Aleix Espargaró: «Aldeguer ist bereit für die MotoGP»
Selfie aus Bali: Aleix Espargaró, Jorge Martin und Fermín Aldeguer
Die rennfreie Woche zwischen Buriram und Sepang verbrachte Aleix Espargaró mit seiner Frau Laura und den fünfjährigen Zwillingen Max und Mia wie einige andere GP-Kollegen auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali. Dabei war die Familie Espargaró auch mit Jorge Martin und Fermín Aldeguer unterwegs.
Da Aldeguer zuletzt zu einem ernsthaften Kandidaten für die Márquez-Nachfolge in Hondas MotoGP-Werksteam wurde, kam das Thema am Donnerstag vor dem Malaysia-GP natürlich auch in der Presserunde des Aprilia-Werksfahrers auf.
Ist der erst 18-jährige Spanier bereit für einen MotoGP-Aufstieg? «Fermín ist aus meiner Sicht bereit für die MotoGP. Er ist sehr schnell und ich mag ihn sehr», war der 34-Jährige voll des Lobes für seinen Landsmann. «Er ist ein sehr netter Kerl und er hat in den vergangenen Rennen gezeigt, dass er sehr, sehr schnell ist. Er erinnert mich ein bisschen an Fabios Stil auf dem Motorrad und seinen Weg in die MotoGP», verwies Aleix auf Fabio Quartararo.
Gleichzeitig schränkte Espargaró aber auch ein: «Ihr fragt mich danach, weil man hört, dass Fermín zu Honda gehen könnte. Die Frage ist also eine andere: Ist er bereit für die MotoGP, um auf mein Bike oder das von Pecco zu wechseln – oder ist er bereit, um zu Honda zu gehen. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Er ist erst 18 Jahre alt, mental ist er also nicht bereit. Aus technischer Sicht glaube ich, dass er mit einem MotoGP-Bike schnell sein kann. Wenn es aber darum geht, mit einem Motorrad zu kämpfen, das noch nicht konkurrenzfähig ist, dann weiß ich nicht, ob er dafür aus mentaler Sicht bereit ist.»
Zu den Stärken des Boscoscuro-Piloten und Moto2-Siegers von Buriram sagte der zweifache MotoGP-Sieger der laufenden Saison: «Ich mag es sehr, dass er immer alleine arbeitet und keinem anderen folgt. Das sieht man bei den jungen Fahrern selten. Und auch wenn er sich mental noch weiter entwickeln kann, ist er jetzt schon sehr stark. Er ist technisch gesehen sehr schnell, aber auch mental ist er sehr stark. Denn es ist nicht einfach, wenn nur dein Team diese Motorräder hat und alle anderen Kalex fahren. Wenn du schwierige Momente erlebst und nicht verstehst, ob es an dir oder dem Bike liegt, ist es schwierig, solche Situationen zu überstehen. Er schafft es und ihm gelingt es im Moment auch, einen großen Unterschied zu seinem Teamkollegen zu machen. Das bedeutet, dass er mental auch stark ist.»
Konkret über einen etwaigen Wechsel in die Königsklasse sprachen Espargaró und Aldeguer nicht. «Er hat mich nicht direkt nach meiner Meinung gefragt und ich bin sehr froh darüber», gestand Aleix. «Denn es wäre sehr schwierig, ihm eine Antwort zu geben. Ich würde sagen: ‚Ja, spring auf den Zug auf, es ist ein Werksteam.‘ 2024 laufen aber alle unsere Verträge aus, er könnte zu der Zeit ein Weltmeister sein und aufsteigen… Aber wer kann sagen, dass Honda in ein oder zwei Jahren nicht wieder gewinnen wird? Das macht es sehr, sehr schwierig für ihn.»
Wäre Aleix Espargaró an Aldeguers Stelle, was würde er tun? «Ich würde die Gelegenheit ergreifen», antwortete der Katalane ohne zu zögern. Dann schob er allerdings schmunzelnd nach: «Ich habe in meiner Karriere viele Fehler gemacht, deshalb weiß ich nicht, ob man mich als Beispiel heranziehen sollte, besonders dann, wenn es um Teamwechsel geht… Man muss da geduldig sein und er ist erst 18 Jahre alt. Auf Bali hat er den ganzen Tag mit Max verbracht und mit ihm gespielt. Das Lustige ist, dass er tatsächlich eine engere Verbindung zu Max hat als zu mir – sie trennen zwölf Jahre, zu mir beträgt der Altersunterschied 18 Jahre.»
«Wenn er also nicht auf den Zug aufspringt, werden noch zwei oder drei weitere vorbeikommen», fasste Aleix mit Blick auf die verheißungsvolle Zukunft des Moto2-Europameisters von 2021 und aktuell Sechsten der Moto2-WM zusammen.