MotoGP: Marquez oder Martin ins Ducati-Werksteam?

Bringt 2024 den «echten Morbidelli» zum Vorschein?

Von Nora Lantschner
Franco Morbidelli wechselt für 2024 zu den Team-Weltmeistern von Prima Pramac und damit auf eine aktuelle Ducati-Werksmaschine. Teammanager Gino Borsoi zeigt sich angetan vom MotoGP-Vizeweltmeister 2020.

Vor der MotoGP-Saison 2024 wurden die Karten kräftig durchgemischt: Nur fünf von elf Fahrerduos blieben unverändert, das Aprilia-Kundenteam hat mit Trackhouse einen neuen Eigentümer und dazu kommt mit Moto2-Weltmeister Pedro Acosta ein vielversprechender Rookie in die Königsklasse.

Von den fünf Fahrern, die für die neue Saison einen Herstellerwechsel vollzogen, beherrscht Ducati-Neuling Marc Márquez die Schlagzeilen. Verständlich, schließlich nahm der achtfache Weltmeister dank einer frühzeitigen Vertragsauflösung nach elf Jahren, sechs MotoGP-Titeln, fünf Triple-Crown-Gewinnen, 59 GP-Siegen, 101 Podestplätzen und 64 Pole-Positions von seiner Repsol-Honda-Familie Abschied – um sich stattdessen auf eine Desmosedici GP23 aus der Vorsaison im privaten Gresini Racing Team zu schwingen.

Im Schatten des monumentalen Márquez-Wechsels geht fast unter, dass Franco Morbidelli als vielleicht größter Gewinner aus dem turbulenten Transferkarussell der Vorsaison hervorging: Von der strauchelnden M1 (Yamaha erlebte 2023 die zweite sieglose MotoGP-Saison nach 2003) steigt der Moto2-Champion von 2017 und MotoGP-Vizeweltmeister von 2020 bei Prima Pramac Racing auf eine Ducati GP24.

Als Yamaha-Werksfahrer erlebte «Franky» seit September 2021 eine mühsame Zeit, abgesehen von zwei vierten Plätzen bei speziellen Grip-Verhältnissen in Argentinien zu Beginn der Saison 2023 waren die Erfolgserlebnisse dünn gesät. Auf einer aktuellen Werksmaschine aus Borgo Panigale verfügt der 29-jährige VR46-Schützling 2024 an der Seite von Vizeweltmeister Jorge Martin über beste Voraussetzungen, um sich an der Spitze zurückzumelden. Werden wir den alten «Morbido» wiedersehen? Immerhin gewann er 2020 auf dem Weg zum Vizetitel in der verkürzten Corona-Saison drei MotoGP-Rennen.

Pramac-Teammanager Gino Borsoi traut dem Neuzugang zu, an vergangene Erfolge anzuknüpfen: «Ich bin überzeugt, dass sich Franco zunächst einmal gut in unserer Mannschaft und mit Sicherheit auch sehr gut auf dem besten Motorrad im Feld zurechtfinden wird. Es wird dann an uns liegen, daran zu arbeiten und Franco Morbidelli wieder dahin zu bringen, wo er aus meiner Sicht hingehört. Wir dürfen nicht vergessen, dass er 2020 um den WM-Titel gekämpft hat. In den vergangenen zwei Jahren haben wir nicht den echten Morbidelli gesehen. Ich hoffe wirklich, dass wir ihn 2024 wiedersehen werden. Ich hoffe, dass wir um Podestplätze und auch um etwas Größeres kämpfen werden.»

«Es ist klar, dass es ein langer Weg ist», räumte der 49-jährige Italiener mit Blick auf seinen Landsmann ein. «Es wird eine Phase geben, in der er sich anpassen und verstehen muss, wie die Mannschaft arbeitet. Mit dem Talent, das er mitbringt, glaube ich aber nicht, dass er lange brauchen wird.»

«Es ist eines der wichtigsten Ziele der Prima-Pramac-Mannschaft, Morbidelli dahin zurückzubringen, wo er hingehört», machte Borsoi im Gespräch mit SPEEDWEEK.com deutlich.

Die ersten Schritte der Zusammenarbeit wurden Ende November beim Valencia-Test gesetzt. Welchen Eindruck hinterließ Morbidelli bei seinem ersten Einsatz in der Pramac-Box? «Es war erst ein Tag – oder eineinhalb Tage, weil wir uns auch am Montag gesehen haben. Das ist wenig Zeit, um ein Urteil abgeben zu können», schickte Borsoi voraus. «Er scheint mir aber ein fantastischer Kerl zu sein, er hat eine fantastische Persönlichkeit. Was ich bisher gesehen habe: Es scheint sehr einfach zu sein, mit ihm zu reden. Er ist sehr offen, er hört zu, wenn es darum geht, was er braucht. Ich glaube, dass wir dank dieser Eigenschaften von Anfang an sehr gut miteinander arbeiten werden.»

«Wahrscheinlich werden diese Eigenschaften auch diesen Weg beschleunigen, den er gehen muss, um konkurrenzfähig zu sein», fügte Gino Borsoi an. «Es ist eine Freude, so eine Person in der Box zu haben – ein Fahrer mit einem sonnigen Gemüt und einem starken Willen zu zeigen, dass er noch der Franco Morbidelli ist.»

Ergebnis Valencia-Test (28. November 2023):

1. Viñales, Aprilia, 1:29,253 min
2. Binder, KTM, + 0,028 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,093 sec
4. Marc Márquez, Ducati, + 0,171
5. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,263
6. Alex Márquez, Ducati, + 0,385
7. Di Giannantonio, Ducati, + 0,409
8. Bastianini, Ducati, + 0,543
9. Miller, KTM, + 0,648
10. Marini, Honda, + 0,703
11. Bagnaia, Ducati, + 0,717
12. Quartararo, Yamaha, + 0,769
13. Mir, Honda, + 0,798
14. Augusto Fernández, KTM, + 0,824
15. Martin, Ducati, + 0,899
16. Morbidelli, Ducati, + 0,953
17. Zarco, Honda, + 1,030
18. Acosta, KTM, + 1,223
19. Rins, Yamaha, + 1,311
20. Crutchlow, Yamaha, + 1,512
21. Nakagami, Honda, + 1,723
22. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,059
23. Savadori, Aprilia, + 3,431

MotoGP-WM-Endstand 2023 nach 39 Rennen:

1. Bagnaia, 467 Punkte. 2. Martin 428. 3. Bezzecchi 329. 4. Binder 293. 5. Zarco 225. 6. Aleix Espargaró 206. 7. Viñales 204. 8. Marini 201. 9. Alex Márquez 177. 10. Quartararo 172. 11. Miller 163. 12. Di Giannantonio 151. 13. Morbidelli 102. 14. Marc Márquez 96. 15. Bastianini 84. 16. Oliveira 76. 17. Augusto Fernández 71. 18. Nakagami 56. 19. Rins 54. 20. Raúl Fernández 51. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 26. 23. Pol Espargaró 15. 24. Savadori 12. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 700 Punkte. 2. KTM 373. 3. Aprilia 326. 4. Yamaha 196. 5. Honda 185.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 653 Punkte. 2. Ducati Lenovo Team 561. 3. Mooney VR46 Racing 530. 4. Red Bull KTM Factory Racing 456 5. Aprilia Racing 410. 6. Gresini Racing 328. 7. Monster Energy Yamaha 274. 8. CryptoDATA RNF 134. 9. Repsol Honda 122. 10. LCR Honda 116. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 95.

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