Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Ayumu Sasaki verliert WM: Trost von Doohan

Von Günther Wiesinger
Wie das Leopard-Honda-Team in Lusail bei der Moto3-Titelentscheidung von Jaume Masiá agierte, war grenzwertig. Selbst Honda-Mann Mick Doohan forderte einen Penalty und tröstete Ayumu Sasaki.

Das Leopard-Honda-Team packte beim vorletzten Moto3-WM-Lauf einige schmutzige Tricks aus, um mit dem starken Jaume Masià den ersten WM-Titel seit 2019 (Lorenzo Dalla Porta) besiegeln zu können. Ayumu Sasaki war mit 13 Punkten Rückstand zum Katar-GP gereist, schaffte aber in diesem turbulenten Rennen nur Platz 6 und musste miterleben, wie Masià den Vorsprung auf uneinholbare 28 Punkte ausbaute. Rookie Collin Veijer traf eine Woche nach seinem ersten GP-Triumph von Sepang auf Platz 10 ein.

Sasaki ging vom vierten Startplatz ins Rennen, Masià vom zehnten. Pit Beirer, Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG, machte dem Japaner auf der Husqvarna am Grid noch Mut und hoffte, dass die WM-Entscheidung durch das Liqui Moly Husqvarna-Moto3-Team von Peter Öttl zumindest bis zum Finale verzögert wird.

Doch die Leopard-Mannschaft ließ sich erwartungsgemäß zu einigen niederträchtigen Manövern verleiten, auch wenn sie von der Rennleitung rechtzeitig aufgefordert worden war, sich auf der Rennstrecke sportlich und fair zu verhalten.

Sasaki setzte sich zwar tapfer zur Wehr und kämpfte auf dem Lusail International Circuit 16 Runden lang beherzt um seine Chance. Der Japaner tat alles in seiner Macht stehende, um seine Titelchance zu wahren, doch der 23-jährige Husqvarna-Pilot musste zwei bis drei Block-Passes durch Masià und dessen Teamkollegen Adrián Fernández abwehren und fiel vorübergehend sogar auf Platz 13 zurück.

Sasaki kämpfte im Finish nach Leibeskräften und warf alles in die Waagschale, aber Masiá eroberte seinen vierten Saisonsieg und sicherte sich als bester Fahrer der Saison den Titelgewinn, während Sasaki in den letzten Runden 2023 oft seinen Renninstinkt vermissen ließ – und keinen einzigen Sieg zustande brachte. Immerhin hat er in Valencia noch die Chance, Vizeweltmeister zu werden.

2023: Ein Sieg für den Rookie, Sasaki sieglos

Teamkollege Colin Veijer hingegen hat als WM-Neuling schon einen GP-Sieg errungen, er kassierte in Doha sechs weitere WM-Punkte ein und freut sich über den mittlerweile siebten WM-Rang.

«Es war ein typisches Moto3-Rennen», seufzte Sasaki, dem vor dem Start sogar Fabio Quartararo auf dem Startplatz Mut zusprach und der nachher auch von Jake Dixon getröstet wurde. «Ich wusste, dass eine große Gruppe an der Spitze kämpfen würde und Masià ebenfalls involviert sein wird, dazu viele andere wie Holgado. Zu Beginn des Rennens habe ich mich sehr wohl gefühlt, obwohl der Kampf intensiv wurde, war er fast immer fair. Allerdings war Masiá ein- oder zwei Mal sehr aggressiv in Kurve 6. Aber das war in Ordnung.»

Sasaki weiter: «Als dann aber sein Teamkollege kam, hat er einmal mitten auf der Strecke das Gas zugedreht, was zu einer großen Lücke zur Spitzengruppe geführt hat. Irgendwie habe ich versucht, ihn zu überholen, aber er hat mich sofort wieder überholt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als einen Moment zu finden, in dem ich ihn wieder überholen und sofort eine Lücke herausfahren konnte. Das ist mir auch gelungen, aber mir ist die Zeit davongelaufen. Obwohl ich meine schnellsten Runden gefahren bin und in den letzten beiden Runden alles gegeben habe, hat es nicht gereicht, um die Spitzengruppe einzuholen. Es ist eine große Enttäuschung, die Meisterschaft auf diese Weise zu verlieren, denn ich wollte mit Masiá bis zum Rennen in Valencia noch richtig kämpfen.»

Dass Sasaki von Leopard-Honda-Pilot Adrián Fernández beschattet wurde, ist zwar nicht verboten, aber trotzdem unüblich.»

Mick Doohan: Wo blieb die Strafe?

Selbst der fünffache 500-ccm-Weltmeister Mick Doohan, zeitlebens ein Honda-Mann, wunderte sich und wandte sich an den unterlegenen Sasaki. «Ich bin schockiert. Es gab keinen Penalty für die Fahrweisen, die der Sieger und das Siegerteam gezeigt haben», postete Doohan auf Instagram. «Im Rennsport sollte es hart zugehen, aber die Fairness sollte im Vordergrund stehen. Der Sieger hat nicht wegen seines Talents gewonnen, er wusste, dass er nicht dein Talent hat. Sensationelle Fahrt, Sasaki, du hast alles gegeben!»

