Tardozzi: Pecco bekommt’s im Kopf nicht auf die Reihe

Pecco Bagnaia (li.) mit Ducati-Lenovo-Teammanager Davide Tardozzi
Während Marc Marquez mit der Ducati Jahrgangsmodell 2025 eins ist, die Gegner meistens dominiert und in Le Mans die WM-Führung zurückerobert hat, strauchelt Ducati-Lenovo-Teamkollege Pecco Bagnaia. Von den bislang zwölf Rennen hat er nur eins gewonnen – weil Marc in Texas in Führung liegend gestürzt ist. Er sagt, das Motorrad würde ihm nicht das Gefühl vermitteln, das er brauche, um sein Potenzial ausschöpfen zu können.
«Ich wiederhole mich seit Saisonbeginn», hielt der Mann mit der Startnummer 63 in Frankreich fest, der sich bemüht, mit der GP25 besser zurechtzukommen. «Ich fahre jetzt ein bisschen anders und das funktioniert auch gut. Ich übe das ständig und nutze jetzt viel mehr die Hinterradbremse, auf Marcs Level bin ich aber noch nicht. Auch, weil ich diese Saison den Vorderreifen nicht spüre. Sobald ich Druck mache und mit Speed in die Kurven hineinbremse, merke ich, wie das Vorderrad kurz davor ist wegzurutschen. Das schränkt mich enorm ein. Marc könnte auch einen Traktor fahren und wäre konkurrenzfähig. Bei mir ist das anders, ich brauche ein gewisses Gefühl für das Motorrad, vor allem für den Vorderreifen.»
Immer wieder fragen Leser, weshalb Bagnaia nicht wie Alex Marquez oder Fermin Aldeguer mit dem Vorjahresmodell fährt und die GP25 in die Ecke stellt.
MotoGP ist zwar Prototypen-Sport, es gibt aber gewisse Einschränkungen bezüglich der Freiheiten für die Hersteller, Teams und Fahrer.
«Nach dem Ende der Meisterschaft 2024 haben wir zum folgenden Test in Barcelona das komplette 2025er-Motorrad mitgebracht», erklärte Ducati-Teammanager Davide Tardozzi im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Fahrer gaben Gigi Dall’Igna und den anderen Ingenieuren ihre Rückmeldungen, dem kompletten 2025er-Motor haben sie nicht zugestimmt. Sie sagten uns, in welchen Bereichen der neue Motor besser und schlechter ist. Also modifizierten Gigi und die Ingenieure diesen über den Winter und wir ließen diese Spezifikation für 2025 homologieren.»
Die Regeln sagen, dass bei Herstellern, die nicht unter die Konzessionsregeln fallen, pro Fahrer und Saison nur eine Motor-Spezifikation homologiert werden darf.
«Pecco könnte bis auf den Motor und das Aero-Paket alles vom 2024er-Bike verwenden», verdeutlichte Tardozzi. «Wir können homologieren lassen, was immer wir wollen. Aber ist es einmal homologiert, dann lässt sich das für die laufende Saison nicht mehr ändern.»
Diese Entscheidung war dieses Jahr besonders wichtig: Denn bis 27. Februar mussten Aprilia, Ducati und KTM mitteilen, welchen Motor sie bis Ende 2026 homologieren lassen. Da es ab 2027 ein neues technisches Reglement mit von 1000 auf 850 ccm reduziertem Hubraum gibt, wurde die Entwicklung der Motoren bis Ende 2026 aus Kostengründen eingefroren. Davon ausgenommen sind Honda und Yamaha, die sich derzeit im Konzessionsrang D befinden, was ihnen mehr Freiheiten einräumt, um so den Anschluss an die Spitze zu schaffen.
