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Stefan Bradl: Bei Startversuchen im Kiesbett gelandet

Von Günther Wiesinger
Weil in der Früh nur 9 Grad gemessen wurden, nützte Stefan Bradl die Zeit in Jerez für Startversuche. Sie endeten im Kies. Stefan Bradl: «Das Wetter war grenzwertig.»

Beim zweitägigen HRC-MotoGP-Test auf dem Circuito de Jerez – Ángel Nieto legte Stefan Bradl ungefähr 100 Runden zurück, doch die kalten Temperaturen machten es schwierig, die neuen Teile für die Honda RC213V zu bewerten. Zwischendurch fand sich Stefan Bradl in der Kurve 3 im Kiesbett wieder. «Ich bin auf der Gosch’n gelegen», berichtete der Honda-Testfahrer.

Was war passiert? «Wir haben Startversuche gemacht. Weil es in der Früh so kalt war, haben wir gedacht, wir nützen die Zeit für Startversuche. Ich bin dann immer so langsame Runden gefahren, und da die Außentemperatur nur bei 9 Grad lag, sind die Reifen total abgekühlt. Ich habe vor dieser Linkskurve nur leicht umgelegt – und patsch, ist mir das Bike schon weggerutscht. Mir ist nichts passiert, trotzdem war es ärgerlich. Aber mei, am Motorrad ist im Endeffekt nichts kaputt gegangen.»

«Wir haben zwar 100 Runden abgespult, aber das ist nicht relevant, denn wir waren nicht wirklich schnell, weil die Reifen bei diesen Wetterbedingungen nicht gut funktioniert haben. Es war hier an den zwei Tagen kühler als in Phillip Island im Oktober, wenn’s dort mal richtig kalt ist. Noch dazu hat man dann in Phillip Island andere Reifenmischungen. Ich habe hier dieselben Reifenmischungen wie beim Grand Prix bekommen, aber im Mai hat es hier 30 oder 35 Grad. Der Test war wegen des Wetters sehr grenzwertig. Es ist zwar alles gut gegangen, aber es waren speziell am Donnerstag keine guten Bedingungen; es wehte ein sehr kalter Wind. Es war teilweise bewölkt, und die Michelin-Reifenmischungen haben bei diesem Wetter nicht ideal funktioniert. Das war schwierig.»

An der Honda war in Jerez nichts Revolutionäres zu sehen. Ganz offensichtlich probieren die Honda-Techniker im Moment diverse modulare Update-Pakete aus, um die Entwicklungsrichtung zu finden. Ein komplettes Re-Design ist nicht geplant, eher eine Politik der kleinen Schritte in allen Bereichen – beim Chassis, Motor, bei der Elektronik und der Aerodynamik.

Denn eine falsche Entscheidung in einem bestimmten Bereich könnte das ganze Paket zum Scheitern bringen.

«Man wird von außen nicht sehen, dass das Motorrad komplett auf den Kopf gestellt wird», sagt Stefan Bradl. «Denn das geht nicht in der kurzen Zeit. Man muss realistisch bleiben und schauen, dass man sich nicht noch mehr verrennt. Wir versuchen, ein Problem nach dem andern in den Griff zu kriegen und das ganze Paket ein bisschen schlagkräftiger zu machen. Aber nicht nur in einem Bereich, sondern wir müssen überall die ganzen Teile zusammenbringen.»

Marc Márquez klagte 2022 auch immer wieder über die schwache Motorleistung der Honda RC213V. Bradl: «Mehr Power ist immer das Ziel. Weniger ist sie nicht geworden, denke ich. Aber bei diesen tiefen Temperaturen mit maximal 12 Grad ist die Luft sehr sauerstoffreich. In Sepang wird es bei 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit ganz anders ausschauen. Dort ist es wegen der Hitze eine ganz andere Geschichte. Wir haben jetzt für den Malaysia-Test die Testteile auf den Tisch gelegt und vorsortiert. Aber alle neuen Teile müssen in Malaysia noch einmal bestätigt und abgeklärt werden.»

Beim Shakedown-Test in Sepang von 5. bis 7. Februar, bei dem nur die Testfahrer und Rookie Augusto Fernández antreten dürfen, wird mit Jonas Folger (bei KTM) ein zweiter deutscher MotoGP-Testfahrer dabei ein. Bradl: «Von KTM habe ich gehört, dass Jonas schon letztes Jahr ein bisschen getestet hat und er jetzt weitermacht. Ich finde es gut. Wenigstens wieder mal ein Deutscher auf so einem Motorradl; das hat ja in den letzten Jahren Seltenheitswert gehabt.»

Bradl wird dann beim IRTA-Test von 10. bis 12. Februar noch am ersten tag in Sepang anwesend sein. «Es ist aber nicht vorgesehen, dass ich an diesem Tag noch einmal teste.»

Vor einem Jahr verpasste Bradl den ersten Shakedown-Testtag am Montag (1. Februar), weil er am Freitag (28.1.) in Jerez noch bis 18 Uhr testete und die Werks-Honda erst danach per Luftfracht nach Kuala Lumpur geschickt wurde, wo sie (nicht überraschend) zu spät eintraf. Für den Deutschen wurde dann in Sepang aus Ersatzteilen eine neue Maschine zusammengebaut; Bradl begann den Test mit einem Tag Verspätung.

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