Auch Hafizh Syahrin, ehemaliger Moto2- und MotoGP-Pilot aus Malaysia, meldete sich bei Sasaki. «Du bist der Champion, Mann, wir haben es gesehen!»

«Es war ein schlechtes Rennen, das mit einem schrecklichen Start begann», resümierte hingegen Collin Veijer. «Ich kam nicht von der Linie weg und weiß nicht, warum das passiert ist. Danach war das Tempo sehr langsam, weil jedes Mal so viele Überholvorgänge stattfanden. Über die gesamte Distanz wechselten die Positionen während einer Runde ziemlich oft hin und her. Gegen Rennende habe ich versucht, so viel wie möglich zu attackieren, aber das war sehr schwierig. Insgesamt war das Rennen schrecklich, weil ich mich bis zur Ziellinie nie gut gefühlt habe. Wir sollten es schnell hinter uns lassen und uns auf das letzte Rennen konzentrieren. Für Ayumu tut es mir sehr leid, denn er hat wie ein Löwe gekämpft, um seine Titelhoffnung am Leben zu halten.»

«Das Wochenende begann am Freitagnachmittag mit einer schwierigen ersten FP1-Session. Aber das gesamte Team hat einen großartigen Job gemacht und wir waren bereits im zweiten Training mit beiden Fahrern sehr konkurrenzfähig», fasste Husky-Moto3-Teammanager Peter Öttl zusammen. «Das bestätigte sich im dritten Training, denn sowohl Ayumu als auch Collin schafften es direkt ins Q2. Das war sehr wichtig, und mit den Plätzen 4 und 5 in der zweiten Startreihe hatten wir eine sehr gute Ausgangsposition für das Rennen. Ayumu ist in Doha ein superstarkes Rennen gefahren. Er hat bis zur Ziellinie gekämpft und bis zur letzten Runde alles gegeben. Aber eine Weltmeisterschaft auf diese Weise zu verlieren, wie jeder gesehen hat, ist sehr unglücklich. Das macht uns wirklich traurig.»

«Anderseits hat Collin alles getan, um seinen Teamkollegen so gut es ging zu unterstützen» ergänzte Öttl. «Allerdings hatte er mit kleinen technischen Problemen zu kämpfen, die seine Konkurrenzfähigkeit etwas eingeschränkt haben. Deshalb konnte er auch nicht entscheidend eingreifen. Dennoch haben beide Fahrer und das gesamte Team an diesem Wochenende einen tollen Job gemacht. Jetzt konzentrieren wir uns auf Valencia, um dort die Teamwertung zu gewinnen. Und wenn Ayumu den Vizetitel holt und Collin sich den siebten Platz in der Gesamtwertung sichert, dann haben wir wirklich eine erfolgreiche Saison hinter uns.»

Ergebnis Moto3-Rennen, Doha (19.11.):

1. Masià, Honda, 16 Rdn in 33:50,694 min
2. Alonso, GASGAS, + 0,068 sec
3. Deniz Öncü, KTM, + 0,163
4. Riccardo Rossi, Honda, + 0,285
5. Perez, KTM, + 1,553
6. Sasaki, Husqvarna, + 1,566
7. Bertelle, Honda, + 1,725
8. Toba, Honda, + 1,846
9. Holgado, KTM, + 1,943
10. Veijer, Husqvarna, + 2,019
11. Fenati, Honda, + 3,634
12. Muñoz, KTM, + 4,003
13. Kelso, CFMOTO, + 4,060
14. Furusato, Honda, + 4,166
15. Ortolá, KTM, + 4,228

Moto3-WM-Stand nach 19 von 20 Rennen:

1. Masià, 271 Punkte (Weltmeister). 2. Sasaki 243. 3. Alonso 225. 4. Holgado 212. 5. Öncü 212. 6. Ortolá 171. 7. Veijer 136. 8. Moreira 131. 9. Rueda 111. 10. Muñoz 106. 11. Toba 105. 12. Nepa 101. 13. R. Rossi 79. 14. Yamanaka 78. 15. Artigas 77. 16. Furusato 58. 17. Bertelle 57. 18. Kelso 52. 19. Suzuki 50. 20. Fenati 35. 21. Salvador 31. 22. Odgen 24. 23. Adrián Fernández 23. 24. Migno 17. 25. Perez 15. 26. Farioli 15. 27. Fellon 6. 28. Azman 5. 29. Carraro 5. 30. Whatley 4. 31. Aji 4.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM, 378 Punkte (Weltmeister). 2. Honda 322. 3. Husqvarna 282. 4. GASGAS 250. 5. CFMOTO 104.

Team-WM:

1. Liqui Moly Husqvarna Intact GP, 379 Punkte. 2. Leopard Racing 344. 3. Red Bull KTM Ajo 323. 4. Gaviota GASGAS Aspar Team 303. 5. Angeluss MTA Team 272. 6. Red Bull KTM Tech3, 227. 7. SIC58 Squadra Corse 184. 8. MTHelmets-MSi 136. 9. CFMOTO Racing PrüstelGP 129. 10. BOE Motorsports 121. 11. Rivacold Snipers Team 97. 12. Honda Team Asia 62. 13. CIP Green Power 54. 14. Vision Track Racing Team 29.

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