Stefan Bradl: «Marc versucht es, aber es wird dauern»
Stefan Bradl in der LCR-Box
Ab heute ist Stefan Bradl in Assen auf der LCR-Honda des verletzten Alex Rins im Einsatz. Die fünf Stürze von Marc Márquez auf dem Sachsenring erlebte er am vergangenen Wochenende als ServusTV-Experte noch in der Zuschauerrolle.
Was ging dem Honda-Testfahrer dabei durch den Kopf? «Ich habe großen Respekt vor Marc, weil er immer noch 100 Prozent und vielleicht mehr gibt. Er versucht es, auch wenn er realisiert, dass die Tools, über die er verfügt, nicht für den Level bereit sind. Ich hoffe, dass er gesund bleiben kann.»
Für die Dutch TT wurde Márquez am Donnerstag von den Rennärzten jedenfalls für fit erklärt, trotz Verletzungen am Daumen, an einer Rippe und am Fußknöchel. «Seine Herangehensweise wird wahrscheinlich dieselbe bleiben. Einen achtfachen Weltmeister wird man nicht ändern, wenn es darum geht, wie er das Motorrad zu fahren hat. Das ist alles in seinen Händen», stellte Bradl im Vorfeld des Assen-Wochenendes fest. «Vielleicht ist die Strecke hier ein bisschen besser, aber realistisch gesehen wird es hart, um das Podium zu kämpfen. Ich kann ihm keine Ratschläge erteilen, aber ich würde gerne sehen, dass er das Risiko kontrolliert.»
Zur Ursache für die Sturzserie von Márquez auf dem Sachsenring analysierte der Deutsche: «Ich glaube, dass er viel riskiert hat. Natürlich sind sein Level und seine Fähigkeiten unglaublich, aber an einem bestimmten Punkt glaube ich, dass auch er weiß, dass es ihm fürs Selbstvertrauen und all diese Dinge nicht hilft. Wir müssen ruhig bleiben und versuchen, wieder auf einen ordentlichen Level zu kommen – Schritt für Schritt, es wird eine längere Zeit dauern.»
Bradl weiß: «Wir können nicht alles von heute auf morgen über den Haufen schmeißen und verändern. Wir müssen irgendwo sachlich bleiben – das ist der Punkt, wo wir hinwollen; wir waren da unten und sind vielleicht ein bisschen nach rechts abgedriftet und so weiter… Wir müssen schauen, dass wir die Richtung wieder finden. Das Ganze ist sehr komplex, deshalb braucht es ein bisschen Zeit, um wieder zurückzukommen. Aber was hilft’s, wir können nicht aufgeben.»
Können die Probleme an der aktuellen RC213V gelöst werden oder muss das gesamte Projekt überdacht werden? «Ich glaube, dass sie gelöst werden können. Und ich bin sicher, dass Honda die Power und die Mittel hat, um es zu tun. Es braucht aber Zeit. Wir haben auch gesehen, dass unsere Performance nicht in ein, zwei oder drei Monaten massiv nachgelassen hat. Das war auch ein Prozess über ein paar Jahre. Jetzt werden wir wahrscheinlich ähnlich lange brauchen, um zurück auf einen ordentlichen Level zu kommen. Was ich sagen kann: Wir brauchen mehr Zeit und wir müssen ruhig bleiben», bekräftigte der 33-jährige Bayer.
War diese Woche beim zweitägigen Privattest in Misano («Eigentlich eineinhalb Tage, weil ich hierher nach Assen kommen musste») etwas Nützliches dabei? «Wir haben für diese laufende Saison getestet und einige Teile waren nützlich, ja. Ich glaube, dass wir sie auch schon an diesem Wochenende einsetzen können. Es ist aber nichts Verrücktes. Wir müssen realistisch sein, das wird unser Motorrad und unser Leben nicht verändern. Einige Aspekte waren aber positiv.»
