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Davide Brivio: «Kann nicht gut Urlaub machen»

Von Rob La Salle
Er hat einst Valentino Rossi zu Yamaha geholt, wurde mit Suzuki Weltmeister und war Alpine F1-Renndirektor. Nach drei Jahren ist er als Trackhouse-Teamchef zurück in der MotoGP. Das sind seine ersten Eindrücke.

Mitte Dezember gab Alpine F1 bekannt, dass man sich vom 59 Jahre alten Italiener per Jahresende trennen würde, einvernehmlich wohlgemerkt, nachdem Brivios Rolle im Lauf der Zeit immer kleiner geworden war. Bereits am 7. Februar wurde er als Teamchef von Trackhouse MotoGP vorgestellt. «Ich war in Kontakt mit Trackhouse-Teamchef PJ Rashidi, der einst hinter Kimi Räikkönens NASCAR-Start bei Trackhouse steckte. Wir haben geplaudert, ich war ja auf dem Markt. Dann hat mich Besitzer Justin Marks angerufen, ob ich Interesse an einem Fulltime-Job hätte. Es war wahnsinnig kurzfristig. Ich flog ins Headquarter nach Charlotte, und ab diesem Moment hatte er mich. Es war es sehr einfach für Justin, mich zu überzeugen.» Pause: «Ich bin ohnehin nicht so gut darin, Urlaub zu machen.»

Was die Entscheidung beeinflusst hat: «Ich hatte immer ein Interesse für US-Motorsport und ganz besonders für NASCAR. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.» Für Trackhouse ist der erfahrene Brivio ein Glücksfall. So seriös und erfolgreich der Rennstall in den USA auch unterwegs ist: Europa und MotoGP ist da nochmal eine andere Baustelle. Der bestens vernetzte Davide Brivio, der mit Aprilia-Rennchef Massimo Rivola gut befreundet ist, kann als Idealbesetzung für die Amis gesehen werden. Was dem Italiener an Trackhouse-Eigner Justin Marks gefiel: «Er war selbst Racer und ist im Herzen noch immer einer. Das macht es einfach, mit ihm zu kommunizieren.» Und natürlich hofft er, dass sich NASCAR und MotoGP bei Trackhouse gegenseitig befruchten «dass wir Dinge anders machen, als sie bisher gelaufen sind, wo es sinnvoll ist. Ich liebe es, Kulturen zu mixen und das Beste für mein aktuelles Aufgabenfeld zu übernehmen.»

Kompletterer Manager

Was nimmt er von seinen Formel-1-Jahren bei Alpine mit? «Ich habe gesehen, wie ein Team mit fast 1.000 Mitarbeitern funktioniert. Ich bin happy, das erlebt zu haben. Gewisse Probleme in der MotoGP werde ich mit diesem Wissen künftig hoffentlich anders angehen. Es gibt in jeder Spielart des Motorsports etwas zu lernen. Heute bin ich hoffentlich kompletter als ich es nach meinem Abschied bei Suzuki war. Außerdem finde ich, ich bin ruhiger geworden.»

Wie schätzt er die Aufgabe bei Trackhouse Aprilia ein? «Natürlich wird es schwierig. Ducati war dominant in den letzten Jahren. Aber gemeinsam mit KTM hat Aprilia das Zeug, erster Herausforderer zu sein. Schon in der Vergangenheit haben andere Hersteller unsere Bikes kopiert. Das ist ein Kompliment. Unser Bike für 2024 ist ein großer Schritt. Auch Ducati hat jahrelang gebraucht, um so gut zu werden, wie sie heute sind. Diesen Weg wünsche ich mir für Aprilia. Aprilia ist schon heute eine der besten Adressen in der MotoGP, und die Kommunikation zwischen Massimo und mir ist sehr einfach, sehr direkt.»

Worauf er sich einstellen muss, ist die höhere Schlagzahl in der Entwicklung seit seinen Suzuki-Jahren: «Ganz sicher: Der Unterschied zwischen einem 2024er und einem 2020er-Bike ist größer als jener zwischen einem 2020er und einem 2016er. Mit all der Aerodynamik sind die Fahrer gezwungen, neue Fähigkeiten erwerben. Selbst innerhalb einer Marke wird es welche geben, die mit dem Bike besser zu Rande kommen als andere. Früher gab es in solchen Fällen große Schrauben, an denen man da drehen konnte: Motor, Chassis, Fahrwerk. Heute sprechen wir von Nuancen in den Rundenzeiten zwischen den Herstellern. Das verändert den Job der Fahrer. Alles ist feinfühliger geworden, jedes Detail zählt. Als Miguel Oliveira direkt von der RS-GP22 auf das 2024er-Modell gewechselt ist, hat sich das für ihn fast wie ein Markenwechsel angefühlt, erzählt er.»

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