Marc Marquez (Ducati) weiß: «Jeder hat seinen Preis»

Marc Marquez
Ducati-Werkspilot Marc Marquez holte beim Italien-GP in Mugello mit seinen zwei Siegen im Sprintrennen und im Grand Prix das Punktemaximum. In der Gesamtwertung liegt der 32-Jährige mittlerweile 40 Punkte vor seinem Bruder Alex. Auf Teamkollege Pecco Bagnaia hat er bereits 110 Punkte Vorsprung.
In Mugello stapelte der achtfache Weltmeister zunächst tief – es sei eine Strecke, auf der er sich gegen Bagnaia und seinen Bruder verteidigen müsse. Dann dominierte MM93 in den Rennen. Im Grand Prix lieferten sich die drei zu Beginn ein packendes Duell um die Führung. «Für mich waren es die besten sechs Runden in diesem Jahr – es war ein schöner Kampf zwischen mir, Alex und Pecco.»
Bagnaia konnte dann seinen beiden Kontrahenten nicht mehr folgen, am Ende wurde er auch noch von Fabio Di Giannantonio (VR46 Ducati) überholt. Während der Italiener mit der GP25 zu kämpfen hat und über mangelndes Gefühl für das Vorderrad klagt, kommt Marc Marquez mit der aktuellen Ausbaustufe der Desmosedici bestens zurecht. «Ich fühle mich okay und komfortabel damit. Es ist aber offensichtlich, dass Rennmotorräder nie perfekt sind», betonte er. «Du musst dich an die jeweilige Situation anpassen, und du hast nie das gleiche Gefühl mit dem Bike. Auch in Mugello veränderte sich das Gefühl von Samstag auf Sonntag, ebenso vom Vormittag auf den Nachmittag. Der Fahrstil ist dann jeweils unterschiedlich. Als ich ein Kind war, sagte jemand zu mir, der nicht mehr unter uns weilt: ‘Bei einem Rennmotorrad hast du immer irgendwelche Probleme, denn du pushst das Bike bis zum Limit.’ An dieses musst du dich jedes Mal hinarbeiten.»
Einer, der es in diesem Jahr sehr gut versteht, ein MotoGP-Bike am Limit zu bewegen, ist Alex Marquez. «Was Alex macht, ist unglaublich. Offiziell ist er mit dem Vorjahresbike in einem Satellitenteam unterwegs – es ist ein hervorragendes Team, aber sie haben nicht dieselben Tools wie ein Werksteam. Was er im Gresini-Team macht, überrascht mich nicht, denn ich habe mit ihnen zusammengearbeitet – sie sind sehr professionell», ist sich der Spanier sicher. «Ich kenne aber auch meinen Bruder. Wenn er die richtigen Werkzeuge zur Verfügung hat, dann ist er dazu in der Lage, alles zu erreichen. Sein Level ist sehr hoch, aus diesem Grund gewann er auch in der Moto3 und Moto2. Und bei den ersten neun Rennen dieser Saison war er einer der härtesten Gegner, die ich jemals hatte – er ist sehr schnell und konstant und hat viele Stärken.» Könnte Alex Marc schlagen, wenn in dieser Saison beide im selben Team wären? «Ja, er hat mich in einigen Rennen in diesem Jahr bereits besiegt. Auch zu Hause hat er mich beim Training schon einige Male geschlagen. Alex kann jeden schlagen, so wie in der Vergangenheit», sagte Marc Marquez über seinen jüngeren Bruder.
Am 23. Juni wurde von der Europäischen Kommission die Übernahme der Dorna durch den US-Konzern Liberty Media genehmigt. In Zukunft wird sich dadurch einiges ändern in der MotoGP. Wie offen ist Marc Marquez für Veränderungen? «Ich denke, es ist sehr gut für die Meisterschaft, denn sie haben bislang in anderen Sportarten gute Dinge vollbracht – etwa in der Formel 1», meinte er. «Natürlich hat jeder Sport seine Eigenheiten. Man kann zum Beispiel in der MotoGP nicht dieselbe Atmosphäre kreieren wie in der Formel 1 und umgekehrt. Man muss sich über die Ziele im Klaren sein und darüber, was die Fans wollen. Aber sie sind sehr gut darin.» Liberty Media wird in Sachen Vermarktung einige neue Ideen einbringen, wo auch die Fahrer mitspielen müssen. «Jeder hat seinen Preis», schmunzelte Marquez. «Am Ende bin ich aber ein MotoGP-Pilot und ich benötige die Zeit mit meinem Team – darauf liegen meine Prioritäten»