Braucht Honda in der aktuellen Situation (mit den WM-Rängen 13 für Rins, 17 für Nakagami, 19 für Márquez und 23 für Mir) nicht vielleicht auch etwas Verrücktes? «Ja, aber ihr kennt die japanische Kultur und Mentalität ja auch. In einer Woche wird sich das Unternehmen nicht verändern. Das dauert eine Weile, es ist ein Prozess», unterstrich Bradl.
Ergebnisse MotoGP Sachsenring (18. Juni):
1. Jorge Martin, Ducati, 30 Runden in 40:52,449 min
2. Pecco Bagnaia, Ducati, +0,064 sec
3. Johann Zarco, Ducati, +7,013
4. Marco Bezzecchi, Ducati, +8,430
5. Luca Marini, Ducati, +11,679
6. Jack Miller, KTM, +11,904
7. Alex Márquez, Ducati, +14,040
8. Enea Bastianini, Ducati, +14,859
9. Fabio Di Giannantonio, Ducati, +17,061
10. Miguel Oliveira, Aprilia, +19,648
11. Augusto Fernández, KTM, +19,997
12. Franco Morbidelli, Yamaha, +22,949
13. Fabio Quartararo, Yamaha, +25,117
14. Takaaki Nakagami, Honda, +25,327
15. Raúl Fernández, Aprilia, +25,503
16. Aleix Espargaró, Aprilia, +28,543
17. Jonas Folger, KTM, +48,962
– Brad Binder, KTM, 12 Runden zurück
– Maverick Viñales, Aprilia, 22 Runden zurück
Ergebnisse MotoGP-Sprint Sachsenring (17. Juni):
1. Jorge Martin, Ducati, 15 Rdn in 20:21,871 min
2. Pecco Bagnaia, Ducati, +2,468 sec
3. Jack Miller, KTM, +3,287
4. Luca Marini, Ducati, +5,487
5. Johann Zarco, Ducati, +5,538
6. Brad Binder, KTM, +6,289
7. Marco Bezzecchi, Ducati, +6,956
8. Alex Márquez, Ducati, +9,261
9. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,691
10. Enea Bastianini, Ducati, +9,715
11. Marc Márquez, Honda, +10,828
12. Fabio Di Giannantonio, Ducati, +10,905
13. Fabio Quartararo, Yamaha, +11,366
14. Augusto Fernández, KTM, +12,593
15. Franco Morbidelli, Yamaha, +12,905
16. Miguel Oliveira, Aprilia, +13,837
17. Takaaki Nakagami, Honda, +14,505
18. Raúl Fernández, Arilia, +28,959
– Maverick Viñales, Aprilia, 4 Runden zurück
– Jonas Folger, KTM, 9 Runden zurück
WM-Stand nach 14 von 40 Rennen:
1. Bagnaia, 160 Punkte. 2. Martin 144. 3. Bezzecchi 126. 4. Zarco 109. 5. Binder 96. 6. Marini 89. 7. Miller 79. 8. Quartararo 57. 9. Aleix Espargaró 55. 10. Viñales 53. 11. Alex Márquez 52. 12. Morbidelli 50. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 36. 15. Di Giannantonio 34. 16. Oliveira 27. 17. Nakagami 26. 18. Bastianini 16. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Folger 7. 22. Pirro 5. 23. Petrucci 5. 24. Mir 5. 25. Savadori 4. 26. Raúl Fernández 3. 27. Stefan Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 248 Punkte. 2. KTM 135. 3. Aprilia 99. 4. Honda 81. 5. Yamaha 68.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 253 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 215. 3. Ducati Lenovo Team 186. 4. Red Bull KTM Factory Racing 175. 5. Aprilia Racing 108. 6. Monster Energy Yamaha 107. 7. Gresini Racing 86. 8. LCR Honda 73. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 43. 10. CryptoDATA RNF 35. 11. Repsol Honda 20.