Hervé Poncharal (GASGAS): Was ändert sich für Tech3?

Von Günther Wiesinger
GASGAS-Tech-3-Teambesitzer Hervé Poncharal ist stolz, erstmals in der MotoGP ein echtes Werksteam zu betreiben. Er erklärt, wie eng jetzt mit den Ingenieuren in Österreich zusammengearbeitet wird.

Für den französischen MotoGP-Teambesitzer Hervé Poncharal (65) beginnt mit der heutigen Vorstellung des GASGAS Factory Racing Tech3-Teams eine neue Ära in der Königsklasse. Von 2001 bis Ende 2018 bildete er ein Yamaha-Kundenteam, von 2019 bis Ende 2022 managte er ein Kundenteam für KTM, das jedes Jahr enger mit dem Werk zusammenarbeitete und nach Ablauf des ersten Drei-Jahres-Vertrag einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag mit der Pierer Mobility AG unterschrieb, der sich bis zum Saisonende 2026 erstreckt.

GASGAS ist also das dritte Fabrikat von Tech3 in der «premier class», bisher wurden zwei MotoGP-Siege errungen: 2020 mit Miguel Oliveira auf der Red Bull-KTM in Spielberg und Portimão.

Hervé, du wirst 2023 für die Pierer Mobility-Konzern ein neues Fabrikat in die MotoGP bringen. Was bedeutet das für dich – nach zwei recht mageren Jahren?

Es erfüllt mich mit Stolz, künftig die GASGAS-Farben tragen zu dürfen. Denn ich weiß, wie wichtig diese Marke in den Köpfen von Stefan Pierer und Hubert Trunkenpolz ist – für die Gegenwart und Zukunft.

Sie wollen bei GASGAS Wachstum sehen. Es ist unsere Aufgabe, GASGAS in der Topklasse der Motorrad-WM zu etablieren.

Das ist einerseits eine Ehre, anderseits wächst der Druck, weil wir das einzige GASGAS-Team in der MotoGP-WM sind.

Die Zusammenarbeit mit den Pierer-Ingenieuren wird noch enger. Schon in Sepang waren immer wieder Ingenieure in Red Bull-KTM-Uniform in der Tech3-Box. Auch die Testfahrer Dani Pedrosa und Jonas Folger arbeiten für GASGAS, dazu Riding Coach Mika Kallio.

Schon im letzten Jahr war die Unterstützung durch das Werk perfekt. Das muss ich klar festhalten. Wir haben immer den Nummer1-Level-Technical-Support aus Österreich erhalten.

Natürlich hatten wir im Vorjahr mit Remy Gardner und Raúl Fernández zwei Rookies. Die Basis beim Material war identisch mit dem KTM-Werksteam von Binder und Oliveira. Aber manchmal haben Brad und Miguel die neuen Teile ein bisschen früher getestet als wir. Aber das stellte kein Problem dar.

Jetzt gibt es einen Unterschied: Wir sind nicht mehr das KTM-B-Team. Das wurde bisher von den Leuten im Paddock, von den Medien und manchen Sponsoren so interpretiert.

Uns wurde von der Pierer-Gruppe ganz klar zugesichert, dass wir denselben Technik-Support aus Munderfing bekommen wie das Red-Bull-Team mit Brad und Jack. Jetzt haben wir bei Pierer zwei Fabrikate in der MotoGP-WM – das KTM Factory Racing Team und anderseits das GASGAS Factory Racing Team Tech3.

Wir sind also genau so ein Werksteam wie im Vorjahr, aber jetzt sind wir die einzigen Vertreter von GASGAS in der MotoGP.

Das wirkt sich auf das Marketing und auf das Image des Teams aus, wir sind da stärker aufgestellt als bisher. Wir haben zwar unser eigenes Communications Departement, dazu haben wir jetzt noch Lia Sissis von GASGAS, als Ansprechpartnerin für die Partnerschaften der neuen Marke.

Wir haben vor einem Jahr das MotoGP-Team gemeinsam mit KTM in Munderfing vorgestellt. Dieses Jahr haben wir eine eigene Launch Party im GASGAS-Werk in Terrassa in Spanien. Damit soll die spanische Identität unterstrichen werden.

Wir gelten zwar bei der Dorna als Kundenteam, aber wir werden innerhalb der Pierer-Gruppe als echtes Werksteam betrachtet. Wir werden quasi auf demselben Level operieren wie das Red Bull KTM-Werksteam.

Ich bin ja nicht naiv. Die Tatsache, dass sie Pol Espargaró in unser Team transferiert haben, der vier Jahre eine Schlüsselfigur der Pierer Mobility in der Königsklasse war, empfinde ich als Bestätigung, wie wichtig wir für den Konzern sind. Stefan Pierer, Hubert Trunkenpolz und Pit Beirer waren sehr happy, ihn wieder in unseren Reihen zu haben. Sie glauben sehr an ihn und setzen große Hoffnungen auf Pol.

Alle Beteiligten, auch Pit Beirer und Technical Director Fabiano Sterlacchini, sagen ihm immer wieder deutlich: «Pol, du bist einer unserer voll unterstützten Werksfahrer, wenn es um die Entwicklung der RC16 geht.» Alle wollen seine Kommentare hören, alle trauen ihm starke Ergebnisse zu. Wir zählen alle auf Pol. Das ist sehr wichtig für ihn.

Jeder will der beste Fahrer seines Herstellers sein. Pol möchte deshalb Brad und Jack besiegen, und umgekehrt wollen diese beiden Siegfahrer Pol hinter sich lassen.

Pol bekommt sicher noch eine Prise mehr Vertrauen, wenn er so deutlich sieht, dass er als echter Werksfahrer behandelt wird.

In Österreich wird jetzt bewiesen, dass es keinen Unterschied zwischen dem Red Bull-KTM und unserem GASGAS-Rennstall gibt.

Pol, Brad und Jack lagen schon beim Sepang-Test eng beisammen. Auch wenn es nur um Sekundenbruchteile ging – Pol war der schnellste dieses Trios.

Das ist alles wichtig für uns, für Pol und für die Pierer Mobility, denn der Konzern hat jetzt zwei Standbeine in der MotoGP.

Man kann sich vorstellen, dass der GASGAS-Auftritt in den drei GP-Klassen als Vorbote für Straßenmodelle 2024 zu betrachten ist.

Wir werden die MotoGP-Plattform nutzen, um die Marke GASGAS sichtbarer und. bekannter zu machen.

Es sind auch Synergien geplant mit anderen GASGAS-Werkspiloten, höre ich.

Ja, der US-Supercross-Star Justin Barcia hat sein Trainingsgelände in Florida. Pol Espargaró, der ein großer Motocross-Fan ist, wird einen Tag in den USA mit GASGAS-Star Justin Barcia trainieren. Das wir eine riesige Promotion für die Marke ergeben.

Wir verstehen recht gut, welche Mission wir für die Pierer Mobility zu erledigen haben. Das ist eine spannende Aufgabe, gleichzeitig entsteht Druck, aber im positiven Sinne.

Ich behaupte nicht, dass wir die Konkurrenz demolieren werden. Wir haben viel Arbeit vor uns, aber wir haben seit dem Jahresbeginn ein gutes Gefühl.

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