuzugang Alex Márquez der bisherige Diggia-Cheftechniker Donatello Giovanotti zugeteilt. Fabio Di Giannantonio wird hingegen künftig von Frankie Carchedi (bisher bei Suzuki und Joan Mir) betreut.

Aprilia hat den bei Suzuki arbeitslos werdenden José Manuel Cazeaux engagiert, der bis zum Saisonende für Alex Rins tätig war. Maverick Viñales hat ihn in seinen zwei Suzuki-Jahren 2015 und 2016 schätzen gelernt und bei Aprilia eingeschleust.

Im RNF-Aprilia-Kundenteam hat Miguel Oliveira den Italiener Giovanni Mattarollo (bisher bei Viñales) als neuen Crew-Chief bekommen.

Oliveiras neuer Teamkollege Raúl Fernández übernimmt mit Noe Herrera den Crew-Chief von Darryn Binder. Die beiden kennen sich aus der gemeinsamen Zeit im Red Bull KTM Ajo Team.

2023: Die MotoGP-Teams und ihre Crew-Chiefs

Monster Energy Yamaha MotoGP
Fabio Quartararo: Diego Gubellini
Franco Morbidelli: Patrick Primmer

Repsol Honda Team

Marc Márquez: Santi Hernandez
Joan Mir: Giacomo Guidotti

Ducati Lenovo Team
Enea Bastianini: Marco Rigamonti
Francesco «Pecco» Bagnaia: Christian Gabarrini

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder: Andres Madrid
Jack Miller: Cristhian Pupulin

Aprilia Racing
Aleix Espargaró: Antonio Jimenez
Maverick Viñales: José Manuel Cazeaux

Prima Pramac Racing

Johann Zarco: Massimo Branchini
Jorge Martin: Daniele Romagnoli

LCR Honda
Alex Rins: David Garcia 
Takaaki Nakagami: Klaus Nöhles

GASGAS Factory Racing Tech3

Pol Espargaró: Paul Trevathan
Augusto Fernández: Alex Merhand

CRYTODATA Aprilia RNF Team
Miguel Oliveira: Giovanni Mattarollo
Raúl Fernández: Noe Herrera

Gresini Racing
Alex Márquez: Donatello Giovanotti
Fabio Di Giannantonio: Frankie Carchedi

Mooney VR46 Racing Team
Luca Marini: David Muñoz
Marco Bezzecchi: Matteo Flamigni

Honda MotoGP Test Team

Stefan Bradl: Ramon Aurín

2022: Die MotoGP-Teams und ihre Crew-Chiefs

Monster Energy Yamaha MotoGP
Fabio Quartararo: Diego Gubellini
Franco Morbidelli: Patrick Primmer

Repsol Honda Team
Marc Márquez: Santi Hernandez
Pol Espargaró: Ramón Aurín

Suzuki Ecstar
Alex Rins: José Manuel Cazeaux
Joan Mir: Francesco Carchedi

Ducati Lenovo Team
Jack Miller: Cristhian Pupulin
Francesco «Pecco» Bagnaia: Christian Gabarrini

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder: Andres Madrid
Miguel Oliveira: Paul Trevathan

Aprilia Racing
Aleix Espargaró: Antonio Jimenez
Maverick Viñales: Giovanni Mattarollo

Prima Pramac Racing

Johann Zarco: Marco Rigamonti
Jorge Martin: Daniele Romagnoli

LCR Honda
Alex Márquez: Davids Garcia
Takaaki Nakagami: Giacomo Guidotti

Tech3 KTM Factory Racing
Raúl Fernández: Nicolas Goyon
Remy Gardner: Alex Merhand

WITHU Yamaha RNF Team
Andrea Dovizioso: Ramon Forcada
Cal Crutchlow: Silvano Galbusera
Darryn Binder: Noe Herrera

Gresini Racing

Enea Bastianini: Alberto Giribuola
Fabio Di Giannantonio: Donatello Giovanotti

Mooney VR46 Racing Team
Luca Marini: David Muñoz
Marco Bezzecchi: Matteo Flamigni

Honda Test Team

Stefan Bradl: Klaus Nöhles

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