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100 Jahre TT Assen: Meilensteine in der Kathedrale

Von Thorsten Horn
In Assen wird an diesem Wochenende gefeiert

In Assen wird an diesem Wochenende gefeiert

Bei der Superbike-WM im April wurden bereits 100 Jahre TT Circuit Assen (verhalten) gefeiert. Die große Geburtstagsparty steigt an diesem Wochenende im Rahmen des Motul Grand Prix of the Netherlands.

100 Jahre ist der TT Circuit Assen nun alt, was an diesem Wochenende in der «Kathedrale der Geschwindigkeit» groß gefeiert wird, rein sachlich aber nicht ganz richtig ist. Denn die erste niederländische TT wurde zwar am Samstag, 11. Juli 1925, ausgetragen, doch dazu wurde südöstlich von Assen ein 28,4 km langer Dreiecks-Straßenkurs zwischen den Orten Rolde, wo sich Start/Ziel befand, Borger und Schoonloo hergerichtet. Für die Organisation war der Motorclub Assen & Omstreken verantwortlich, sodass man das mit den 100 Jahren TT Circuit durchaus stehenlassen kann.

1926 rückte ein neuer, ähnlich langer Straßenkurs näher an Assen heran und die dritte Dutch TT 1927 erhielt aufgrund der Teilnahme einiger ausländischer Fahrer, unter ihnen der irische Norton-Werksfahrer Stanley Woods, den Status eines internationalen Rennens.

Mit neuer Organisationsform «Stichting Circuit van Drenthe» wurde ab 1936 der «Grand Prix van Nederland des KNMV» (Königlicher Niederländischer Motorsport Verband) veranstaltet.

Nur ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg, 1946, wurde der Rennbetrieb in Assen wieder aufgenommen und ein Jahr später internationale Rennen mit namhaften Fahrern der damaligen Zeit ausgetragen.

Als 1949 vom Motorrad-Weltverband FIM die erste Weltmeisterschaft auf der Rundstrecke ins Leben gerufen wurde, war Assen von Beginn an dabei. Sechs Läufe umfasste der damalige Kalender, wobei Assen nach der Insel Man in der Irischen See und Spa-Francorchamps der dritte Weltmeisterschaftslauf der Geschichte war. In die Siegerliste trugen sich der Italiener Bruno Ruffo (Mondial, 125 ccm), der Brite Bob Foster (Velocette, 350 ccm) und der Italiener Umberto Masetti (Gilera, 500 ccm) ein. Sie alle gehörten am Jahresende neben Dario Ambrosini (I, Benelli, 250 ccm) und Eric Oliver/Lorenzo Dobelli (GB/I, Norton, Seitenwagen) auch zum erlesenen Kreis der ersten Champions.

1955, vor fast auf den Tag genau 70 Jahren, stand die 25. Dutch TT an, die auf einer neuen permanenten Rennstrecke ausgetragen wurde. Sie war 7,7 km lang und lag weitgehend in dem Bereich, den wir heute als TT-Circuit kennen. Dort konnten auch die einst glorreichen Seitenwagen ins Programm aufgenommen werden.

Der erste Meilenstein in Sachen Zuschauer wurde 1962 gesetzt, als die 100.000er-Marke geknackt wurde. Konkret kamen damals 101.992 zahlende Fans zur 32. Dutch TT.

Den nächsten großen Umbau und die Verkürzung auf 6,049 km erfuhr der Kurs 1984. Auf dieser Variante unterbot Valentino Rossi 2004 erstmals die Zwei-Minuten-Grenze für eine gefahrene Runde und erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits von 180 km/h.

Die letzte gravierende Strecken-Kosmetik erfuhr die längst zur Kultstätte erhobene Piste 2010, indem sie anlässlich der 80. Dutch TT auf die heutigen 4,542 km verkürzt wurde.

2016 wurde erstmals mit der Tradition gebrochen, dass der Renntag nicht ein Samstag, sondern, wie überall sonst auf der Welt üblich, ein Sonntag war.

2019 erlebte der Kurs mit 167.000 Zuschauern die bestbesuchte Dutch TT. Von Beginn an dabei und jedes Jahr im WM-Kalender bescherten 2020 die behördlichen Corona-Verbote Assen das erste und einzige Jahr, indem keine Dutch TT ausgetragen wurde. Ungeachtet dessen ist die Traditionsrennstrecke mit ihrem in diesem Jahr 76. WM-Lauf unangetasteter Spitzenreiter vor Brünn – die Strecke in Tschechien wird es vom 18. bis 20. Juli auf 52 Läufe zur Motorrad-WM bringen.

Besondere Nationalfeiertage wurden in Assen bei Siegen durch einheimische Piloten zelebriert. Den ersten Heimsieg feierte 1968 Paul Lodewijkx auf einer Jamathi im Rennen der 50-ccm-Klasse. Noch erstaunlicher, weil in der Königsklasse bis 500 ccm und gegen die Weltspitze errungen, waren die Siege von Will Hartog 1977 und Jack Middelburg 1980. 1989 schenkte Hans Spaan seinen Landsleuten im Rennen der Achtelliterklasse einen weiteren Solo-Sieg und Egbert Streuer war 1987 mit Bernard Schnieders und 1991 mit Paul Brown bei den Seitenwagen siegreich.

Die meisten Grand-Prix-Siege in Assen errang nicht Rekord-Weltmeister und -Grand-Prix-Sieger Giacomo Agostini, sondern Angel Nieto mit deren 15. Zwischen 1970 und 1984 war der Spanier in den kleinen Hubraumklassen bis 50 und 125 ccm erfolgreich. Dabei feierte er in drei Jahren Doppelsiege.

Agostini ist nur der zweiterfolgreichste Assen-Protagonist, der nach 14 Rennen der beiden großen Klassen bis 350 bzw. 500 ccm auf der obersten Podeststufe stand. Valentino Rossi und die Schweizer Seitenwagenlegende Rolf Biland bringen es auf je 10 Assen-Siege und Mike «The Bike» Hailwood auf neun.

An diesem Wochenende geht die 76. Dutch TT über die Bühne.


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