ADAC Sachsenring Classic mit viel GP-Historie

Carlos Checa mit der Yamaha YZR500 OWL6 beim Sachsenring-GP 2001
Bei der vom 2. bis 4. Mai stattfindenden ADAC Sachsenring Classic wird so mancher namhafter Ex-Rennfahrer am Start sein. Zudem glänzt die nunmehr siebente Klassik-Veranstaltung auf der Traditionsrennstrecke vor den Toren Hohenstein-Ernstthals wieder mit edler Renntechnik vergangener Tage.
So bringt zum Beispiel der Schweizer Holger Lange eine echte Rarität, wenngleich eine Replika, aus dem Hause Honda mit. Die Sechszylinder RC174 mit 350 ccm Hubraum ist mit ihrer ausgeklügelten Technik ein absoluter Augen-, vielmehr jedoch ein Ohrenschmaus. Die Original-Maschine wurde beim Grand Prix unter anderem vom Briten Mike Hailwood eingesetzt. Die Honda RC174 ist die große Schwester der RC166 mit ebenfalls sechs Zylindern, jedoch nur 250 ccm Hubraum. Während mit dieser in den Jahren 1966 und 1967 bei 26 Starts 17 Siege errungen wurden und sie damit eines der erfolgreichsten Motorräder in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft war, brachte es die 350er-Variante 1967 bei acht Starts auf sieben Siege. Von denen steuerte der große Mike Hailwood allein sechs bei. In jenem Jahr wurde er in den beiden mittleren Klassen Doppel-Weltmeister. Eine solch selten gesehene und nur in geringer Stückzahl nachgebaute Maschine ist nun dank Holger Lange bei der ADAC Sachsenring Classic 2025 zu bestaunen und dürfte die wahrscheinlich wertvollste Rennmaschine beim Event sein.
Noch besser als exklusive Renntechnik ist, wenn auch der Fahrer prominent ist. So zum Beispiel der Niederländer Jos Schurgers, der eine ebenfalls seltene Bridgestone mit 125 ccm Hubraum aus dem Produktionsjahr 1972 mitbringt. In den 1960er-Jahren hatte sich der japanische Reifen-Hersteller für kurze Zeit unter die Motorradbauer gemischt. Jos Schurgers war vom 175-ccm-Bridgestone-Motor der Serienmaschine so begeistert, dass er diesen zusammen mit dem deutschen Ingenieur Jörg Möller auf 125 ccm reduzierte und ein geschichtsträchtiges Unikat schuf. Mit seiner Bridgestone schlug 1973 seine große Stunde, als er in Spa-Francorchamps den Großen Preis von Belgien gewann. Es sollte sein einziger GP-Sieg und auch der einzige dieses Motorrades bleiben. Am Jahresende wurde Jos Schurgers damit WM-Dritter.
Helmut und Bernd Kassner werden je eine Suzuki RG 500 von 1976 bzw. 1978 pilotieren. Mit einem baugleichen Motorrad wurde Barry Sheene, ebenfalls aus Großbritannien, 1976 und 1977 Weltmeister der Halbliter-Klasse. 1981 und 1982 legten mit ihr die Italiener Marco Lucchinelli und Franco Uncini diesbezüglich nach.
Helmut Kassner ist seines Zeichens zweifacher Grand-Prix-Sieger, wenngleich er 1974 beim von den internationalen Spitzenfahrern wegen Sicherheitsbedenken boykottierten WM-Lauf auf der Nürburgring-Nordschleife die zu DM-Läufen verkommenen Rennen der Klassen bis 250 und 350 ccm (beide auf Yamaha) gewann.
Der Sohn seines in den 1950er-Jahren ebenfalls Rennen fahrenden Bruders Horst und somit sein Neffe Bernd Kassner war in den 1990er-Jahren ebenfalls WM-Pilot. Er glänzte als Privatfahrer mit beachtlichen, jedoch nicht mit überragenden Ergebnissen.
Ebenfalls aus dem Fabrikationsjahr 1976 ist die Yamaha TZ 750 D, die der dreifache DDR-Meister der 250-ccm-Zweizylinderklasse, der Thalheimer Lothar Neukirchner, mitbringen wird. Bei diesem Motorrad handelt es sich um ein sehr dicht an den Werksmotorrädern angelehnten Production Racer, mit dem der japanische Hersteller in der kurzen Ära der Formel-750-ccm-Weltmeisterschaft antrat und mit der der US-Amerikaner Steve Baker 1977 den ersten von nur drei ausgeschriebenen WM-Titeln gewann. Ihm taten es der Venezolaner Johnny Cecotto 1978 und der Franzose Patrick Pons, beide ebenfalls auf 750er Yamaha, gleich.
Steve Baker selbst wird ebenfalls bei der ADAC Sachsenring Classic am Start sein und seine damalige Yamaha YZR750 OW31 pilotieren, mit der er auch beim Daytona 200 zum Sieg fuhr.
Zu ihm gesellt sich der Spanier Carlos Checa, der sieben Saisons in der 500er-Königsklasse für Yamaha fuhr und dabei 13 Podiumsplätze erreichte. Er wird eine YZR500 OWL6 fahren, bei der es sich um eine Nachbildung jenes Motorrads handelt, mit dem er 2001 auf dem Sachsenring hinter seinem Teamkollegen Max Biaggi Zweiter wurde.
Mit der MuZ Weber 500 GP1 von 1999 bringt der 50-ccm-Vize-Weltmeister von 1979, der Schweizer Rolf Blatter, ein noch recht junges Motorrad mit. Bei ihr handelt es sich um jene Maschine, mit der das juristische Nachfolgeunternehmen der Zschopauer Kult-Marke letztmalig im Grand-Prix-Sport in Erscheinung trat. Pilotiert wurde diese damals primär vom mehrfachen italienischen Weltmeister Luca Cadalora und vom Niederländer Jurgen van den Goorbergh sowie fallweise vom Neuseeländer Simon Crafar, dem Australier Anthony Gobert und dem Japaner Noriyasu Numata.
Erfolgreichster Fahrer war damit Jurgen van den Goorbergh, der mit 40 Punkten WM-16. wurde. Vier dieser WM-Punkte erzielte er als Zwölfter beim Großen Preis von Deutschland auf dem (neuen) Sachsenring. Für die besten Platzierungen sorgten er und Luca Cadalora mit je einem achten Platz.
Weitere Infos unter: www.sachsenring-classic.de.