Pol Espargaró: «Save ist schön, aber nicht der Weg»

Von Nora Lantschner
Pol Espargaró im neuen 2023er-Look

Pol Espargaró im neuen 2023er-Look

«Ich bin dort, wo ich sein muss», unterstrich Tech3-GASGAS-Pilot Pol Espargaró vor dem Sepang-Test. Zuvor erklärte er aber noch ausführlich, warum seine Fahrweise auf der Honda nicht funktioniert hat.

Pol Espargaró freut sich, 2023 wieder Teil der KTM-Familie zu sein, wenn auch in GASGAS-Farben. «Ich bin glücklich», grinste er am Donnerstag in Sepang. «Wenn du harte Momente mit Leuten durchlebst, wird die Beziehung super eng. Ich war vier Jahre lang bei KTM und wir haben wirklich gemeinsam gekämpft.»

«Hier sind jetzt viele bekannte Gesichter – und bei Tech3 genauso, weil ich mit ihnen angefangen habe. Damals war ich noch viel jünger und viel dümmer als heute», scherzte der mittlerweile 31-jährige Familienvater im Rückblick auf sein MotoGP-Debüt auf der Tech3-Yamaha. «Es ist schön, wieder zurückzukommen, damit sie auch die Entwicklung sehen, die man als Mann genommen hat.»

Nach zwei enttäuschenden Saisons in Repsol-Honda-Farben (und den WM-Rängen 12 und 16) ist der Spanier nun also zurück auf der RC16. Herstellerwechsel erwiesen sich in der MotoGP in den jüngsten Jahren als mühsam. Ist der Umstieg für Pol nach zwei Jahren auf der RC213V leichter, weil die GASGAS baugleich mit der KTM ist, die er von 2017 bis 2020 maßgeblich mitentwickelte?

«Ich glaube, es hängt von der Fahrweise des Fahrers ab», erwiderte der jüngere Espargaró. «Ich glaube, heutzutage hat jeder Fahrer eine super spezielle Art zu fahren. Wenn der Fahrer und das Motorrad zusammenpassen, ist es perfekt. Das ist aber schwierig. Wir haben es in der Vergangenheit bei Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Johann Zarco und vielen anderen Fahrern gesehen, die bei einem Markenwechsel Mühe hatten. Wenn du ziemlich viel Zeit mit einem Hersteller verbringst oder in der MotoGP mit einem Hersteller gewachsen bist, ist ein Wechsel sehr schwierig. Ich habe das Gefühl, dass ich bei KTM gewachsen bin», unterstrich der WM-Fünfte von 2020.

«Ich habe mich nicht wohl gefühlt, als ich auf der Yamaha angefangen habe. Ich habe danach vier Jahre bei KTM verbracht, wo ich alles gelernt habe, was ich weiß. Bei Honda habe ich es versucht, aber die Situation war definitiv nicht einfach. Jetzt bin ich zurück bei KTM und ich habe das Gefühl, dass ich dort bin, wo ich sein sollte. Deshalb schätze ich mich glücklich», ergänzte Pol.

Woran aber liegt es, wenn es auf einem Fabrikat nicht klappt? Der Moto2-Weltmeister von 2013 ging näher auf seine Erfahrung aus der vergangenen Saison ein: «Eine Sache, die ich beim Fahren am meisten brauche, ist die Hinterradbremse, um das Motorrad zu stoppen. Es geht hauptsächlich darum, dass du diese Bikes der neuen Generation nicht nur mit der Vorderradbremse händeln kannst. Neben der Motorbremse muss der Fahrer auch mit der Hinterradbremse unterstützen. Ich habe mich auf der KTM daran gewöhnt, das passiert bei mir jetzt natürlich. Das Problem in den letzten zwei Jahren war, dass ich die Hinterradbremse gar nicht einsetzen konnte.»

«Das ist super schwierig. Als würde ein Journalist, der üblicherweise mit der rechten Hand schreibt, plötzlich mit der linken Hand Notizen machen müssen», beschrieb Pol. «Okay, das kann man auch machen, aber eben nicht so schnell und nicht mit demselben Vertrauen. Das ist mir passiert. Manchmal ist es mir [auf der Honda] gelungen, schnell zu sein. In der Vorsaison und zu Beginn konnte ich auch die Hinterradbremse noch einsetzen und deshalb war ich schneller als die anderen. Sie waren das nicht gewohnt. In der Pre-Season und in Katar war ich schneller als Marc, weil ich die Hinterradbremse benutzen konnte, und sie haben meine Daten angeschaut und gesagt, dass sie das Fahren neu lernen müssten, weil es anders war. Langsam habe ich das aber verloren und sie haben dazugewonnen. Deswegen war ich angepisst.»

«Bei GASGAS ist die Situation eine andere. Das Motorrad fährt man im Kurveneingang mit Hilfe der Hinterradbremse, damit die Front weniger gestresst wird. Bei GASGAS und KTM sind jetzt viele Ingenieure von Ducati. Auch sie haben uns bestätigt, dass das der Weg ist: Das Heck mehr zu beanspruchen, damit die Front für das Turning ein bisschen freier ist.»

«Mit all den Wings und dem ganzen Paket liegen die Motorräder jetzt viel tiefer. Durch diese Kräfte ist das Bike in der Beschleunigung und in der Bremsphase viel mehr am Boden. Wenn man zurückschaut, vor fünf oder sechs Jahren, waren auf der Bremse alle auf einem Rad zu sehen. Wenn man sich jetzt Ducati, die Meister der Aerodynamik anschaut, dann bewegt sich das Motorrad kein bisschen. Das Heck arbeitet viel mehr und vor allem beim Stoppen kannst du die Motorbremse und die Hinterradbremse mehr nutzen.»

Zum Bremsvorgang erklärte Espargaró auf Nachfrage im Detail: «Du kannst nicht auf Anhieb voll in den Bremshebel greifen, sonst steigt das Heck. Du musst smooth beginnen und die Bremskraft vorne Stück für Stück erhöhen. In dieser Phase arbeitet die Motorbremse, du musst die Hinterradbremse also nicht stark betätigen, sonst bekämpfen sich Motor- und Hinterradbremse nur gegenseitig.»

«Sobald du dich aber in die Kurve lehnst, vom Kurveneingang bis zur Kurvenmitte, muss der Fahrer mit der Hinterradbremse spielen», erklärte er weiter. «Du verringerst beispielsweise die Bremskraft an der Front um 20 Prozent und kompensierst die 20 Prozent hinten. So beanspruchst du das Heck mehr und lässt das Bike einlenken. Wenn du dagegen nur die Front auspresst… Das ist auch der Grund dafür, warum Marc oft die Kontrolle über die Front verliert und so viele Stürze abfängt. Ein Save ist zwar schön anzusehen, aber es ist nicht der richtige Weg», konnte sich Pol ein Schmunzeln nicht verkneifen.

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