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Aprilia RS-GP: Wie 2020 die Wende eingeleitet wurde

Von Manuel Pecino
Acht Jahre nach dem Einstieg hat Aprilia 2022 erstmals ein MotoGP-Rennen gewonnen, in der kommenden Saison gehören die Italiener zu den Titelanwärtern. Teil 2 der Evolutionsgeschichte der RS-GP.

Für den MotoGP-Einstieg 2015 nahm Aprilia das Superbike RSV4 als Basis. Der damalige Rennchef Romano Albesiano wähnte Aprilia auf demselben technischen Level wie die Mitbewerber – doch die Realität belehrte ihn schnell eines Besseren.

«Als wir in MotoGP anfingen, hatten wir nicht den Ansatz, den man auf diesem Level braucht», sagt der Italiener heute. «In unserer Rennabteilung hatten wir einen Wissensstand, den wir für gut genug hielten, aber er war es nicht. Wir mussten viel Aufbauarbeit leisten, lernten Jahr für Jahr dazu und verbesserten uns. Nach und nach bekamen wir mehr Mitarbeiter und Material und konnten so unser allgemeines Potenzial steigern.»

2021 holte Werksfahrer Aleix Espargaró den ersten Podestplatz und am 3. April 2022 in Argentinien den ersten Sieg! Inzwischen wird die RS-GP von vielen Experten als das zweitbeste Motorrad in der Startaufstellung bezeichnet – hinter der überragenden Ducati. Und sie sind überzeugt: Gelingt Aprilia für die Ende März in Portimao beginnende MotoGP-Saison der gleiche Fortschritt wie in jedem Jahr seit 2020, dann ist der Titel 2023 möglich.

Seit 2015 hat sich an der anfänglich viel gescholtenen Aprilia alles verändert. Wir beschreiben im zweiten Teil der Evolutionsgeschichte die Jahre 2019 bis 2022.

2019 – Fahrer: Aleix Espargaró, Andrea Iannone

Nach nur einer Saison wurde der Engländer Scott Redding gegen den Italiener Andrea Iannone ausgewechselt.

Die Basis der RS-GP blieb gleich wie im Vorjahr, es wurde aber ein neuer Motor entworfen.

Aleix Espargaró wurde mit 63 Punkten WM-14., Iannone mit 43 Zählern 16. Für das beste Einzelergebnis sorgte Iannone auf Phillip Island als Sechster.

2020 – Fahrer: Aleix Espargaró, Bradley Smith, Lorenzo Savadori

Seit dem 17. Dezember 2019 war Iannone nach einem positiven Dopingtest gesperrt, er wurde für die Saison 2020 durch Bradley Smith ersetzt. Der Engländer wiederum wurde für die letzten drei Rennen des Jahres auf die Ersatzbank verbannt, statt ihm kam Testpilot Lorenzo Savadori zum Einsatz.

2020 ist das Jahr, in dem die Wende für Aprilia eingeleitet wurde. Der 75-Grad-V-Motor wurde durch ein Aggregat mit 90 Grad Zylinderwinkel ersetzt. Der neue Motor hatte mehr Leistung und Drehmoment, beim Bremsverhalten in die Kurven hinein sowie der Motorbremse wurden dadurch ebenfalls Verbesserungen erzielt.

Aprilia verpflichtete außerdem hauptsächlich von Ferrari kommende Aerodynamik-Spezialisten, die sich auf den externen und internen Luftfluss konzentrieren.

In den Ergebnissen spiegelten sich die gemachten Fortschritte noch nicht wider: Espargaró kam nie über Platz 8 hinaus und wurde mit 42 Punkten lediglich WM-17., während Smith zwölf Punkte zusammenklaubte und Savadori null.

2021 – Fahrer: Aleix Espargaró, Lorenzo Savadori, Maverick Vinales

Espargaró und Savadori begannen die Saison gemeinsam. Nach dem Zerwürfnis von Maverick Vinales und Yamaha heuerte der Spanier bei Aprilia an und fährt seit dem Aragón-GP im September 2021 für den Hersteller aus Noale. Der ausgebootete Savadori wurde wieder zum Testfahrer gemacht.

Am Motorrad wurde die Ergonomie verbessert, dank überarbeitetem Motor und Anpassungen an der Elektronik wurde die Aprilia handlicher. Erstmals kam eine Carbonschwinge zum Einsatz.

Als Dritter in Silverstone brachte Espargaró Aprilia erstmals in der MotoGP-Klasse aufs Podium, die Weltmeisterschaft beendete er mit 120 Punkten als Achter.

2022 – Fahrer: Aleix Espargaró, Maverick Vinales

Die Zusammenarbeit mit dem Gresini-Team ging nach der Saison 2021 zu Ende, seither kümmert sich Aprilia vollumfänglich selbst um sein Werksteam.

Nicht nur logistisch und organisatorisch wurden neue Wege eingeschlagen, auch technisch gab es gravierende Verbesserungen.

Aprilia brachte einen neuen Motor mit mehr Leistung, auch das Chassis wurde verändert. Es produziert jetzt mehr Grip am Hinterrad und ist bei Richtungsänderungen deutlich agiler.

Aprilia brachte als erster Hersteller einen auf dem Heck montierten Flügel und sorgte so für zusätzlichen Anpressdruck am Hinterreifen.

Espargaró sorgte in Termas de Rio Hondo für Aprilias und seinen ersten MotoGP-Sieg und preschte weitere fünfmal aufs Podium. Aleix wurde mit 212 Punkten WM-Vierter, zum Dritten Enea Bastianini (Gresini Ducati) fehlten ihm nur sieben Zähler. Vinales wurde mit 122 Punkten Gesamtelfter. Hinter Ducati und Yamaha wurde Aprilia Dritter der Konstrukteurs-WM.

«Der Schritt, den wir 2022 mit dem Motor gemacht haben, hat uns sehr geholfen», betont Albesiano. «Wir arbeiten weiter in diese Richtung und gehen davon aus, dass wir die Motorleistung für 2023 noch einmal steigern können. Außerdem wollen wir durch den Einsatz neuer Sensoren unser Verständnis von der Motorbremse verbessern, deren Abstimmung an einem Motorrad immer kritisch ist.»


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