Während Bagnaia die Unterschiede zwischen seinem letztjährigen Motorrad und dem aktuellen als drastisch darstellt, relativiert Tardozzi. «Die 2025er-Maschine ist eine kleine Weiterentwicklung von 2024», hielt der 66-Jährige fest. «Wir sind zuversichtlich, dass unser neues Bike besser ist. Der Level dieses Jahr ist stärker gestiegen, als sich Pecco verbessert hat. Er muss sich mehr steigern und ich glaube, dass er dieses Potenzial hat. Bislang bekommt er das in seinem Kopf aber nicht auf die Reihe. Auf einigen Rennstrecken war er schneller als letztes Jahr. Wir schuften schwer, um ihm Vertrauen in jenen Momenten geben zu können, die er schildert. Auf der Bremse und am Kurveneingang war er immer der Beste. Wir kennen die Daten und wissen, wo er schnell ist. Diese Fähigkeit vermisst er, wir arbeiten daran, ihm diese zurückzubringen. Gelingt uns das, wird er mit Marc kämpfen – davon sind wir felsenfest überzeugt.»
Bagnaia wird also nicht mental eingebremst, weil er darunter leidet, dass ihm Marc Marquez die Show stiehlt, wie einige Beobachter mutmaßen? «Nein, auf keinen Fall, dafür lege ich meine Hände ins Feuer», unterstrich der sehr erfahrene und ebenso erfolgreiche Teammanager. «Es liegt an etwas anderem, das wir noch nicht herausgefunden haben. Er hat Marc noch nie erwähnt. Sie geben sich die Hand und reden gemeinsam über die Entwicklung. Es gibt viele kleine Dinge, die zeigen, dass die beiden miteinander auskommen. Ich habe das immer gesagt, aber einige wollen mir nicht glauben.»
Ergebnisse MotoGP Le Mans, Rennen (11. Mai):
1. Johann Zarco (F), Honda, 26 Runden in 45:47,541 min
2. Marc Márquez (E), Ducati, +19,907 sec
3. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +26,532
4. Pedro Acosta (E), KTM, +29,631
5. Maverick Viñales (E), KTM, +38,136
6. Takaaki Nakagami (J), Honda, +59,527
7. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1:10,302 min
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +1:10,363
9. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +1:25,791
10. Ai Ogura (J), Aprilia, +1:26,529
11. Luca Marini (I), Honda, +1:32,535
12. Alex Rins (E), Yamaha, +1:35,357
13. Enea Bastianini (I), KTM, 1 Runde zurück
14. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 1 Runde zurück
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, 1 Runde zurück
16. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1 Runde zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 4 Runden zurück
– Miguel Oliveira (P), Yamaha, 8 Runden zurück
– Brad Binder (ZA), KTM, 20 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), Yamaha, 21 Runden zurück
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 23 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 26 Runden zurück
Ergebnisse MotoGP Le Mans, Sprint (10. Mai):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 13 Runden in 19:49,022 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +0,530 sec
3. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +2,164
4. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,840
5. Maverick Viñales (E), KTM, +5,285
6. Johann Zarco (F), Honda, +7,939
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +8,367
8. Alex Rins (E), Yamaha, +8,930
9. Joan Mir (E), Honda, +9,858
10. Raúl Fernández (E), Aprilia, +11,599
11. Jack Miller (AUS), Yamaha, +12,238
12. Luca Marini (I), Honda, +12,458
13. Enea Bastianini (I), KTM, +12,540
14. Ai Ogura (J), Aprilia, +13,610
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, +13,752
16. Takaaki Nakagami (J), Honda, +15,381
17. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +15,904
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +27,507
19. Pedro Acosta (E), KTM, +28,342
20. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +44,807
– Brad Binder (ZA), KTM, 9 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 12 Runden zurück
WM-Stand nach 12 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 171 Punkte. 2. A. Marquez 149. 3. Bagnaia 120. 4. Morbidelli 85. 5. Di Giannantonio 74. 6. Zarco 72. 7. Quartararo 56. 8. Aldeguer 48. 9. Acosta 46. 10. Ogura 43. 11. Viñales 40. 12. Bezzecchi 38. 13. Marini 37. 14. Binder 32. 15. Bastianini 31. 16. Rins 23. 17. Miller 19. 18. R. Fernandez 15. 19. Mir 12. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 217 Punkte. 2. Honda 85. 3. KTM 76 4. Yamaha 72. 5. Aprilia 62.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 291 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 197. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 159. 4. Monster Energy Yamaha 79. 5. Red Bull KTM Factory Racing 78. 6. LCR Honda 72. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 71. 8. Trackhouse MotoGP Team 58. 9. Honda HRC Castrol Team 49. 10. Aprilia Racing 46. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 24.