Pecco Bagnaia: Mit seinen eigenen Waffen geschlagen?
Zumindest für 24 Stunden entriss Pramac-Ass Jorge Martin MotoGP-Titelverteidiger Pecco Bagnaia die WM-Führung schon. Der Ducati-Werksfahrer wurde ein Opfer der Politik in Borgo Panigale.
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"Die Bremsphase ist die Stärke von Ducati, wenn du die maximal nutzen kannst, kannst du jeden zerstören – wie es Bagnaia und Bezzecchi getan haben. Jorge macht es jetzt auch und hat dazu großartigen Kurvenspeed", analysierte Jorge Martins Pramac-Teamkollege Johann Zarco und gab damit ungewollt auch die Kehrseite der Medaille von Ducatis Politik preis. Gigi Dall’Igna erlaubt bekanntlich jedem seiner Ducati-Fahrer den Zugriff auf die Daten seiner sieben Markenkollegen.
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Eine "Open-Door-Mentalität", die nicht nur sicherstellt, dass alle acht Ducati-Piloten mit einem konkurrenzfähigen Set-up in der Startaufstellung stehen werden, sondern ihnen auch ermöglicht, die Arbeit in den Freitag-Sessions aufzusplitten. Mehr als einmal war etwa von Bagnaia zu hören: "Ich habe mich heute auf die Elektronik konzentriert, andere haben die Reifen getestet… Sobald die Ingenieure ihre Daten ausgewertet haben…" Da Ducati sehr ähnliche Maschinen auf die Strecke bringt – ganz im Gegensatz zu dem, wie es bei Satellitenteams in der Vergangenheit oft noch gehandhabt wurde – können sie parallel arbeiten. Eine Methode, mit der nicht nur eine Menge nützlicher Daten für die Ingenieure gesammelt werden, sondern die gleichzeitig auch alle acht Bikes aus Borgo Panigale in eine konkurrenzfähige Position bringt. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Desmosedici das beste Bike im Feld ist, führt das zu jener Dominanz, die wir an jedem GP-Wochenende zu sehen bekommen.
Aber zurück zu Zarcos Kommentar: Wenn man kurz nachdenkt, dann ist dieses "perfekte System" zwar sehr gut für sieben der acht Ducati-Piloten. Für den anderen, den Schnellsten, kann es aber zur Falle werden.
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Wie oft war in der Vergangenheit zu hören, dass Pecco Bagnaia auf der Bremse den Unterschied im Vergleich zur übrigen Ducati-Armada mache? Sowohl der Weltmeister selbst als auch seine Markenkollegen waren sich darin einig – vor allem Jorge Martin. "Anhand der Telemetrie-Daten kann man sehen, dass Pecco besonders auf der Bremse stark ist. Ich bin nicht dazu in der Lage zu tun, was er macht", räumte der Spanier damals noch ein, als er auf die überlegene Performance von Bagnaia auf demselben Motorrad angesprochen wurde.
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Wie Zarco aber richtig erkannt hat: Martin hat daraus gelernt. Das passiert unweigerlich, wenn man nach jeder Session die Daten des Stärksten analysieren und exakt sehen kann, in welchem Bereich man auf ihn verliert. Irgendwann wird ein begnadeter Rennfahrer lernen, es wie der Beste zu machen – vielleicht nicht beim ersten Versucht, vielleicht auch noch nicht nach dem Zehnten, aber früher oder später schon. Genau das gelang Martin – und Bagnaias Vorteil verflüchtigte sich.
Möglich gemacht hat es die klare Policy von Ducati, jedem alles zu zeigen. Wenn der Rivale, auf den Martin aufholten musste, auf einer Yamaha, KTM oder sonstiges gesessen wäre, hätte er nicht nach jeder Session die "Schatzkarte" vor seiner Nase gehabt. Wie oft aber gab es in der Vergangenheit beim Thema Datenaustausch schon Konflikte? Die großen Champions waren immer schwer zu greifen und versuchten immer, ihre Daten vor neugierigen Blicken zu verbergen. Einige setzten dies mit eiserner Hand durch. Dall’Igna aber lässt ihnen keine Wahl. Nach der Erfahrung mit Andrea Dovizioso hütet er sich davor, einen einzigen Siegfahrer zu haben, der ihn "erpressen" könnte. Und hat der Mastermind nun fünf Fahrer, die für die Armada aus Borgo Panigale gewinnen können, oder nicht?
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