Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Analyse: Übernimmt die F1 MotoGP?

Von Simon Patterson
Spanische Medien berichten, Liberty Media, Rechte-Inhaber der Formel 1, befinde sich in Verhandlungen über eine Übernahme von MotoGP-Promoter Dorna Sports. Wie realistisch ist ein Königsklassen-Monopol?

In den vergangenen Tagen wurde das Rumoren aus Spanien lauter: Formel-1-Eigentümer Liberty Media, so heißt es, sei interessiert daran, Dorna Sports, den Promotor von MotoGP und Superbike-WM, zu übernehmen. Sollte der Vierrad-Platzhirsch tatsächlich daran interessiert sein, sich die Königsklassen auf zwei Rädern einzuverleiben, dann dürfte geltendes EU-Recht diese Pläne jedoch recht rasch und eindeutig durchkreuzen.

Ursprung der jüngsten Gerüchte war ein Bericht in der spanischen Wirtschaftszeitung Expansión, wo von Vorbereitungen seitens Liberty Media berichtet wurde, ein Angebot zur Übernahme einer Mehrheit seines spanischen Konkurrenten vorzubereiten. Preis: 4 Milliarden Dollar.

Schon vor zwei Monaten hatte Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta damit aufhorchen lassen, dass die Firma tatsächlich auf dem Markt sei, auch wenn das nie formell verlautbart wurde: «Ich bestätige Gerüchte über einen Verkauf, aber ich möchte wissen, wer sie verbreitet,» ließ er sich letzten Dezember von der italienischen Tageszeitung «La Repubblica» zitieren. «Aktuell gehören gut 20 Prozent von Dorna den Mitarbeitern, und ich habe die Mehrheit. 39 Prozent sind bei Bridgepoint, 38 Prozent bei einem kanadischen Staatsfonds. Alles kann zu jeder Zeit passieren, aber es ist noch nicht passiert.»

Selbst wenn die beiden Parteien aktuell tatsächlich in Gesprächen sein mögen, erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass die EU-Kommission eine Fusion von F1 und MotoGP genehmigen würde. Der Grund ist einfach: Schon in der Vergangenheit ist sie eingeschritten, um genau diese Situation zu verhindern. Zuletzt hatte sie sich ins Motorsport-Geschäft eingeschaltet, als der Investmentfond CVC Capital Partners – damals Mehrheitseigner von Dorna Sports – ein Angebot abgegeben hatte, um 71 Prozent der Anteile an der Formel 1 zu erwerbendie dann 2018 an Liberty Media verkauft wurden.

Damals sagte die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes (NED), dass die Zusammenlegung von beiden «den Wettbewerb bezüglich des Verkaufs der TV-Rechte für diese Events signifikant reduzieren» würde, und erlaubte CVC den Erwerb der F1 nur, wenn sie die MotoGP verkauften – etwas, dem sie schließlich zugestimmt haben. Dadurch kamen die aktuellen Besitzer Bridgepoint ins Spiel.

«Würden die zwei populärsten Motorsport-Events in der EU, Formel 1 und MotoGP, in die Hände eines Eigentümers fallen», so Kroes, «bestünde das Risiko von Preissteigerungen bei den TV-Rechten für diese Events und eine Verringerung der Auswahl für die Verbraucher. Ich bin überzeugt, dass die von CVC eingegangene Verpflichtung dieses Risiko beseitigt.» Im Klartext: Ihr bekommt die F1 nur, wenn ihr euch von MotoGP trennt.

In Anbetracht der Tatsache, dass diese rechtlichen Bedenken sicherlich bis heute bestehen – insbesondere da die Formel 1 durch die sehr erfolgreiche Netflix-Doku «Drive to Survive» im Aufwind ist, während die MotoGP mit einem schrumpfenden Publikum und sinkenden Zuschauerzahlen kämpft – ist es wahrscheinlich, dass jeder Versuch von Liberty Media, Kontrolle über beide Serien zu erlangen, eine ähnliche Antwort der sehr mächtigen EU-Kommission erhalten würde.

Eine schriftliche Nachfrage bei der Dorna seitens SPEEDWEEK.com zu dieser Causa blieb bis dato unbeantwortet.

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