MotoGP-Status quo II: Elf Piloten auf Jobsuche
Noch bevor sich ein Rad zur diesjährigen MotoGP-Saison in Bewegung setzte, war klar, dass die 75. Kampagne zur Motorrad-Straßen-WM von außergewöhnlicher Transfer-Dynamik geprägt sein würde. Denn die große Mehrheit der 22 Piloten ging in Katar mit dem Wissen auf die Strecke, dass ihr Arbeitsvertrag nach dem letzten GP 2024 endet. Lediglich Brad Binder, Pedro Acosta, Luca Marini und Johann Zarco besaßen Vereinbarungen, einschließlich 2025.
Zunächst wurde Weltmeister Pecco Bagnaia vom Markt geholt. In großer gegenseitiger Zuneigung einigte man sich mit dem Start der Saison auf eine Zusammenarbeit bis einschließlich 2026. Im Zuge großer Voraussicht bestätigte Ducati nur zwei Wochen später, dass auch Moto2-Pilot Fermin Aldeguer ab 2025 auf einer Desmosedici ausrücken wird. Den nächsten lauten Schuss setzte Yamaha mit der doch überraschend verlängerten Vereinbarung mit Fabio Quartararo, ebenfalls bis Ende 2026.
Dann legte wiederum KTM nach, beorderte Super-Rookie Pedro Acosta ins Werksteam und weitete die Vereinbarung vorsichtshalber frühzeitig aus. Nur zwei Tage später, es war der Tag nach dem Mugello-GP, verkündete Aprilia mit Stolz die Ankunft von Jorge Martin. Damit war auch gewiss, dass Marc Márquez im Ducati-Werksteam landet. Kaum war die entsprechende Bestätigung seitens Ducati-Corse erfolgt, sackte KTM mit Vinales und Bastianini sofort die nächsten Topfahrer ein.
Das gesamte Vertrags-Feuerwerk der MotoGP ist aber noch lange nicht gezündet. Diese elf Piloten haben eine Woche vor der Reise zum achten GP der Saison 2024 in Assen noch kein Ticket für 2025:
Marco Bezzecchi (VR46). «Bez» wird mit Aprilia in Verbindung gebracht. Dort wartet die volle Anerkennung als Werksfahrer sowie ein anerkannt siegfähiges Arbeitsgerät. Eine offizielle Bestätigung wird in Kürze erwartet.
Fabio Di Giannantonio (VR46). Der Italiener, der sich in den letzten 12 Monaten positiv entwickelte, wird auch 2025 in der Topliga zu sehen sein. Aufgrund seiner Leistungen hat «Diggia» mehrere Optionen. Möglich ist vor allem auch, dass der Römer seine Karriere bei VR46 Racing fortsetzt.
Alex Márquez (Gresini): Dank sehr guter Chemie im Team und Platz 10 in der WM ist ein Verbleib bei Gresini die erste Option für den jüngeren Bruder von Marc Márquez.
Franco Morbidelli (Pramac). Der letzte und auch am schlechtesten platzierte Ducati-Pilot, ohne Vertrag für 2025. Als sehr wahrscheinlich gilt, dass «Morbido» zu VR46-Racing wechselt – wenn Bezzecchi bei Aprilia-Racing unterschreibt.
Miguel Oliveira (Trackhouse). Statt des erhofften Durchbruchs bei Aprilia schlägt sich der Portugiese unter Wert. Der aktuelle 15. der Tabelle wäre ein Kandidat für Yamaha, erst recht, wenn es zur neuen Allianz mit Pramac Racing kommt. Doch Oliveira wird ebenfalls mit Aprilia über einen Verbleib in der Trackhouse-Mannschaft verhandeln.
Raul Fernandez (Trackhouse). Der junge Spanier befindet sich in einer Aufwärtsspirale. Zudem erhält Fernandez ab Silverstone ein 2024er-Upgrade. Aprilia hat Interesse, das Talent zu halten.
Joan Mir (Honda). Zunächst deutete alles darauf hin, dass der Weltmeister nach der zweiten Katastrophen-Saison in Folge seine Sachen packt. Mir war ebenfalls mit Aprilia in Kontakt. Doch mit vielen guten Worten und noch mehr Geld deutet nun doch alles auf einen Verbleib des Spaniers im Honda-Werksteam hin.
Taka Nakagami (LCR). Für den routinierten Japaner ist es eine extreme – und wahrscheinlich letzte Saison als MotoGP-Pilot. Die Chance, dass der mittlerweile 32-Jährige die Dauerkrise bei Honda überlebt, ist nicht hoch.
Alex Rins (Yamaha). Der sechsfache MotoGP-Sieger leidet unter der noch schwachen Performance der Yamaha-M1 – und unter den Langzeitfolgen seiner schlimmen Beinverletzung vor einem Jahr. Als 20. der WM ist die Liste der Optionen kurz; ein Verbleib bei Yamaha wird auch von der Entscheidung für oder gegen ein Yamaha-Kundenteam abhängen.
Jack Miller (KTM). Der Vertrag des Australiers bei KTM wurde nicht verlängert. Als Ex-Pramac-Pilot käme eine Rückkehr ins Team von Paolo Campinoti infrage. Doch nach dem Weggang von Jorge Martin wird ein neuer Siegfahrer gebraucht und ob «Thriller Miller» den hohen Erwartungen gerecht werden kann, ist fraglich.
Augusto Fernandez (GASGAS). Zu selten ließ der Spanier bisher sein Können aufblitzen. Der Moto2-Champ von 2022 kämpft um den Verbleib in der Klasse und gegen die stärksten Moto2-Piloten und potenziell nächsten MotoGP-Rookies.