MotoGP-Kolumne: Marquez ins Ducati-Werksteam

Jorge Martin: Titeltraum geplatzt, Márquez torpediert

Von Ivo Schützbach
Mehr hätte für Jorge Martin (Prima Pramac Ducati) im letzten MotoGP-Rennen des Jahres in Valencia nicht schieflaufen können: Erst musste der Spanier einmal in den Notausgang, dann stürzte er bei seiner Aufholjagd.

Mit seinem Sieg im Sprintrennen am Samstag konnte Jorge Martin den Rückstand auf WM-Leader Pecco Bagnaia auf 14 Punkte verkürzen. Die Ausgangslage vor dem Showdown am Sonntag: Martin hätte den Grand Prix gewinnen müssen und Bagnaia durfte maximal als Sechster ins Ziel kommen, dann wäre der Spanier Champion gewesen.

Sämtliche Rechenspiele waren frühzeitig Makulatur: Eingangs der dritten Runde wurde Martin am Ende der Start-Ziel-Geraden im Windschatten so heftig angesaugt, dass er den Führenden Bagnaia nur um Millimeter verfehlte und sich gerade noch in den Notausgang retten konnte.

Martin fiel auf den achten Platz zurück und machte sich anschließend mit der Brechstange auf die Jagd. In der sechsten Runde war Jorge Sechster und griff den Fünften Marc Márquez an. Die Linien passten am Kurveneingang nicht zusammen, Martin torpedierte seinen Landsmann, woraufhin der achtfache Weltmeister mit einem fürchterlichen Highsider abflog und hart im Kiesbett landete.

In dieser Sekunde war Bagnaia zum zweiten Mal MotoGP-Weltmeister, Martin konnte es kaum fassen und kämpfte die nächste halbe Stunde mit den Tränen.

Als sich 25-jährige Vizeweltmeister gegen 16.30 Uhr den Medien stellte, war er wieder gefasst. «Zuerst möchte ich Pecco gratulieren», hielt Martin fest. «Er hat den Titel verdient und eine unglaubliche Saison gezeigt. Natürlich ist das ein Tag zum Weinen für mich, ein Tag zum Vergessen. Es ist aber auch ein Tag, um zu feiern. Was wir als Satelliten-Team erreicht haben – wir haben Geschichte geschrieben. Ich bin glücklich über meine 13 Siege – ich weiß gar nicht, wie oft ich auf dem Podium stand und wie viele Runden ich geführt habe. Das war herausragende Arbeit. Unser Ziel vor der Saison waren die Top-3 und wir haben viel mehr erreicht. Aber wenn du so nahe am Titel dran bist, dann willst du ihn nicht verlieren. Ich habe ihn auch nicht heute verloren, mein Rückstand vor diesem Rennen war ein zu großes Problem. In der zweiten Saisonhälfte war ich stark, so kann ich hoffentlich weitermachen.»

«Ich versuchte, Pecco zu überholen», schilderte Martin seinen ersten großen Fehler. «Ich wurde im Windschatten so stark angesaugt wie noch nie in meinem Leben. Ich dachte, dass ich ihn abräumen würde – das wäre ein heftiger Sturz gewesen. Ich konnte es gerade noch verhindern und hatte anschließend eine großartige Pace. Dann kam ich bei Maverick Vinales an. Keine Ahnung, was er da tat. Ich kämpfte um die Meisterschaft und er um einen sechsten Platz. Es machte keinen Sinn, dass er konterte. Ich war viel stärker als die Fahrer vor mir, hätte aber geduldiger sein sollen. Als ich Maverick überholt hatte, wollte ich an Marc vorbei. Für mich sah es so aus, als hätte er die Türe zu gemacht – ich konnte gar nichts tun. Es tut mir leid, dass es zu der Kollision kam und er stürzte. Anschließend wollte ich nur noch mit meinem Team sein und mit ihnen zusammen weinen. Aber jetzt blicken wir nach vorne, das war eine gute Erfahrung, die uns in der Zukunft helfen wird. Wir sind als Team zusammengewachsen und werden zukünftig um Meisterschaften kämpfen.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Valencia (26.11.):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden in 40:48,525 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +0,360
3. Brad Binder (ZA), KTM, +2,347
4. Fabio Di Giannantonio* (I), Ducati, +3,176 sec
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +4,363
6. Alex Márquez (E), Ducati, +4,708
7. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +4,736
8. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +8,014
9. Luca Marini (I), Ducati, +9,486
10. Maverick Viñales (E), Aprilia, +10,556
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +12,001
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +21,695
13. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +43,297
14. Pol Espargaró (E), KTM
– Alex Rins (E), Honda, 19 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 18 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), KTM, 9 Runden zurück
– Marc Márquez (E), Honda, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Ducati, 5 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, erste Runde nicht beendet

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

Ergebnisse MotoGP-Sprint Valencia (25.11.):

1. Martin, Ducati, 13 Runden in 19:38,827 min
2. Binder, KTM, +0,190 sec
3. Marc Márquez, Honda, +2,122
4. Viñales, Aprilia, +3,106
5. Bagnaia, Ducati, +4,253
6. Di Giannantonio, Ducati, +4,400
7. Bezzecchi, Ducati, +4,502
8. Alex Márquez, Ducati, +5,578
9. Zarco, Ducati, +5,910
10. Augusto Fernández, KTM, +6,095
11. Raúl Fernández, Aprilia, +7,674
12. Miller, KTM, +8,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, +9,513
14. Pol Espargaró, KTM, +12,453
15. Bastianini, Ducati, +12,599
16. Nakagami, Honda, +13,787
17. Marini*, Ducati, +13,887
18. Morbidelli*, Yamaha, +14,943
19. Rins, Honda, +20,378
20. Savadori, Aprilia, +25,017
– Quartararo, Yamaha, 9 Runden zurück

*= 3-Sekunden-Strafe (Reifendruck-Vergehen)

MotoGP-WM-Endstand nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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