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Trackhouse: «Irgendwann über Podeste und Siege reden»

Von Günther Wiesinger
Trackhouse-Aprilia-Teambesitzer Justin Marks will Werks-Aprilia des Jahrgangs 2024 haben und sein MotoGP-Team zeitnah an die Spitze bringen. Marks: «Aber zuerst müssen wir die Bedürfnisse des Team kennenlernen.»

Das neue Trackhouse Aprilia MotoGP Racing Team will sich mittelfristig unter den stärksten Satellitenteams in der Königsklasse etablieren. Der neue Teambesitzer Justin Marks will seinen Piloten Miguel Oliveira und Raúl Fernández für die kommenden Saison quasi in letzter Minute noch aktuelle Werksmaschinen bestellen, also Aprilia-RS-GP24-Modelle, wie sie auch die Werksfahrer Aleix Espargaró und Maverick Viñales erhalten.

Welche Ziele hat sich Justin Marks für die MotoGP-Saison 2024 gesetzt? «Das Ziel wird vorerst sein, unser Verhältnis mit Aprilia aufzubauen und 2024-Material für unsere beiden Fahrer zu organisieren», berichtete Justin Marks im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Wir müssen das Team kennenlernen und die Bedürfnisse der Mannschaft ausfindig machen. Natürlich sehen wir uns auf dem Markt um und reden mit potenziellen Sponsoren. Wir haben schon eine Menge guter Gespräche geführt. Wir wollen auf diesem Gebiet erfolgreich sein und das MotoGP-Engagement nicht mit einem ‘shoe string budget’ beginnen. Davon abgesehen kümmern wir uns um die Errichtung eines großartigen Teams. Wir unterstützen Aprilia und werden für eine Stabilität rund um unser Team sorgen, damit wir mit der Zeit wachsen können.»

Übrigens: Das Roberts-KR-Team des dreifachen 500-ccm-Weltmeisters Kenny Roberts hat sich Ende der Saison 2006 aus der Königsklasse zurückgezogen, seither trat kein US-Team mehr an.

«King Kenny» hat nach der Trennung von Yamaha (Ende 1996) zuerst mit Geld von Modenas 500-ccm-Dreizylinder-Bikes gebaut, mit dem Geld des malaysischen Automobilherstellers Proton entwickelte er anschließend eigene 990-ccm-Fünfzylinder-Motorräder (2001 bis 2004), ehe er 2005 bis zum Brünn-GP die nicht ausgereiften 990-ccm-V4-Motoren von KTM einbaute. Schließlich leaste die KR-Truppe für den Rest der Saison und für 2006 Honda-RC211V-Motoren für die in England gebauten Eigenbau-Chassis. Nachher sperrte Kenny den Rennstall zu. 

Justin Marks hat in der NASCAR Cup-Serie innerhalb eines Jahres ein Siegerteam formiert. Er schaffte 2022 in der NASCAR-Serie den vierten Gesamtrang mit Ross Chastain im Chevy Camaro und sorgte für Aufsehen, als er Ex-Formel-1-Weltmeister Kimi Raikkönen zu einem NASCAR-Auftritt überredete.

Der Unternehmer gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Deshalb will die Trackhouse-Mannschaft in der MotoGP mittelfristig nicht einfach nur die Startplätze füllen. «Im Moment sind wir vorrangig damit beschäftigt, ein gutes Team auf die Beine zu stellen», betonte Justin Marks gegenüber SPEEDWEEK.com. «Doch in Zukunft wollen wir die besten Fahrer der Welt ansprechen und überzeugen, die bisher alle nur in Werksteams fahren wollen. Irgendwann können wir dann über Podestplätze und Siege reden.»

Wer die Kosten aus der NASCAR (National Association for Stock Car Auto Racing) kennt, kann sich ausmalen, dass die MotoGP-WM das Trackhouse Racing Team finanziell nicht überfordern wird. Denn ein Top-Team in der NASCAR Cup-Serie erwirtschaftet einen Umsatz von US-Dollar 180 bis 200 Millionen Dollar. Ein Hauptsponsor bezahlt für ein Team je nach Erfolgschancen zwischen $ 5 bis 35 Millionen.

Zum Vergleich: In der Formel 1 bezahlte Red Bull in den Jahren 2014 bis 2016 für die zwei Teams Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso insgesamt 54 Millionen Euro pro Jahr an Renault – nur für die leistungsschwachen und unzuverlässigen Hybrid-Antriebseinheiten.

Ein renommiertes MotoGP-Team kann hingegen mit 12 bis 15 Millionen Euro betrieben werden; 7 Millionen davon steuert die Dorna bei.

Deshalb erkannte Red Bull-Konzernchef Didi Mateschitz schon einigen Jahren: «In der MotoGP kriegst du als Sponsor das beste Preis-Leistungsverhältnis.»

Die NASCAR beweist, dass auch mit einigermassen preiswerten Rennfahrzeugen spektakulärer Motorsport präsentiert werden kann. Bis zu 300.000 Zuchauer pro Event sind an der Tagesordnung.

Ein NASCAR-Rennauto kostet ca. $ 150.000.- (ohne Motor und Getriebe). Das Motorenpaket kann für die 36 bis 38 Rennen im Jahr für $ 2 Millionen geleast werden.

Ein renommiertes MotoGP-Team erhält allein von der Dorna 7 Millionen, wobei diese Summe je nach Anzahl der Grand Prix variiert.

Die Werke stellen für ein Leasingpaket in der MotoGP pro Fahrer und Saison zwischen 2,2 bis 2,5 Millionen Euro in Rechnung. Diese Summe kann sich aber erhöhen, sie ist abhängig von der Spezifikation und von der Zahl der erwünschten Technik-Updates.

Trackhouse Aprilia Racing will den Weg zur Spitze abkürzen, die Zeit nicht mit Material von 2023 vergeuden und statt der geplanten RS-GP23 die neuesten Werksmaschinen von Aprilia leasen.

Dieser Plan motiviert die Fahrer Miguel Oliveira und Raúl Fernández, lockt mehr Sponsoren an – und ebnet für 2025 die Gespräche mit den allerbesten Fahrern der Welt. 


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